Anhängern der AfD zuhören und sich klar gegen Rechtsruck positionieren: Das ist laut Kommunikationsberaterin Franzi von Kempis kein Widerspruch. Im stern-Podcast "Die Boss" verrät sie ihre Hacks für Diskussionen von Familienfeier bis Kantine.
Erst ein paar Monate ist es her, dass das Rechtsaußen-Treffen von Potsdam mit Teilnehmern auch von der AfD eine große Bürgerbewegung ins Rollen brachte: Millionen Menschen demonstrierten in vielen deutschen Städten für die Demokratie, gegen Rechtsruck. Demnächst sind drei wichtige Landtagswahlen angesetzt, mit alarmierenden Prognosen für das Abschneiden populistischer Parteien wie der AfD. Wie stellen wir uns dem Rechtsruck entgegen? Antworten gibt Franzi von Kempis, Journalistin und Kommunikationsberaterin im stern-Podcast "Die Boss".
Jeden Tag, im Kleinen, im Privaten, sagt Franzi von Kempis kann man etwas tun: "Beim Abholen in der Kita, beim Teammeeting, auf dem Familienfest." Denn einfach den Laptop zuklappen und sich von alarmierenden Nachrichten von Parteien wie der AfD abschotten, das sei keine Lösung: "Rassismus, Antisemitismus, Hetze gegen Geflüchtete – das ist real und passiert Tag für Tag."
Es mache sie traurig, dass Menschen in Deutschland noch immer überrascht sind von so genannten "Geheimplänen" zur massenhaften Abschiebung. "Das zeigt: Sie können sich das nicht vorstellen, weil sie nicht betroffen sind. Das trennt uns noch sehr. Als weiße Frau bin ich privilegiert, daraus entsteht für mich Verantwortung: Ich habe an mich den Anspruch, mich für die einzusetzen, die es sich weniger leisten können, weil sie akut bedroht sind", sagt sie im Gespräch mit der Gastgeberin des sternPodcasts “Die Boss”, Simone Menne.
Mit dieser Haltung steht die Kommunikationsberaterin nicht allein. Gerade in der Arbeitswelt sei es zu einem Umdenken gekommen, einem bewussten Vorgehen gegen Rechtsdruck: "Unternehmer sind mutiger geworden, positionieren sich mehr, allein schon aus dem Gedanken heraus: Wir brauchen unsere diverse Belegschaft, wir brauchen Europa, wir müssen dafür sorgen, dass unsere Mitarbeitenden sich sicher fühlen. Das macht mir Hoffnung."
Franzi von Kempis ist überzeugt: Als demokratische Gesellschaft müssten wir gerade mit denen im Gespräch bleiben, die ganz anders denken. Die Kommunikation mit Anhängern von rechten Organisationen wie der AfD ist allerdings nicht einfach. Das erfordere vor allem eine eigene, innere Klarheit: "Wenn ich in ein Gespräch gehe, muss ich wissen, was meine Ziele sind. Will ich nur Widerspruch einlegen, oder will ich diskutieren? Wichtig ist auch, meine rote Linie zu definieren, zum Beispiel bestimmte Ausdrücke, bestimmte Behauptungen. Ohne diese Klarheit wird die Linie erst orange, dann gelb, und schließlich ist es gar keine Linie mehr."
Kommunikationsberaterin von Kempis ist durch ihr Engagement gegen Rechtsruck mit allen Wassern gewaschen. Seit etwa zehn Jahren gibt sie Argumentationshilfen gegen rechts, zunächst auf ihrem YouTube-Kanal "Die besorgte Bürgerin", später in ihrem Buch "Anleitung zum Widerspruch", seit kurzem in ihrem Newsletter "Adé AfD". Daraus entstanden ist ein rhetorischer Werkzeugkasten gegen Rechtsruck für jeden Tag. "Nicht jeder fühlt sich schlagfertig, nicht jeder bringt von selbst die nötige Zivilcourage mit, das ist verständlich. Aber man kann lernen, sich besser zu wappnen."
Wie man sich Mitstreiter für die Gegenrede holt, was man im Team oder als Führungskraft tun kann, um rechten Parolen Einhalt zu gebieten, wann aus interessierter Nachfrage Widerspruch gegen Rechtsruck wird und mit welchem Mimik-Trick man Gegner von der AfD und Co. wortlos schachmatt setzt, das erzählt Kommunikationsberaterin Franzi von Kempis im stern-Podcast "Die Boss – Macht ist weiblich".
Bei "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem BMW, Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de und dem Youtube-Kanal des stern sowie auf RTL+ und allen gängigen Podcast-Plattformen.
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