Seit dem letzten Wochenende diskutiert das Land – erneut – über "Messer-Gewalt", ausgehend von verschiedenen Medienberichten über einen Dreifachmord mit weiteren acht Verletzten in der nordrhein-westfälischen Stadt Solingen. Laut ersten Ermittlungsangaben habe sich ein Syrer gut 24 Stunden nach seiner verheerenden Tat der Solinger Polizei gestellt. NRW-Innenminister Reul wird mit der Erklärung zitiert, "man habe [nun] den Verdächtigen, den man den ganzen Tag gesucht habe." Ein Welt-Artikel erklärt gut eine Woche später, nach Angaben "aus Ermittlerkreisen", dass der Täter sich "zunächst in einem Gebüsch in Tatortnähe verschanzt" habe und dann festgenommen worden sei. Zudem habe es "einige Stunden" vor dem finalen Zugriff Informationen "aus dem Ausland gegeben."
Der Welt-Artikel trägt die Überschrift: "Neue Details zur Festnahme des Solingen-Attentäters" (Bezahlschranke). Solingen ist eine Großstadt mit rund 160.000 Einwohnern. Laut Erkenntnissen der Welt-Redaktion hätten die Fahnder samt Polizei im Verlauf der Ereignisse nach der Tat mit Gründen "auf eine Öffentlichkeitsfahndung verzichtet." Dazu heißt es:
"Aus Sicherheitskreisen hieß es nun, man habe schon früh im Laufe des Samstags gewusst, wen man eigentlich suche – und wo. Durch eine öffentliche Mitteilung der Identität oder zumindest einer Personenbeschreibung hätte man den Täter womöglich aufgeschreckt – das habe man verhindern wollen."
Ein Tagesschau-Beitrag mit dem Titel: "Lassen sich Terroranschläge verhindern?" informierte am 28. August zum Thema geheimdienstlicher Erkenntnisse und Ermittlungen:
"Den Sicherheitsbehörden war Issa al-H. bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Weder der Verfassungsschutz noch die Staatsschutzabteilungen der Polizeibehörden in Bund und Ländern hatten den Syrer auf dem Schirm. Es soll keine Hinweise aus seinem Umfeld auf eine mögliche extremistische Gesinnung, eine Radikalisierung oder gar Planung eines Attentats gegeben haben. Auch der Kriminalpolizei war al-H. nicht als Straftäter bekannt."
Weiter heißt es, dass jedoch am Tag nach der Tat "ein ausländischer Nachrichtendienst wichtige Informationen zu dem mutmaßlichen Attentäter lieferte, und zwar noch bevor sich Issa al-H. der Polizei gestellt hatte." Um welchen Nachrichtendienst es sich handelte, wird in dem Beitrag nicht genannt. Der Welt-Redaktion wurde diese neue Tatsache vonseiten deutscher Sicherheitsbehörden bestätigt. Dazu heißt es in dem Artikel:
"Wie Welt erfuhr, hatte der Nachrichtendienst den Deutschen Informationen aus dem Cyber-Bereich geliefert. Welche Hinweise konkret gegeben wurden, ist dieser Redaktion bislang nicht bekannt."
Das Nachrichtenportal Nius berichtete im Verlauf der Woche, dass bereits im März 2024 "im Zimmer von Al Hassan und seinen zwei Mitbewohnern in der Solinger Flüchtlingsunterkunft eine Fahne des sogenannten Islamischen Staats (IS) sichergestellt worden" sei. Es konnte laut Nius-Artikel nicht ermittelt werden, ob dieser Vorfall seitens des Sicherheitsdienstes "der Heimleitung und der Polizei gemeldet wurde." Die seitens der Welt-Redaktion kontaktierte Solinger Polizei "wollte sich auf Anfrage nicht äußern, verwies an den Generalbundesanwalt."
Zum Hergang der finalen Festnahme des Syrers heißt es:
"Aus Ermittlerkreisen heißt es gegenüber Welt, der Syrer habe sich zunächst in einem Gebüsch in Tatortnähe verschanzt und soll an der Straße durch Beamte konfrontiert worden sein. Dann klickten die Handschellen. Das mutmaßliche Nachtatverhalten bewerten Ermittler als 'stümperhaft'. Dies deute darauf hin, dass sich Al Hassan keinen größeren Plan zurechtgelegt hatte."
Kriminaltechniker haben nach Spiegel-Informationen vom 26. August mittlerweile "die DNA des mutmaßlichen Attentäters von Solingen an der Tatwaffe sichergestellt." Dabei handelt es sich um "ein 15 Zentimeter langes Messer, das in der Nähe des Anschlagsorts gefunden wurde." In dem Artikel heißt es (Bezahlschranke):
"Im Zimmer von Issa Al H. fanden die Polizisten einen Messerblock. Ein Messer mit einer 15 Zentimeter langen Klinge fehlte – offenbar die Tatwaffe, sie lag in einem Mülleimer an einer Treppe, etwa 170 Meter entfernt vom Flüchtlingsheim."
Nordrhein-Westfalens Fluchtministerin Josefine Paul (Grüne) reagierte am späten Montagnachmittag auf WDR-Anfrage zum "akuten Aufklärungsprozess". So "durchleuchte" ihr Ministerium "aktuell die Hintergründe zum Verfahren und zur gescheiterten Rückführung" des Syrers.
Mehr zum Thema - Polizeitipp nach Solingen: Mit sich ausmachen, ob und wie man unterwegs ist