Die Vorwürfe gegen US-Rapper P. Diddy sind kaum zu überblicken, Dutzende Zivilklagen stehen an. Zudem wartet er im Gefängnis auf seinen Strafprozess – ein Überblick.
Sexpartys, Gewalt, Drogen, Menschenhandel: Der Fall Sean Combs alias P. Diddy hat so gewaltige Ausmaße angenommen, dass er jegliche Vorahnungen übersteigt. Der US-Rapper, der auch Musikproduzent und Unternehmer ist, sitzt seit dem 16. September in einem New Yorker Untersuchungsgefängnis und wartet auf seinen Prozess.
Von dort verfolgt der 54-Jährige, wie nahezu täglich neue Horror-Geschichten über ihn, den Superstar, bekannt werden: Seine legendären Partys, die Freak-offs, waren oftmals wohl nichts anderes als hemmungslose Orgien, zu denen zahlreiche Frauen und Männer mit Drogen und Gewalt gezwungen worden sein sollen, so macht es den Eindruck. Auch jenseits der Partys soll P. Diddy ein brutaler und gut organisierter Gewalttäter gewesen sein.
Es sind mittlerweile so viele Vorwürfe ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, dass selbst der Rapper den Überblick verloren haben dürfte. Sein Anwaltsteam muss angesichts der massenhaften straf- wie auch zivilrechtlichen Klagen eine Herkules-Aufgabe stemmen.P. Diddy Die Party ist vorbei 15.13
Folgend ein Überblick über wichtige Klagen und Vorwürfe, die in den vergangenen Wochen und Monaten bekannt geworden sind:
Nachdem immer mehr Vorwürfe (hauptsächlich) von Frauen an die Öffentlichkeit gelangten, wonach der Rapper sie auf verschiedene Arten missbraucht und ihnen Gewalt angetan haben soll, begann die New Yorker Staatsanwaltschaft, gegen P. Diddy zu ermitteln. Es kam zu Razzien in seinen luxuriösen Anwesen in Los Angeles und Miami. Die Ermittler vernahmen um die 50 Zeugen und mutmaßliche Opfer. Aufgrund der Aussagen und der bei den Razzien sichergestellten Beweismittel erhob die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den Rapper.
In der 14-seitigen Anklageschrift beschreiben die Staatsanwälte P. Diddys Firma Combs Enterprises als kriminelle Vereinigung und den Rapper als deren Mastermind.
Die Anklage ist in drei Haupttatbestände aufgeteilt:
Darunter fallen einige Unterpunkte. Dazu schreiben die Ankläger: "Mitglieder und Verbündete der Combs Enterprises waren unter anderem an Sexhandel, Zwangsarbeit, zwischenstaatlichem Transport zum Zwecke der Prostitution, Nötigung und Verführung zur Prostitution, Drogendelikten, Entführung, Brandstiftung, Bestechung und Behinderung der Justiz beteiligt oder versuchten dies."
Der Fall Cassie Ventura: Die Sängerin verklagte P. Diddy im November 2023 auf 30 Millionen Dollar Schmerzensgeld. Die Immer-mal-wieder-Freundin des Rappers behauptete, dass er sie 2018 vergewaltigt habe. Zudem habe er sie jahrelang körperlich misshandelt und die "vollständige Kontrolle" über ihr persönliches und berufliches Leben übernommen. Die beiden einigten sich außergerichtlich. Später kam ein Video einer Hotelkamera an die Öffentlichkeit, das zeigen soll, wie P. Diddy Ventura im Jahr 2016 auf dem Hotelflur schlägt und tritt.
Der Fall Thalia Graves: Thalia Graves reichte am Dienstag in New York eine Bundesklage ein. Sie behauptet, Combs und sein Bodyguard Joseph Sherman hätten ihr im Jahr 2001, als sie 25 Jahre alt war, ein Glas Wein angeboten, das sie "benommen, schwindlig und körperlich schwach" gemacht habe. Danach habe sie das Bewusstsein verloren und sei von den beiden Männern vergewaltigt worden, während ihre Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Dabei sei sie gefilmt worden.
Der Fall Jane Doe: Unter diesem Pseudonym schildert eine Frau, wie P. Diddy sie vier Jahre lang sexuell genötigt haben soll. Er habe mit Gewalt über ihr Leben bestimmt, sie körperlich misshandelt und mit Drogen ruhiggestellt.
Der Fall April Lampros: Die frühere Mode-Studentin beschuldigt Combs der sexuellen Nötigung in vier "schrecklichen sexuellen Begegnungen" zwischen 1995 und 2001, darunter drei Vergewaltigungen und ein Fall, in dem Combs sie zur Einnahme von Ecstasy gezwungen habe.
Der Fall Crystal McKinney: Das ehemalige Modelbeschuldigt P. Diddy, sie 2003 in seinem New Yorker Aufnahmestudio unter Drogen gesetzt und sexuell genötigt zu haben.
Der Fall Rodney "Lil Rod" Jones: Der Produzent behauptet, er sei das Opfer "unerwünschter Annäherungsversuche von Mitarbeitern Diddys" gewesen und zu Sex mit Callboys genötigt worden.
Der Fall einer anonymen Klägerin: Sie beschuldigt Combs und den Singer-Songwriter Aaron Hall, sie und eine Freundin 1990 oder 1991 vergewaltigt zu haben, nachdem sie sich bei einer Party von MCA Records in New York getroffen hatten – eine Klage, die kurz vor dem Auslaufen eines New Yorker Gesetzes eingereicht wurde, das vorübergehend Klagen wegen älterer Körperverletzungsvorwürfe zulässt, die normalerweise bereits verjährt wären.
Hinzu kommen weitere Zivilklagen. Zuletzt gab eine Rechtsanwaltskanzlei aus Houston in Texas bekannt, 120 Mandanten (zur Hälfte Männer und Frauen) zu vertreten, die P. Diddy wegen sexueller Übergriffe und Missbrauchs verklagen. Die Kanzlei will die Klagen in den nächsten Tagen in verschiedenen Bundesstaaten einreichen. Auf Sean Combs alias P. Diddy kommen also zahlreiche Prozesse zu.
Quellen: "Forbes", "Frankfurter Allgemeine Zeitung", Staatsanwaltschaft New York, "Tagesschau", "ZDF"