Paris, Dortmund, Leverkusen: Nach sechs Zu-Null-Siegen wartet ein heißer Topspiel-Block auf die Bayern. Wie stabil ist der angepasste Kompany-Stil? Der Kapitän startet einen Einschüchterungsversuch.
Harry Kane spricht in bester Torlaune von "einer großen Woche" für den FC Bayern. Sportvorstand Max Eberl blickt gebannt und angespannt zugleich auf die "Highlight-Spiele" gegen Paris Saint-Germain in der Champions League, in der Fußball-Bundesliga bei der Heimmacht Borussia Dortmund und im DFB-Pokal gegen Bayer Leverkusen.
Kapitän Manuel Neuer gönnt sich nach sechs Münchner Zu-Null-Siegen vor dem Topspiel-Block sogar mit breiter Mia-san-mia-Brust einen verbalen Einschüchterungsversuch. "Wir haben schon viel gezeigt in dieser Saison. Und wir spielen gerne gegen die Besten. Paris, Dortmund und Leverkusen sind hochkarätige Gegner. Aber jede Mannschaft weiß auch, wie stark wir momentan sind. Ich glaube, dass keine der drei Mannschaften sich freut, jetzt auf uns zu treffen", tönte Neuer. Die titellose Vorsaison hat der Kapitän abgeschüttelt.
Aber wie stark sind die Bayern wirklich? Das ist die große Frage, auf die Trainer Vincent Kompany und sein Starensemble um Torjäger Kane in der anstehenden Prüfungswoche Antworten geben müssen - und das in allen drei Wettbewerben. Sind Triple-Träume realistisch? Oder ist in einer Woche eine Titel-Option im DFB-Pokal schon weg?
Irre Tabelle: Bayern auf Platz 17, Paris auf 25
Los geht's am Dienstag (21.00 Uhr/Amazon Prime) aber in Europas Königsklasse. Und das gegen ein immer noch namhaftes PSG-Team, das ohne den zu Real Madrid gewechselten Stürmerstar Kylian Mbappé zwar ähnlich wie die Bayern die heimische Liga dominiert, aber auf internationaler Ebene mächtig ins Wanken geraten ist.
Der Blick auf die Champions-League-Tabelle ist für Frankreichs Topclub noch ernüchternder als für die Bayern. Zur Halbzeit der Ligaphase liegt das Team von Starcoach Luis Enrique mit mickrigen vier Punkten auf Platz 25! Der würde am Ende das frühe Ausscheiden bedeuten. "PSG muss schon anfangen, irgendwann zu punkten", bemerkte Eberl.
Aber auch die Bayern (6 Punkte) brauchen unbedingt den dritten (Heim-)Sieg im fünften Spiel, um nach ihrem Fehlstart von Platz 17 weiter nach oben zu klettern. Ziel bleiben die Top 8 und der damit verbundene direkte Einzug ins Achtelfinale ohne zusätzliche K.o.-Spiele.
Kompany: "Haben Selbstvertrauen aufgebaut"
Coach Kompany ist vor der Woche der Wahrheit optimistisch gestimmt: "Wir haben Selbstvertrauen aufgebaut für diese Spiele." Das stimmt. Und nach dem Augen öffnenden 1:4 beim FC Barcelona vor fünf Wochen hat Kompany mit einigen Stabilitäts-Anpassungen bei seinem zuvor oft waghalsigen Hurra-Fußball die Risiken und Nebenwirkungen reduziert. Die letzte Verteidigungslinie ist nicht mehr so extrem hoch platziert, die Pressing-Aktionen wirken kontrollierter und besser abgesichert gegen Umschaltaktionen des Gegners.
Davon profitieren besonders die Innenverteidiger Dayot Upamecano und Minjae Kim sowie Neuer, der seit 574 Spielminuten keinen Ball mehr aus seinem Tor holen musste. Der Torwart lobt ausdrücklich "das Verteidigen im Verbund", die Lust aller, das eigene Tor zu schützen.
Stabilität statt Spektakel-Fußball
Nationalspieler Joshua Kimmich ist im Nachhinein "ganz froh", dass nach dem Wirkungstreffer in Barcelona intern keine Grundsatzfragen am Kompany-Stil aufkamen. "Wir sind ruhig geblieben und haben in die Art und Weise, wie wir spielen, vertraut." Gegen PSG, den BVB und im K.o.-Spiel gegen Bayer dürfe man nun aber nun ja "nicht nachlassen".
Eberl spricht von "einer Stabilität, die wir uns erarbeitet haben". Und der Sportvorstand reagierte nach dem 3:0 gegen Augsburg belustigt, aber auch irritiert auf Einordnungen, dass die kontrolliertere Spielweise weniger Glanz und Spektakel biete. Bayern-Siege sehen nun öfter nach mühevoller Arbeit aus. "Vor einigen Wochen mussten wir uns noch erklären, warum wir Spektakel-Fußball spielen und nicht besser verteidigen", sagte Eberl. Auch im Topspiel-Block gegen PSG, BVB und Bayer steht Ergebnis-Fußball im Bayern-Fokus.