Während beziehungsweise vor allem gegen Ende von Saisonvorbereitungen wird ja gerne das Narrativ von Gewinnern und Verlieren der Vorbereitung bemüht, auch wenn jene Kategorisierung nicht zwangsläufig dafür bekannt ist, eine enorm hohe Halbwertszeit zu besitzen. Auch bei den Königlichen wird man jene Diskussionen vor dem bald bevorstehenden Saisonstart sicherlich wieder bemühen, wenngleich sich die Aussagekraft jener Einstufungen in Anbetracht der zahlreichen EM- und Copa-Nachzügler sicherlich in Grenzen halten wird. So lässt sich zwar durchaus sagen, dass die Canteranos rund um Mario Martín bislang einen vielversprechenden Eindruck hinterlassen, realistisch betrachtet im Ernstfall aber keine allzu große Rolle spielen werden.
Arda Güler darf zwar rein altersmäßig durchaus noch zu diesem Talentepool der Nachwuchskräfte gezählt werden, ist diesem aber eigentlich schon längst entwachsen – und untermauert dies bislang mit einer sehr starken Vorbereitung. Sowohl gegen die AC Mailand (0:1) als auch im Test-Clásico (1:2) zählte der junge Türke zu den auffälligsten Akteuren im Real-Dress und machte nachhaltig auf sich aufmerksam. Dass der begnadete Linksfuß in dieser Saison auf weitaus mehr Einsatzzeit als die 440 Minuten der vergangenen Spielzeit kommen dürfte, als er die komplette Saisonvorbereitung als auch Hinrunde verletzungsbedingt verpasste, das steht außer Frage. Nach den letzten Eindrücken stellt sich sogar eher die Frage: Wie viele Minuten mehr werden es denn am Ende?
Dass er in den Plänen von Carlo Ancelotti eine zentrale Rolle spielt, machte der Italiener bereits nach dem Duell mit Milan mehr als deutlich: „Er ist in einer sehr guten Verfassung gekommen, hat im Urlaub sehr gut gearbeitet. Er kam schlagfertiger, resistenter – und mit der gleichen Qualität. Die Saison wird für ihn wichtig, er wird mehr Einsätze kriegen als in der vergangenen. Die beste Position von Arda ist zwischen den Linien, das kann als Zehner sein oder etwas mehr über die halbrechte Seite. Für ihn ist es nicht gut, über die linke Seite zu kommen, denn bei dem linken Fuß, den er hat, muss er auf der rechten Seite bleiben, um die Möglichkeit eines Torschusses zu haben. Wenn wir mit drei Mittelfeldspielern agieren, kann er einer davon sein.“
Gegen Barcelona kam der junge Türke nominell zwar erneut auf dem rechten Flügel zum Einsatz, ließ sich aber immer wieder clever in zentralere und tiefere Positionen fallen und agierte so als verkappter Spielmacher, der zwischen den Linien die Bälle an sich zog und durch Steckpässe für einige Gefahrenmomente sorgte. Zwar ist Reals Mittelfeld, sofern alle Akteure einsatzfähig sind, mehr als üppig und vor allem prominent besetzt, nach dem Karriereende von Toni Kroos und in Anbetracht des bevorstehenden Monsterpensums mit maximal 72 möglichen Pflichtspielen in der kommenden Spielzeit könnten sich hier jedoch einige Fenster für reichlich Spielzeit auftun.
Ein Stammplatz scheint zum jetzigen Zeitpunkt natürlich eher unrealistisch, als Rotationsspieler könnte der türkische Nationalspieler jedoch eine bedeutende Rolle einnehmen. Nachdem für Kroos kein nomineller Ersatz im Mittelfeld geholt wurde, verfestigt sich der Eindruck, dass Ancelotti den ehemaligen Fenerbahce-Akteur tatsächlich vorrangig im Zentrum einplant. Aber ob nun auf dem Flügel oder auf der Acht – wo er am Ende spielt, dürfte Güler am Ende vermutlich herzlich egal sein. Fest steht: In der bestechenden (Früh)form der letzten Tage, könnten es einige Minuten werden in der kommenden Saison.
Denn seine Form aus der Rückrunde – sechs Tore in seinen letzten sieben Liga-Einsätzen – und von der EM – drei Torbeteiligungen in fünf Partien – scheint er konserviert zu haben. So wurde sein Treffer nach guter Ballannahme gegen Barça wegen knappem Abseits zurück genommen, die scharf getretene Ecke zum 1:2 zählt jedoch als Vorlage zu Real Madrids bisher einzigem Treffer der Saisonvorbereitung, in der Arda Güler bisher vielleicht sogar der aktivste und beste Madrilene ist.
Der Beitrag Neue Saison, neue Rolle? Güler besticht durch tolle Frühform erschien zuerst auf REAL TOTAL.