Ein Bestatter-Ehepaar aus dem US-Bundesstaat Colorado bekannte sich schuldig, fast 190 Leichen verwest haben zu lassen. Statt mit Asche befüllten sie die Urnen mit Beton.
Es ist der 4. Oktober 2023, als die Polizei im US-Bundesstaat Colorado wegen eines fauligen Gestanks alarmiert wird, der aus dem verwahrlosten Gebäude eines Beerdigungsinstituts in der Kleinstadt Penrose dringt. Im Inneren machen die Beamten eine grausige Entdeckung: 189 Leichen liegen dort – die meisten schon zu verwest, um sie visuell zu identifizieren. Überall Insekten, Maden und Ratten.
Schnell ermittelt die Polizei die Eigentümer des Bestattungsunternehmens "Return to Nature". Das Ehepaar Jon und Carie H. bietet Einäscherungen und "grüne" Bestattungen ohne Einbalsamierungsflüssigkeiten an. Grüne Bestattungen sind in Colorado zwar legal, aber jeder Körper, der nicht innerhalb von 24 Stunden beerdigt wird, muss ordnungsgemäß gekühlt werden. Doch das Ehepaar lässt die Leichen bei Zimmertemperatur einfach vergammeln.
"Die Körper lagen auf dem Boden, waren auf Regalen gestapelt, auf Bahren liegengelassen, übereinander gestapelt oder einfach in Räumen aufgestapelt", zitiert die Nachrichtenagentur Associated Press Staatsanwältin Rachael Powell. Eine 63-Jährige, die an Alzheimer verstorben war, lag beispielsweise 18 Monate nur in eine Decke eingehüllt in einem Leichenwagen. Die Leiche eines Mannes, der 2019 verstarb, lag vier Jahre lang in der Ecke eines nicht mehr funktionierenden Kühlschranks, wie seine Mutter bei der Gerichtsanhörung berichtet. "Aus seinem Leichensack geworfen, während Ratten und Maden sein Gesicht zerfraßen".
Statt der sterblichen Überreste übergibt das Bestatter-Ehepaar den trauernden Familien trockenen Beton. Denn das Krematorium hat da die Zusammenarbeit mit den Unternehmern schon längst gekündigt – wegen unbezahlter Rechnungen. Auch Steuern zahlt das Unternehmer-Pärchen schon lange nicht mehr, weshalb es aus einem ihrer Anwesen vertrieben wird. Doch keines der Probleme scheint die Aufmerksamkeit der Aufsichtsbehörden zu erregen. Sie überprüfen das Unternehmen nicht einmal mehr, nachdem im November die staatliche Zulassung abgelaufen war.
Mehr als 130.000 Dollar soll das Ehepaar für Einäscherungen kassiert haben, die nie stattgefunden haben. Das Geld ihrer Kunden sowie fast 900.000 Dollar aus Pandemie-Hilfsgeldern verprassten die beiden laut Anklage für luxuriöse Urlaube, Schönheitsoperationen, teuren Schmuck, Designerklamotten und andere Dinge.
Vor Gericht bekennt sich das Bestatter-Ehepaar in allen Fällen der Leichenschändung schuldig. Außerdem sollen in zwei Fällen falsche Leichen beerdigt worden sein. Da sich das Paar bereit erklärt, Schadensersatz zu zahlen, werden weitere Anklagen wegen Diebstahls, Urkundenfälschung und Geldwäsche fallengelassen. Im Rahmen eines Deals mit der Staatsanwaltschaft soll der Mann 20 Jahre und seine Frau 15 bis 20 Jahre hinter Gitter. Das Urteil soll am 18. April verkündet werden.
Quellen: Associated Press, Staatsanwaltschaft Colorado
Sehen Sie oben im Video: Lukas Pfeiffer hat während der Corona-Pandemie beschlossen, Bestatter zu werden. Wie es dazu kam und wie sich sein Verhältnis zum Tod seither verändert hat, erzählt er im Video.