Tischtennis Mötzingen e.V. / Sebastian Schurer
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29.11.2024
Um in einem Sportverein eine Größe darzustellen, sind es nicht nur die sportlichen Qualitäten und Höchstleistungen, die den Ausschlag geben. Ginge es rein nach Triumphen und Ergebnissen, Sebastian Schurer würde im Mötzinger Tischtennisverein vermutlich keine Hauptrolle spielen. Anders verhält es sich beim Blick auf sein ehrenamtliches Engagement. „Wenn Sebbi gebraucht wird, ist er da“, sagt Vorstand Willi Baumann, „und er leistet wertvolle Arbeit im Hintergrund.“
Es ist wieder einmal Heimspieltag in der Mötzinger Gemeindehalle. Sebastian Schurer hat sein Einzel gerade beendet, nun sind die Kameraden am Tisch gefordert. Kaum ist ein Satz beendet, schreitet der 42-Jährige zur Tat und tippt das Ergebnis auf der kleinen Tastatur des Tablets ein. Die Zeiten eines Papier-Spielberichtsbogens sind mittlerweile vorbei. Zumindest in Mötzingen. „Über das Live-Scoring kann jeder im Internet gleich den aktuellen Spielstand einsehen“, sagt Schurer, der zuletzt dafür sorgte, dass alle vier Aktiventeams mit entsprechender Gerätschaft ausgestattet wurden. „Jede Mannschaft hat ihr eigenes Tablet für diesen Zweck“, sagt Willi Baumann, der immer wieder begeistert ist von Schurers innovativen Ideen. Noch ein Beispiel: „Dank Sebbi und unserem Raphael Gänßle sind wir vermutlich der erste Verein hier in der Gegend, der einen eigenen Fanshop hat“, betont Willi Baumann. Eine Tasse mit dem TTM-Logo? Oder ein Paar Badeschlappen? Mittlerweile kein Problem. „Das haben wir von unserem Bogenschützenverein abgeguckt, der mit dem Anbieter bereits zusammenarbeitet“, meint Sebastian Schurer, „erst neulich habe ich 20 Schals für interessierte Mitglieder bestellt.“
Der Ehrgeiz, auf Teufel-komm-raus sportlich die (Tischtennis-)Welt zu erobern, steht bei Sebastian Schurer seit einigen Jahren nicht mehr ganz oben auf der Prioritätenliste. „Punktspiele sind mir trotzdem wichtiger als Training“, gibt er zu. Im sportlichen Wettstreit mit der Konkurrenz wird dann natürlich trotzdem alles in die Waagschale geworfen, erst recht jetzt, nachdem die zweite Mannschaft der Mötzinger den Aufstieg in die Bezirksklasse realisiert hat. Und dort aber mal so richtig gefordert ist. „Der 9:7-Sieg über den Tabellenführer aus Herrenberg war natürlich grandios, da war eine Wahnsinnsstimmung in unserer Halle“, sagt er rückblickend. Es waren die einzigen Pluspunkte, die die Mötzinger Zweite bislang einfuhr. „Wir können als Außenseiter locker in jede Partie gehen“, meint Schurer, „und unser Ziel, nicht mit null Punkten aus der Saison zu gehen, haben wir schon mal erreicht.“ Über allem, so bekräftigt er, stehe sowieso der Spaß am Sport und das Vereinsleben.
Das Vereinsleben ist es, das bei Sebastian Schurer einen extrem hohen Stellenwert genießt. „An unseren Trainingsabenden sollte man schon rechtzeitig in der Halle sein, um einen der zehn Tische ergattern zu können“, berichtet er von einer derzeit außerordentlich guten Trainingsbeteiligung, „ansonsten kann es sein, dass man auch mal eine halbe Stunde auf einen freien Tisch wartet.“ Gut findet der Baisinger auch, dass im Training „jeder mit jedem“ spielt. „Da gibt es keine Hierarchie.“ Und auch die Oldies der Hobbygruppe würden sich beim TTM wohl fühlen. „Unabhängig von der Spielstärke werden bei uns im Verein alle gebraucht“, sagt Sebastian Schurer, der seit vielen Jahren die Internetseite des Vereins auf dem aktuellen Stand hält, „und auch ein etwas schlechterer Spieler kann schließlich mal Vereinsvorstand werden.“
Wie gut das Zusammengehörigkeitsgefühl und die Identifikation mit dem Verein ist, belegt laut Schurer die Tatsache, dass man an einem spielfreien Tag oder im Anschluss an eine eigene Partie zuweilen die anderen Mannschaften unterstützt. Egal, ob bei deren Heim- oder Auswärtsspielen. „Das war nicht immer so, früher ging auch mal jede Mannschaft ihre eigenen Wege. Aber in den letzten Jahren haben das die Vorstände wieder in die Spur gebracht“, sagt „Sebbi“ Schurer, „es ist mir wichtig, dass man hinterher auch noch gemeinsam beisammensitzt.“
Das Familiäre ist es, was Sebastian Schurer an „seinem“ Verein schätzt. Und er möchte nicht verleugnen, dass mancher Tischtennisspieler in Mötzingen schon auch seine „Besonderheiten“ hat. „Nicht jeder Charakter, der bei uns auftaucht, kommt auf Anhieb hier zurecht“, bekennt er, „Laut-Sprecher können es auch mal etwas schwerer haben.“ Der Wohlfühlfaktor bei Sebastian Schurer könnte derweil größer nicht sein. Was sich bei ihm auch im Ehrenamt niederschlug. Bereits in jungen Jahren agierte Schurer, der unter den Fittichen von Erich Sommer und Günter Hauser das Tischtennisspielen erlernt hat, als stellvertretender Jugendleiter. Von 2011 bis 2017 war er zweiter Vorstand, seit zwei Jahren ist er als Pressewart wieder Teil des Vereinsausschusses. „Im kommenden Jahr werden wohl einige aus dem Vorstandsteam aufhören“, blickt er voraus. Was nicht heißt, dass er dann seine Tätigkeiten im Verein beenden wird. Schließlich muss man nicht in gewählter Position sein, um originelle Ideen im Sinne des Vereins verwirklichen zu können.
An diesem Wochenende ist Sebastian Schurer mit der Mötzinger Zweiten gleich doppelt gefordert. Am Samstag geht es zuhause (18 Uhr, Gemeindehalle) gegen die SpVgg Warmbronn, am Sonntag gilt es in einer richtungsweisenden Partie im Abstiegskampf bei der SKV Rutesheim (10 Uhr, Theodor-Heuss-Turnhalle) zu bestehen.
Quelle:
Thomas Holzapfel