Das Al-Fashir Resistance Committee, eine Aktivistengruppe, wurde von der Nachrichtenagentur Reuters mit den Worten zitiert, mehr als acht Fassbomben hätten am Montag den Markt in der Stadt Kabkabiya in Nord-Darfur getroffen.
Die in der sudanesischen Hauptstadt Khartum ansässige Menschenrechtsorganisation "Emergency Lawyers" bezeichnete den Angriff als "entsetzliches Massaker", bei dem über 100 Menschen getötet und Hunderte weitere verletzt wurden, darunter auch Kinder.
"Dieser Angriff auf Zivilisten am Markttag ist ein eklatanter Verstoß gegen das Völkerrecht. Wir fordern eine sofortige Untersuchung dieses Verbrechens", schrieb die Organisation auf X/Twitter.
Der nordostafrikanische Staat ist seit Mitte April 2023 in einen brutalen Bürgerkrieg zwischen den nationalen Streitkräften (SAF) und den paramilitärischen Rapid Support Forces (RSF) verwickelt, der auf Konflikte beim geplanten Übergang zu einer zivilen Regierung zurückzuführen ist.
Der Konflikt, der zunächst in der Hauptstadt ausbrach, hatte sich schließlich über das ganze Land ausgebreitet und die laut UN größte Flüchtlingskrise der Welt ausgelöst. Ende letzten Monats berichteten die Vereinten Nationen, dass gefährdete Gruppen, darunter 4,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere oder stillende Frauen, unter akuter Unterernährung leiden.
Trotz regionaler und internationaler Bemühungen, beispielsweise von den USA und Saudi-Arabien geführte Friedensgespräche, sind die Zusammenstöße zwischen der SAF und der RSF, den ehemaligen Verbündeten des 2019 durch einen Staatsstreich gestürzten Führers des Landes, in den vergangenen Wochen eskaliert.
Die sudanesische Armee hat Berichten zufolge Städte in Nord-Darfur mit Luftangriffen angegriffen, während sie mit der RSF um die Kontrolle der Hauptstadt al-Faschir kämpfte, die als ihre letzte Hochburg in der Region gilt. Die RSF hat jedoch die Verantwortung für die Bombenanschläge auf dem Kabkabiya-Markt bestritten.
Beide Seiten haben sich in ihrem fast 20 Monate andauernden Machtkampf wiederholt gegenseitig beschuldigt, Kriegsverbrechen begangen zu haben. Im Oktober meldeten lokale Aktivisten mindestens 124 Tote bei einer neuen Angriffswelle und beschuldigten die paramilitärischen Kräfte, Massaker an der Zivilbevölkerung verübt zu haben.
In einer auf X/Twitter veröffentlichten Erklärung beschuldigten die "Emergency Lawyers" die RSF zudem des wahllosen Beschusses der von der Armee kontrollierten Stadt Omdurman, die auf der anderen Seite des Nils liegt und zum Bundesstaat Khartum gehört.
Nach Angaben der Gruppe wurden 14 Menschen getötet, als Kämpfer der RSF am Dienstag schwere Artilleriegranaten auf einen Passagierbus abfeuerten. Eine weitere Bombe fiel auf ein Haus und tötete sechs Mitglieder derselben Familie, hieß es. Die Regierung des Bundesstaates Khartum teilte ebenfalls mit, dass bei den Angriffen mehr als 65 Menschen getötet und Dutzende verwundet worden seien.
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