Kamala Harris sucht sich selbst. Oder vielmehr das, was sie selbst nie war: eine starke Nummer 2. Wen holt die designierte Kandidatin an ihre Seite?
So schnell kann's gehen. Vor wenigen Tagen war Kamala Harris selbst noch die Nummer 2, die sich brav in Joe Bidens Schatten einzureihen und nur bei Bedarf ins Scheinwerferlicht zu treten hatte.
Nachdem der 81-jährige US-Präsident allerdings am Sonntag unter dem wochenlangen Druck fassungsloser Kommentatoren, aufgescheuchter Spender, zweifelnder Freunde und einer meuternden Partei am Sonntag eingeknickt war, soll nun Harris das Ruder rumreißen. Infobox US-Wahl-NL
Leicht wird es für die ehemalige Senatorin aus Kalifornien nicht. Nicht nur, dass sie Umfragen zufolge bislang kaum besser gegen Trump abschneidet als ihr Noch-Chef.
Sie hat auch nur wenig Zeit, die verlorenen Wahlkampfmeilen wiedergutzumachen. In gerade einmal 100 Tagen muss die 59-Jährige vergraulte Wähler zurückholen und vor allem Unentschlossene für sich gewinnen. Dazu braucht sie Hilfe. Sie braucht das, was sie selbst vielleicht nie war – einen starken Vizepräsidenten. PAID Kamala Portrait 20.57
Es heißt, die Vizepräsidentschaft sei das zweitmächtigste politische Amt der USA. Das stimmt formal – aber eben auch nur formal. Zwar ist der VP gleichzeitig auch Vorsitzender des Senats, dessen Stimme im Falle eines Unentschiedens ausschlaggebend ist. Das Zünglein an der Waage eben. Doch in den allermeisten Fällen ist die Nummer 2 ein ziemlich zahnloser Tiger, der mehr präsentiert als regiert.
Es sei denn, die Nummer 1 fällt warum auch immer aus. Dann rückt der Stellvertreter nach. Auch für Harris braucht es einen Plan B – obwohl der Vize-Posten bei dem rund zwei Jahrzehnte älteren Joe Biden zynisch gesagt attraktiver gewesen wäre.
Wer kommt als Harris' "Running mate" in Frage? Und wer nicht?
Quellen: "New York Times", "Politico"; "NBC News"; "Time"; CNN