In den südlichen Provinzen des Iran leben Menschen mit afro-iranischen Wurzeln, die bis heute ihre Traditionen pflegen. Der Fotograf Mahdi Ehsaei hat einige von ihnen besucht.
Die Frauen tragen bunte Gewänder, die Männer kleiden sich eher westlich mit Hemd und Hose. Menschen mit afrikanischen Wurzeln sind es, die seit Jahrhunderten am Persischen Golf leben. Eine Minderheit am Rande der Gesellschaft. Als integriert und doch den eigenen Traditionen treu, so hat sie der deutsch-iranische Fotograf Mahdi Ehsaei erlebt, der einige afro-iranische Communitys im Süden des Landes besucht hat. Aus seinem Projekt ist eine Fotoserie entstanden, sie heißt "'Afro-Iran. Unknown Minority'".
Ihre Geschichte ist eng verknüpft mit dem Sklavenhandel. Mit den Portugiesen und Spaniern, die Anfang des zehnten Jahrhunderts die Hafenstadt Bandar Abbas und einige nahe Inseln besetzten. Niederländische, britische und arabische Besatzer zogen nach, und sie alle betrieben Sklavenhandel mit Menschen aus Ostafrika. Verkauft wurden sie auch auf Märkten in den Städten Shiraz und Bushehr. Es ist ein dunkles Kapitel in der Geschichte Irans, eines, das erst jetzt langsam Beachtung findet.
Bezahlbare Arbeitskräfte fehlten damals, als der iranische Staat während der Dynastien im 17. und 19. Jahrhundert wuchs. Manche Sklaven wurden kastriert und als Wächter von Harems eingesetzt. Andere arbeiteten als Diener, Hausangestellte, auch Soldaten. Die Frauen lebten als Kindermädchen in reichen Familien, auch als Konkubinen. Abgeschafft wurde die Sklaverei im Iran erst 1923. Seitdem leben die Afro-Iraner in eigenen Communitys, in meist ärmlichen Verhältnissen. Sie arbeiten auf Dattel- und Zuckerplantagen oder als Seeleute und Fischer auf dem Meer.
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Wie es sich anfühlt, in mehreren Kulturen beheimatet zu sein, weiß der Fotograf Mahdi Ehsaei. Der 35-Jährige ist in Deutschland aufgewachsen als Kind iranischer Eltern. Er war zu Besuch bei Verwandten, als ihm bei einem Fußballspiel in der Stadt Shiraz ein Fan afro-iranischer Herkunft auffiel, der eine ganz eigene Art hatte, die Mannschaft anzufeuern. Er weckte sein Interesse an der Geschichte einer Minderheit, die in der öffentlichen Wahrnehmung bisher kaum eine Rolle gespielt hat.
Mahdi Ehsaei: "Afro-Iran: The Unknown Minority", Kehrer Verlag 2023, 49,90 Euro