Sportliche Aktivitäten anlässlich eines besonderen Bundeslehrgangs in Lübeck.
Für die Karateka der Genbu- Kai Familie ist dieser Herbst ein ganz besonderer – und somit auch für mich. Zum ersten Mal hatten wir nämlich Ende September unseren neuen Cheftrainer aus den USA zu Gast: Sensei Thanh Nguyen aus Kalifornien. Thanh tritt aktuell in die Fußstapfen „des Senseis“ Fumio Demura, dem nicht nur in der Welt des Karate berühmten Gründers des Shito-Ryu Genbu-Kai. Sensei Demura verstarb im April 2023 mit über 80 Jahren und hinterließ bei allen seine Schülern auf allen Kontinenten eine riesige Lücke. Wir fragten uns, wie es weitergehen würde und wer die weltweite Familie würde zusammenhalten können. Ende September erhielt ich für mein Teil und mit mir alle Teilnehmer des Bundeslehrgangs in Lübeck die Antwort: Auf Thanh als neuen Vorsitzenden und Cheftrainer des Genbu-Kai können wir setzen.
Er zeigte sich in allen Bereichen als würdiger Nachfolger Sensei Demuras. Sowohl auf technischer Ebene als auch auf der Ebene der Vermittlung ließ er keine Wünsche offen. Allen drei Säulen des Karate widmeten wir unser Engagement und trainierten unter den anfeuernden Rufen Thanhs: Faster, harder!!! Yes, very good!
Für mich war es beeindruckend zu sehen, mit welch positiver Energie Thanh das Training leitete und das Beste aus allen Teilnehmern herauskitzelte. Seine Vitalität und Freude wirkten so ansteckend und berührten mich sehr. Dass er, der seit seiner Jugend direkt bei Sensei Demura gelernt hatte, sich quasi auch bewegte wie dieser, verwirrte mich anfangs, dachte ich doch aufgrund der Ähnlichkeit der Bewegungsmuster Demura Sensei stünde vor mir! Auf so vielen Ebenen sehe ich nun die Kontinuität, die sich mit neuen Herausforderungen paart. Thanh wünschte sich, dass wir sowohl an der Vervollkommnung der Techniken als auch am Tempo und der Entschlossenheit arbeiteten. Er gab uns also quasi Hausaufgaben auf. Dazu gleich mehr. Für mich war der Lehrgang auch deswegen so schön, weil viele „alte“ Bekannte aus Spanien, England und Polen gekommen waren. Den weitesten Weg aber hatte Stavros Costarengo aus Panamá auf sich genommen. Nicht nur die Reise um die halbe Welt waren für ihn und seine Frau eine Herausforderungen, sondern auch der Herbst in Deutschland mit 10 Grad- für die beiden Gäste aus Mittelamerika ein Temperatursturz um 20 Grad….
Am Rande des Lehrgangs konnte man den Gesprächsfaden, den man z.T. schon vor Jahren gesponnen hatte, wieder aufnehmen oder neue Kontakte knüpfen. Am Samstag Nachmittag standen Danprüfungen im Karate und im Kobudo an, die unter Thanhs Vorsitz abgehalten wurden. Am Abend wurden dann im italienischen Restaurant vor dem Essen- das leider lange auf sich warten ließ aber dann wirklich lecker war – die Urkunden feierlich überreicht. An unseren Verein gingen drei: Melanie hatte den 2. Dan im Karate bestanden, Ray den 1. Dan und Ernst den 1. Dan im Kobudo. Freude und Erleichterung waren groß. Wir sind stolz auf die drei.
Der Sonntag war mit Kata und Kumite prall gefüllt und jeder und jede nahm wirklich viel mit. Im Kobudo war das genauso. Dirk und sein Team hatten die Gäste nicht nur während des Lehrgangs umsorgt und so einigen von ihnen auch die Sehenswürdigkeiten Lübecks im Beiprogramm nahe gebracht. Was offen blieb, waren die erwähnten „Hausaufgaben“. Daher mussten wir uns zum Glück noch einmal treffen: Am 10.11. trafen wir Karateka aus drei Vereinen (Sanga-Dojo/ Pinneberg, Pönitz und Genbui-Kai Lübeck) uns wieder in Lübeck zur Nachbereitung. Knapp 20 Personen waren wir und gingen hochmotiviert unter Anleitung von Dirk Kather, 6. Dan, Landesstilrichtungsreferent Shito – Ryu S-H und Cheftrainer im Genbukai – Lübeck und Fabian Grunter, 3. Dan, Cheftrainer im TSV Pönitz) ins Detail.
Kata und Bunkai standen am Morgen auf dem Programm. Was man alles aus den ersten zwei Pinan – Katas herausholen kann, ist wirklich faszinierend! Dirk und Fabian schärften unseren Blick für die richtige Distanz, das richtige Timing und dafür, dass so manche Abwehr auch als Angriff zu verstehen ist. Schritt für Schritt ging es dann in Richtung Freikampf. Auch hier strukturierten die beiden das Programm in geeigneter Weise vor, so dass man intensiv mit dem Partner die vorgegebenen Angriffe in der Dynamik umsetzen konnte. Das brachte mir persönlich sehr viel Spaß. Erfreulicherweise sind die Hausaufgaben noch nicht fertig, so dass wir uns auf das landesweit offene Abschlusstraining in Lübeck am 29.12.2024 freuen können. Der Herbst dauert also dieses Jahr etwas länger.
Frauke Drewitz, Genbu – Kai Lübeck e.V.
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