Der Dreijahresplan der deutschen Basketballer steht vor der Vollendung. Superstar Nowitzki schaut zu, wie Schröder und Co. seine Erfolge übertreffen. Der Topfavorit grüßt aus der Pariser Nacht. Auf seiner olympischen Tour als Sport-Fan durch Paris erlebt Dirk Nowitzki den deutschen Basketball in der besten Verfassung seiner Geschichte. Selbst die Ikone ist perplex, wie selbstverständlich die Weltmeister um Dennis Schröder bei dem hochkarätig besetzten Turnier nach der historischen ersten Olympia-Medaille greifen. "Dass eine deutsche Mannschaft EM-Dritter wird, Weltmeister, und dann bei Olympischen Spielen das Halbfinale erreicht – das hätte ich nie gedacht, dass das möglich ist", sagte Nowitzki der Deutschen Presse-Agentur. Eine Medaille ist ganz nah, doch dabei muss es nicht bleiben. "Alles ist drin", sagte Edelfan Nowitzki, der mit 21 Profi-Spielzeiten und einer Meisterschaft beim NBA-Team Dallas Mavericks zu einem deutschen Basketball-Pionier wurde. "Die Jungs haben die Klasse" Fünf Jahre nach dem blamablen WM-Vorrundenaus in China sind die Basketballer endgültig in der Weltspitze angekommen. Schröder und Co. bestätigen den überraschenden WM-Triumph von Manila eindrucksvoll und gehen als Favorit in das Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich an diesem Donnerstag (17.30 Uhr). "Das wird kein leichtes Ding in Frankreich. Aber die Jungs haben die Klasse, das Talent dazu, sich auch vor Heimpublikum hier durchzusetzen", sagte Nowitzki. Der Lohn für einen weiteren Sieg über Supertalent Victor Wembanyama und die Gastgeber wäre nicht nur eine olympische Medaille. Sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch ein Traumfinale gegen Olympiasieger USA, der mit Superstars wie LeBron James, Kevin Durant und Stephen Curry bisher das Turnier prägt. Die Ära Nowitzki war für den deutschen Basketball eine prägende. Zwischen 2002 und 2008 schafften der 2,13 Meter große Riese und sein Team je eine Medaille bei EM und WM sowie eine Olympia-Teilnahme in Peking. Gegen das, was die Mannschaft um Schröder und den aufstrebenden Franz Wagner seit Amtsübernahme von Bundestrainer Gordon Herbert leistet, verblassen die Erfolge allerdings. Wagner erinnert sich an seine Kindheit Dass neben dem Starensemble der USA, Gastgeber Frankreich und Serbien mit Nikola Jokic als einem der besten Spieler der Welt der vierte Halbfinalist Deutschland heißt, erscheint in diesen Tagen wie eine Selbstverständlichkeit. In der Bercy Arena sitzt Nowitzki fröhlich und gelöst in der ersten Reihe und schaut zu, wie seine Erben seine Erfolge mit einer gewissen Selbstverständlichkeit übertreffen. Zum Symbol des Aufschwungs wird immer mehr der junge Franz Wagner, der in der NBA einen Multimillionen-Deal unterschrieben und bei Olympia mit krachenden Dunks auf sich aufmerksam gemacht hat. Auch Wagner hat Erinnerungen an die Nowitzki-Ära, die bis 2022 als der Maßstab im deutschen Basketball galt. "Ich war glaube ich sieben, als Dirk bei Olympia gespielt hat. Wir haben einen langen Weg hinter uns und das liegt vor allem an ihm. Es ist eine Ehre für uns, das fortzusetzen", sagte Wagner. Der nicht für übertriebenes Lob bekannte Herbert nennt ihn bereits "einen Superstar". Weiter als beim WM-Titel Dauergegner Frankreich hat nach der 71:85-Pleite in der Vorrunde noch eine Rechnung offen und will seinerseits ein stimmungsvolles Traumfinale gegen das US-Team perfekt machen. "Sie haben Heimvorteil bei einer großartigen Atmosphäre. Wir kennen uns sehr gut. Ich gehe davon aus, dass es enger wird als in der Vorrunde", sagte Herbert. Dass die USA um den amerikanischen Olympia-Topscorer Durant im Anschluss Serbien schlagen, gilt als Formsache. Der im Herbst 2021 von Herbert ausgerufene Dreijahresplan steht nun vor der Vollendung. Noch zwei Spiele, dann ist die erfolgreiche Ära des 65 Jahre alten Kanadiers, der zum FC Bayern wechselt, beim Deutschen Basketball Bund vorerst beendet. "Wir sind ein Stück weiter als letztes Jahr und das musst du auch sein, vor allem mental. So eine Ruhe und so ein Vertrauen in sein Spiel zu haben, ist ganz wichtig", sagte Moritz Wagner über die Entwicklung seit dem WM-Coup von Manila. US-Foto aus Paris Tatsächlich verblüfft es, wie die Deutschen im Viertelfinale Griechenland um NBA-Star Giannis Antetokounmpo besiegten. Die USA und Deutschland sind nicht nur die einzig ungeschlagenen Teams im Turnier. Beide haben auch alle Spiele mit zweistelligem Vorsprung gewonnen. Spät in der Nacht teilten die US-Stars in den sozialen Netzwerken ein Foto, wie sie nach der 122:87-Show gegen Brasilien im Außenbereich der Arena sitzen. Zwölf schillernde Multimillionäre aus der besten Basketball-Liga der Welt genießen die gemeinsame Zeit in Paris und sind unaufhaltsam auf dem Weg zum Gold. James und Co. wären am Samstag für Deutschland der Endgegner einer denkwürdigen Reise über drei Jahre.