In der ARD Mediathek gestartet, ab kommenden Mittwoch auch linear zu sehen: "Gags – Comedy Deluxe", eine Serie mit vielköpfigem Personal und überschaubarer Lacherquote.
"Gags – Comedy Deluxe“ nennt sich eine neue ARD-Serie, sechs Teile à 20 Minuten sind es, der Name erinnert so ein bisschen an die No-Name-Produktreihen der 90er-Jahre. Milch. Brot. Bier. Drin ist, was draufsteht, was sollen die ach so fantasievollen Namen, dafür haben wir doch Friseursalons.
Gags sollen also geboten werden, "Comedy" ist das Schubladenfach. "Deluxe" heißt wohl so viel wie "besonders dufte" oder "Extraklasse", im Falle des proklamierten Humors womöglich besonders intensive Schenkelklopfer. Der Duden klärt auf: "Deluxe" bedeutet, besonders viel bietend, mit allem Luxus, oft nachgestellt [bei Markennamen].
Hätten wir das also auch geklärt. Der NDR pustete ordentlich Wind in die Promo-Segel. "Unendlicher Spaß für alle Humor-Liebhaber*innen", sei garantiert, "keine Scheu vor Albernheiten und klaren Pointen". Die Serie halte "unserer Gesellschaft einen Spiegel vor – einen Zerrspiegel, versteht sich".
STERN PAID Schinkenstraße 13.51
Bleibt der Reality-Check: Zerrspiegel, Zerrspiegel an der Wand, wer hat die größten Lacher im ganzen Land? Die Deutschen und der Humor, ohnehin ein zuweilen belastetes Thema, das zuletzt jedoch einiges an mutmachender Entschlackung erfuhr. "Last Exit Schinkenstraße" (Amazon Prime) von und mit Heinz Strunk verdrahtete absurden Humor mit Ballermann-Prosa, massig Gags im wörtlichen Sinne mit tragisch-humoresken Alltagsbeobachtungen. Die "Rocko Schamoni Supershow" (ARD) stellte unter Beweis, dass knappes Budget und überschaubare Drehzeit in Kombination mit einem superben Cast eine erstklassige Mockumentary zutage fördern können, Prädikat, echt jetzt mal, "Deluxe".
© Marta Urbanelis/NDR
Bei "Gags – Comedy Deluxe" nun sind die Lacher leider überschaubar, man braucht einiges an Sitzfleisch, bis sie sich mal um die Ecke trauen. In Folge 2, ca. bei Minute 2.20, sagt Captain SUV alias Linda Zervakis – mit der Schamoni in seiner Show noch charmant getöpfert hatte – den Satz "Die Würste des Menschen sind unantastbar". Liest sich vielleicht etwas platt, aber Zervakis kann Humor, das Timing stimmt und ihr Kostüm nach Wonder-Woman-Art sieht auch top aus.
Das mit den Würsten hat seinen Ursprung in einem Sketch über, was sonst, Fleischverzehr – eines von zahlreichen tiktokigen Themen, die hier, sorry, verwurstet werden: Verregneter Dänemark-Urlaub, Schwangerschaft, toxisches Triggern und, Hairgott nochmal, bereits erwähnte Wortspielereien bei den Friseursalons. Schmuck gedreht, gut gestylt, der Cast mit Bock bei der Sache, nur: So richtig komisch wird es nicht. Ein OP-Saal und 50 Liter Kunstblut machen noch lange keine Maschine mit dem "Biiiing", gepuderte Perücken noch keinen Benny Hill.
© Marta Urbanelis/NDR
Als "humorvolle Alltagsgeschichten von und mit Jakob Leube, Freddy Radeke und Lea Finn, bekannt aus extra 3 und Wumms" angekündigt, muss man das "humorvoll‘" vielleicht etwas kleiner schreiben, das "Alltagsgeschichten" umso größer. Und natürlich ist die Riege der Gaststars mit Größen wie Jan Josef Liefers, Johannes Strate, Susanne Daubner, Micky Beisenherz, Oliver Kalkofe u. v. a. überaus namensträchtig, aber Cast ist eben nicht immer King.
Der Sketch mit Linda Zervakis und der Wurstkanone (!) heißt übrigens "Nervengers". Verstehen Sie? Avengers. Nervengers. Noch Fragen?
