Sonnige Bedingungen und anspruchsvolle Trails: Ein perfektes Rennwochenende im Bayerischen Wald. Hier ist der Rennbericht zur Specialized Chili Enduro Series 2024 am Geißkopf von und mit Katrin Stöhr.
Nach dem aufregenden Saisonauftakt in Latsch machte die Specialized Chili Enduro Series am vergangenen Wochenende Halt am Geißkopf in Bischofsmais. Strahlender Sonnenschein und gut präparierte Strecken sorgten für beste Rahmenbedingungen und ein spannendes Rennen auf deutschem Grund.
Der Freitag begann mit perfektem Wetter, ideal für einen langen Trainingstag. Dank des Lifts konnten wir uns alle Stages sehr unkompliziert anschauen, ohne dabei weite Transferstrecken auf uns nehmen zu müssen – kleine Verschnaufpause also, nach Latsch und vor dem 3-Länder Enduro Race.
Die Stages waren bereits vollständig abgesteckt, mit der Ausnahme, dass aufgrund des Bikepark-Betriebs noch einige Abzweigungen in alternative Lines nicht durchgängig geflattert werden konnten. Für uns hieß das an einigen Stellen Augen aufmachen und gegebenenfalls noch einmal hochschieben, um sich den Streckenverlauf besser einzuprägen – klingt erstmal doof, aber eigentlich hat uns das sogar geholfen, sich einige Passagen und Lines etwas genauer anzusehen.
Lap für Lap haben wir also alle 9 Stages inklusive Prolog abfahren können. Und da der Lift zum Meeting Point wurde, war es super cool, sich immer mit den anderen Fahrerinnen und Fahrern zusammenzutun, sich gemeinsam die Strecken anzuschauen und eine Menge Spaß zu haben. Die Stimmung hätte nicht besser sein können!
Am Nachmittag stand der Prolog an. Ein kurzer Transfer von etwa 100–150 Höhenmetern führte uns zum Start einer flowigen Strecke mit Tables und flachen Wiesenkurven, die direkt ins Chili Village mündete. Mit einem sauberen Run und einer Zeit von 2:30 Minuten fuhren wir auf Position 1 unserer Klasse und sicherten uns damit den ersten Vorsprung für das Rennen.
In der Duo Mix Klasse gab es allerdings noch eine (schnelle) unvorhersehbare Variable, die erst etwas später anreisen konnte: Raphaela Richter (Simplon Trailblazers) und Lukas Spießl (Rotwild Schwalbe Gravity Team) meldeten sich als Weltcup-erfahrenes Duo ebenfalls in unserer Klasse an, verpassten allerdings den Prolog und mussten deshalb am Samstag mit einem erheblichen Rückstand ins Rennen starten. (FYI: Der Prolog zählt zur Gesamtzeit des Rennens und im Reglement gibt es eine Regelung, dass StarterInnen, die den Prolog nicht fahren konnten, die schlechteste Zeit der Kategorie + 30 Sekunden erhalten).
Für uns hieß das, dass wir am Samstag mit fast einer Minute Vorsprung auf die beiden ins Rennen starten durften – eigentlich ja ganz nett! Fühlte sich ein bisschen an, wie wenn man mit kleinen Geschwistern fangen spielt. ;-)
Der Samstag startete mit einem Uphill-Transfer zur ersten Stage: dem ‘Secret Trail’. Dieser Trail ist ein verstecktes Juwel im Bikepark, mit Off-Camber-Sektionen, Wurzeln und Steinen, die technische Raffinesse erforderten. Ein kurzer Sprint über den Forstweg führte zur zweiten Sektion, bei der man sich elegant durch den dichten Wald schlängeln musste. Stage 1 ist technisch gewesen und gleichzeitig so schnell, dass man so richtig gut in den Race Mode kommt. Definitiv eine unserer Lieblingsstages!
Nach einer Liftfahrt folgte der ‘Enduro 1’ Trail. Eine flache, aber schnelle Stage, bei der man ohne aktives Fahren und geschicktes Pushen nicht vorankommt. Mega anstrengend (weil lang), aber uns ist es gelungen, im Flow zu bleiben und die Kräfte so aufzuteilen, dass wir diese 7-minütige Stage mit einem richtig guten Gefühl beenden konnten.
Zeit für eine kleine Pause an der Verpflegungsstation, an der man nach jeder Stage vorbeikam. Dort gab es genug Früchte, Riegel und Getränke, um sich bei der Hitze bei Kräften zu halten. Außerdem haben sich dort immer wieder alle FahrerInnen zusammengefunden – beste Gelegenheit, um sich auszutauschen und die Gemeinschaft zu genießen.
Weiter ging es zur Stage 3 über den ‘Uphill Flow Trail’. Normalerweise wird der für E-Biker angeboten, an diesem Wochenende fehlte den meisten allerdings der Motor am Rad. Der anstrengende Anstieg von etwa 250 Höhenmetern war aber mit guter Musik in den Ohren und netter Gesellschaft gut zu bewältigen. Stage 3 startete etwas abseits vom Bikepark und bot eine naturbelassene, schnelle Strecke mit frischem Waldboden, flachen Kurven und dicken Wurzeln. Ab der Hälfte der Stage wurde es technischer und anspruchsvoller, besonders als wir durch ein Bachbett sprinten mussten. Doch das Einsauen hat sich gelohnt – die Stage 3 ist einfach ein total guter Trail und schafft es in unsere Top 3 des Wochenendes.
Die vierte Stage, eigentlich dem Verlauf der ‘Merida Timber Coaster’ folgend, erreichten wir wieder über einen 250 hm Transfer. Diese Strecke mit Holz Anliegern wurde ein wenig abgewandelt und kombinierte Anlieger, steinige Passagen und führte durch enge naturbelassene Kurven. Die Stage endete in der Prologstrecke mit fetten Anliegerkurven und Tables.
Schließlich brachte uns eine letzte Liftfahrt zur fünften Stage, der altbekannten Downhill-Strecke am Geißkopf. Sprünge, fette Steinfelder und die Gefahr von Durchschlägen machten diese Stage zu einer echten Herausforderung. Da wir uns im Training für die Downhill aber viel Zeit gelassen haben und genau auf unsere Linienwahl achteten, fanden wir die smoothesten Lines und kamen mit strahlenden Gesichtern nach dieser Oldschool-Downhill-Strecke zum Stehen.
Zum Abschluss des Tages wurde erstmals in der Chili Enduro Series eine freiwillige ‘Pro Stage’ angeboten. Der Hintergrund dazu: letztes Jahr wurde die Schwierigkeit der Stage 6 von vielen StarterInnen kritisiert, weshalb das Chili-Team dieses Jahr diese Strecke nicht einfach weglassen wollte, sondern sich für eine separate Wertung im Rahmen einer Pro-Stage entschied. Wenn ihr uns fragt: Eine mega Entscheidung, denn die Stage 6 ist tatsächlich anspruchsvoll und das Renn-Wochenende fordert ohnehin viel ab. Trotzdem bietet die Pro-Stage allen FahrerInnen die Möglichkeit, diese Stage zu racen – aber ohne die Gefahr, sich das Gesamtergebnis zu vermiesen. Für uns hieß das, dass wir gegen 17 Uhr mit unseren Freunden, den Transfer zur Pro-Stage angegangen sind, und den Tag in lockerer Atmosphäre und einem Mini-Race ausklingen lassen konnten.
Die Pro Stage wurde mit einer Frauen- und einer Männer-Wertung ganz unkompliziert gewertet und am gleichen Abend gab es noch eine Siegerehrung. Peter Fuchs und Sophia Wiedenroth holten sich die Sieger-Melone, während ich, Katrin, Rang 3 erreichte, der mit einer Banane geehrt wurde. Mit Bierdusche und guter Stimmung rundeten wir den ersten Renntag perfekt ab.
Update zum Battle Richter/Spießl vs. Stöhr/Berghoff: Der Vorsprung war nett gemeint, aber auf den 5 Stages fuhren Rapha und Lukas einfach die komplette Minute wieder rein, so dass wir nun auf Rang 2 stehen, mit 3 Sekunden im Rückstand. Wer weiß, ob uns am nächsten Tag ja vielleicht noch ein Wunder geschehen könnte …
Über Nacht sorgten Unwetter für starke Regenfälle, doch der Regenradar versprach Besserung. Bei leichtem Nieselregen starteten wir in den Tag, die Regenjacke konnten wir jedoch im Auto lassen.
Stage 7, die ‘Evil Eye’, war eine typische Bikeparkstrecke mit steinigen Kurven und wurzeligen Passagen. Der Regen sorgte dafür, dass die Strecke rutschig war, aber wir fanden schnell den nötigen Grip und konnten die Stage sicher hinter uns bringen.
Nach einer kurzen Snack-Pause brachte uns der Lift zur achten Stage, der ‘Enduro 2’. Diese klassische Enduro-Strecke mit flachen Kurven und vielen möglichen Linien durch Stein- und Wurzelfelder verlangte uns alles ab. Da sich die Strecke im Trockenen nochmal ganz anders fährt, mussten wir einige Linien durch eher safere austauschen, konnten dafür aber Sturzfrei und mit genug Kraft für die letzten Meter dieser relativ langen Stage absolvieren.
Die finale Stage 9 folgte der offiziellen ‘Freeride’ Strecke. Die vielen Zuschauer an der Stage feuerten uns kräftig an und motivierten uns, noch einmal alles zu geben. Mit sturzfreier Fahrt und ohne Defekte konnten wir unseren zweiten Platz verteidigen und den Vorsprung auf den dritten Platz weiter ausbauen. Team Richter und Spießl dominierten jedoch klar jede Stage und zeigten ohne Kompromiss, warum sie normalerweise im Weltcup anzutreffen sind. Wir beendeten das Rennen mit einem Rückstand von 1:25 Minuten auf die beiden und waren davon nicht überrascht. Gewaltige Leistung, wenn man dazu rechnet, dass sie ja sogar mit einer Minute Rückstand ins Rennen starten mussten.
Wir sind aber mindestens genauso glücklich, dass auch wir einen Vorsprung von 1:07 Minuten auf das Team von Claire Reuter und Moritz Greim herausfahren konnten. Racing is fun!
Zum Abschluss durften natürlich die großzügigen Sektduschen auf dem Podium nicht fehlen, eine Tradition der Chili Enduro Series, die jedes Rennen perfekt abrundet.
Das zweite Rennen der Specialized Chili Enduro Series am Geißkopf bot also so ziemlich alles, was das Enduro-Herz begehrt: anspruchsvolle Stages, eine tolle Community und eine Chili-typische hervorragende Organisation. Wie schon bei vorigen Rennen der Serie bot auch das Chili Village wieder eine angenehme Vielfalt an Ausstellern sowie einen leckeren Foodtruck. Passend zum Release des neuen Specialized Stumpjumper 15 konnte man sich am Specialized Stand genau dieses für einen Testride ausleihen oder sich beim Specialized GENIE Tech Talk über aktuelle Technologien informieren. Außerdem hat Syntace einen praktischen Workshop zum Thema Laufradbau angeboten und der Race Support von Syntace, Maxxis und Fraezen durfte natürlich auch nicht fehlen. Dieses umfangreiche Programm rundete das Wochenende perfekt ab und sorgte natürlich in Kombination mit dem Rennen und der Pro-Stage für ein gelungenes Event.
Die Stimmung am Wochenende war auf den Strecken, im Chili Village und auf dem Campingplatz großartig, und wir freuen uns schon jetzt auf den nächsten Stopp der Serie. Die Kombination aus Racing, good Vibes und einer tollen Community macht die Chili Enduro Series zu etwas ganz Besonderem. Bis zum nächsten Mal!
Leon Aures (DE) und Hanna Hüttenmeyer (AT) holen sich den Sieg auf den abwechslungsreichen Strecken am Geißkopf mit über 30 Minuten Stagezeit. Mit 32:18,95 Minuten und einem Vorsprung von 6,56 Sekunden erkämpfte sich der Local einen verdienten Sieg vor dem Deutschen Meister Enduro der Junior-Kategorie Elias Hassfeld, dicht gefolgt von Peter Fuchs. Hanna Hüttenmeyer (AT) dominierte mit einer Gesamtzeit von 37:38.03 die Women Kategorie mit einem Vorsprung von 1:07.83 Minuten.
Weitere SiegerInnen der Kategorien:
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