In einer Stellungnahme auf dem Telegram-Blog vom Sonntagabend heißt es, Pawel Durow, der Geschäftsführer des Unternehmens, habe nichts zu verbergen. Telegram halte sich an die EU-Gesetze, einschließlich des Gesetzes über digitale Dienste (Digital Services Act). Fast eine Milliarde Nutzer weltweit nutzten Telegram als Kommunikationsmittel.
"Es ist absurd zu behaupten, dass eine Plattform oder ihr Eigentümer für den Missbrauch dieser Plattform verantwortlich ist."
Die Verfasser beziehen sich auf einen Beitrag von Durow vom März 2024, in dem er schrieb, dass alle großen sozialen Netzwerke aufgrund unzureichender Moderation von Inhalten zu leichten Zielen für Kritik geworden seien.
Am Samstagabend berichteten französische Medien, Durow sei bei seiner Ankunft am Flughafen Le Bourget festgenommen worden. Er sei an Bord seines Privatjets gewesen. Die russische Nachrichtenagentur TASS meldet, dass die Pariser Staatsanwaltschaft am Montag eine Presseerklärung abgeben wolle.
Die Agentur AFP meldet, dass Durow in naher Zukunft vor Gericht erscheinen werde. Der Verdacht laute, er habe sich durch fehlendes Eingreifen bei Telegram und unzureichende Kooperation mit Behörden des Drogenhandels, Betrugs und Vergehens im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch mitschuldig gemacht. "Genug der Straflosigkeit bei Telegram", zitiert AFP einen Ermittler.
Medienberichten zufolge hatte Durow im Jahr 2021 die französische Staatsbürgerschaft erhalten und kann daher weder ausgetauscht noch an Russland ausgeliefert werden. Laut Anklage drohen Durow bis zu 20 Jahre Haft.
Telegram wurde im August 2013 von Pawel und seinem Bruder Nikolai Durow gegründet. Es handelt sich um einen Open-Source-Messenger, der über sogenannte geheime Chats verfügt. Im Jahr 2014 hatte Durow Russland verlassen, nachdem er wegen seines sozialen Netzwerks VKontakte von den russischen Behörden unter Druck gesetzt worden war. Bis zu seiner Festnahme in Frankreich verbrachte Durow die meiste Zeit in Dubai.
In einem Interview mit Tucker Carlson im April erklärte Durow, dass Telegram mehr als 900 Millionen Nutzer habe, von denen sich die Hälfte täglich in den Messenger einlogge. Das Unternehmen gebe kein Geld für Marketing, Plattformförderung oder Werbung aus. Es gebe nur 30 Ingenieure im Team, keine Personal- oder weitere Abteilungen, die für große Technologieunternehmen typisch seien.
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