Es hat sich abgezeichnet: In Bayern oder im Bezirk Küste könnte ein Durchbruch bei den Metall-Tarifverhandlungen gelingen. Die IG Metall beauftragt die beiden Bezirkschefs mit der Lösungssuche.
Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie zeichnet sich schon nach der ersten Warnstreikwoche eine vergleichsweise schnelle Einigung ab. Der Vorstand der IG Metall hat die beiden Bezirke Bayern und Küste beauftragt, gemeinsam eine Lösung zu finden. Dort waren die jeweils dritten Verhandlungsrunden mit den Arbeitgebern deutlich kooperativer verlaufen als in den anderen Tarifgebieten.
Für die vierte Verhandlungsrunde plant die neue Gewerkschaftschefin Christiane Benner ein Novum, nämlich gemeinsame Verhandlungen beider Bezirke am 11. November in Hamburg. Die Arbeitgeber haben sich zunächst nicht zu diesem Vorschlag geäußert. Über die bisherigen Verhandlungen sagt Benner: "Die Intensität und Ernsthaftigkeit der Gespräche in Nord und Süd bewerten wir positiv."
Die Warnstreiks sollen vorläufig weitergehen, kündigt die Gewerkschaft an. Man sei in der Frage der Entgelterhöhung noch zu weit auseinander. Verhandelt wird für rund 3,9 Millionen Beschäftigte bundesweit. In den vier Tagen seit Ende der Friedenspflicht haben sich nach gewerkschaftlichen Angaben rund 216.000 Beschäftigte an Aktionen in etwa 1.000 Betrieben beteiligt.
Damit rücken im föderalen Tarifsystem der Metaller zwei Bezirke in den Vordergrund, die seit der Einheit 1990 selten (Bayern) oder nie (Küste) einen Pilotabschluss ausgehandelt haben, der dann von den übrigen Tarifgebieten übernommen wurde. Zuletzt war 2013 ein Durchbruch in Bayern erzielt worden. Seitdem hatten sich Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen abgewechselt.
Tarifgeschichte hatte die Gewerkschaft an der Küste zuletzt 1956/57 geschrieben: Damals erkämpften die Metaller vor allem auf den seinerzeit florierenden Werften mit einem 114 Tage dauernden Streik einen Einstieg in die Lohnfortzahlung bei Krankheit auch für Arbeiter.
Nach der dritten Runde am Mittwoch in München hatten der bayerische IG-Metall-Chef Horst Ott und die Arbeitgeber-Verhandlungsführerin Angelique Renkhoff-Mücke von Fortschritten in Strukturfragen berichtet und weitere Sondierungsgespräche angekündigt. Ungewöhnlich: Bei den bayerischen Verhandlungen waren auch die Verhandlungsführer des Tarifbezirks Küste, Daniel Friedrich von der IG Metall und Lena Ströbele von Nordmetall dabei. Auch sie hatten von Annäherungen etwa bei der Bewertung der wirtschaftlichen Lage berichtet.
Renkhoff-Mücke war bereits 2013 am bislang letzten Pilotabschluss in Bayern als Verhandlungsführerin der Arbeitgeber beteiligt.
Der Bezirk Küste gehört mit knapp 180.000 Mitgliedern zu den mittelgroßen Einheiten der IG Metall und umfasst die Länder Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg, Bremen sowie das nordwestliche Niedersachsen.
Die IG Metall fordert bundesweit für die 3,9 Millionen Beschäftigten sieben Prozent mehr Lohn bei einer Vertragslaufzeit von einem Jahr. Die Arbeitgeber bieten bislang nach neun Nullmonaten ab Juli 2025 eine Tariferhöhung um 1,7 Prozent und ab Juli 2026 um weitere 1,9 Prozent an, bei einer Vertragslaufzeit von 27 Monaten.