Boris Pistorius steht nicht für die SPD-Spitzenposition zur Verfügung. Bei seinen Parteikollegen und bei Beobachtern fallen die Reaktionen gemischt aus.
Es sei seine eigene, persönliche Entscheidung, sagte Boris Pistorius am Donnerstagabend in einer Videomitteilung an seine SPD-Genossen und Genossinnen und verkündete, nicht als Kanzlerkandidat zur Verfügung zu stehen. "Wir haben mit Olaf Scholz einen hervorragenden Bundeskanzler", so Pistorius. Scholz sei "der richtige Kanzlerkandidat".
Pistorius' Entscheidung wird von Partei-Kollegen nicht uneingeschränkt begrüßt. "Onno Eckert, Landrat Landkreis Gotha, sagte dem stern: "Seine Entscheidung ist zu respektieren. Trotzdem hätte ich mir etwas Anderes gewünscht, für Deutschland und für die deutsche Sozialdemokratie wäre er der beste Kanzlerkandidat gewesen."
"Ich bedauere diese Entwicklung", sagte der SPD-Bundestagsabgeordnete Joe Weingarten dem "Spiegel". "Jetzt müsse es das Ziel sein, gemeinsam und geschlossen das bestmögliche Wahlergebnis für die SPD zu erzielen", fügte er hinzu.
Ein namentlich nicht genannter Landespolitiker der SPD fand deutlichere Worte: "Mutwillig wie die Lemminge in den Untergang. Wahnsinn. Ohne Mut. Einfach so", ließ er gegenüber dem "Spiegel" wissen. Der SPD-Abgeordnete Johannes Ahrlt blieb diplomatischer. "Auch wenn ich mir eine andere Entscheidung gewünscht hätte: Jetzt haben wir eine Entscheidung. Das ist gut für die Partei und das Land. Jetzt gehen wir geschlossen in den Bundestagswahlkampf", so Ahrlt zum "Spiegel".
Auch im Netz löste Pistorius' Entscheidung gemischte Reaktionen aus. "So, der nächste Kanzler heißt nun sehr wahrscheinlich Merz", schrieb FDP-Politiker Jens Teutrine bei X. Eine Große Koalition und Schwarz-Grün hält er derweil für ein "Weiter-so statt Turnaround". "Warum hat Pistorius eigentlich so lange gebraucht? Jetzt hat er der SPD Schaden zugefügt", kommentierte Autorin Jutta Ditfurth bei X.
"Meine Glaskugel sagt: Damit empfiehlt sich Pistorius als Verteidigungsminister in einer neuen Regierung (mutmaßlich GroKo) und als Vizekanzler von Friedrich Merz. Unbeschadet durch ein mieses Wahlergebnis der SPD. Schlau", analysiert der ehemalige stern-Chefredakteur und Herausgeber Andreas Petzold auf dem Kurznachrichtendienst.
Quellen: "Spiegel" / X