Auch wenn die internationale Konkurrenz überwältigend war, standen beim internationalen Baublies Jugend Cup in Rutesheim in beiden Altersklassen doch zwei Jungs mit deutschem Pass auf dem Treppchen: Bei den 14-Jährigen siegte der Hamburger Johann Nagel-Heyer, bei den U18 setzte sich der 16-jährige, in Auckland, Neuseeland geborene Düsseldorfer Jamie Mackenzie durch. Bei den jüngeren Mädchen gewann die Bosnierin Tea Kovacevic, bei den Juniorinnen etwas überraschend die ungesetzte Lettin Beatrise Zeltina.
Vor beeindruckender Kulisse ging am Samstag der Baublies Jugend Cup zu Ende. Rund 500 Zuschauerinnen und Zuschauer bevölkerten die Naturtribünen des TC Rutesheim und wurden mit erstklassigem Jugend-Tennis belohnt. Vor allem in der vom europäischen Verband Tennis Europe (TE) betreuten Altersklasse U14 boten die jungen Cracks Tennis auf allerhöchstem Niveau. Johann Nagel-Heyer, in Rutesheim an 2 gesetzt und in der europäischen Rangliste auf Platz 7 geführt, hatte nach souverän gewonnenem ersten Satz gegen den temperamentvollen Polen Sebastian Tejerina (TE 8) alle Hände voll zu tun, um das Match nach Hause zu bringen. Nach gut drei Stunden in drückender Schwüle gewann der junge Hanseat 6:2, 5:7, 6:4.
Bei den Mädchen U14 erlebte der traditionsreiche Jugend Cup die besten Schlussrunden aller Zeiten: Unter den letzten vier standen mit Victorija Cesonyte (Sparta Nordhorn/2), Maria Valentina Pop (Rumänien/4), Tea Kovacevic (Bosnien-Herzegowina/5) und Ayşe Bal (Türkei/11) drei Mädchen der europäischen Top 5. Völlig verdient gewann die hoch gewachsene Kovacevic, nachdem sie im Halbfinale Cesonyte mit 6:1, 6:1 am Boden zerstört hatte und auch im Finale der quirligen Rumänin beim 7:5, 6:2 kaum Chancen ließ.
In der U18-Konkurrenz des Weltverbandes ITF kam es bei den Juniorinnen zu einem Außenseiter-Duell zwischen der Landshuterin Michelle Khomich und der Lettin Beatrise Zeltina. Khomich, die vom früheren Davis Cup-Spieler Christopher Kas trainiert wird, war im Finale allerdings chancenlos und verlor 1:6, 3:6. Bei den Jungs setzte sich Jamie Mackenzie durch, der seit vier Jahren in Deutschland lebt und seit einem Jahr für den Deutschen Tennis-Bund antritt. Der gebürtige Neuseeländer, ob seiner feuerroten Haare auch "Red Rocket" genannt, verlor vor vier Jahren beim Jugend Cup noch das Finale U14, eine Sache, die ihm gestern nicht passieren sollte. Allerdings hatte der Düsseldorfer Glück, dass sein Widerpart Gabriele Crivellaro nach im Tiebreak verlorenen ersten Satz wegen einer Ermüdung im Fuß aufgeben musste. Der 17-Jährige aus Bardolino am Lago di Garda hatte bereits mit einem Break geführt – bis dann die rote Rakete zündete. „Ich hätte lieber korrekt gewonnen“, sagte Publikumsliebling Mackenzie nach dem Match in perfektem Deutsch, ehe er ergriffen der deutschen Hymne lauschte – mit Blick auf die deutsche und neuseeländische Flagge.
Turnierdirektor Peter Rohsmann, der unter der Woche von DTB-Chefin Veronika Rücker mit einem Pokal für „das bestes internationale Jugendturnier 2023“ geehrt wurde, war mit der 26. Auflage des Jugend Cup zufrieden: „Die sportlichen Leistungen waren herausragend. Bemerkenswert, dass an den Finaltagen trotz der Hitze so viele Fans des Jugend-Tennis auf die Anlage des TC Rutesheim gekommen sind.“ Im nächsten Jahr wird der Baublies Jugend Cup wieder eine Woche früher stattfinden. Geplant sind Turniere U14 in der Kategorie 1 sowie U16 in der Kategorie 2. Angestrebt ist, das ITF-Turnier als J300 über die Bühne gehen zu lassen. Rohsmann: „Ob wir U16 spielen, hängt allerdings davon ab, wie flexibel sich der DTB in der Größe der Teilnehmerfelder zeigt.“ Nachdem auch in diesem Jahr die Qualifikationen U14 ausfallen mussten, sollen die Hauptfelder auf je 48 oder 32 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beschränkt werden.
Text: Peter-M. Zettler