Die Arbeit der Steuerfahnder verlegt sich zunehmend auf Betrugsmodelle im Internet. Hierfür braucht es IT-Spezialisten in den Finanzbehörden. Doch geeignete Bewerber zu finden, ist schwierig.
Thüringens Steuerfahnder haben im vergangenen Jahr für zusätzlich knapp 20,5 Millionen Euro in der Landeskasse gesorgt. Im Vergleich zum Jahr zuvor flossen damit aber deutlich weniger Mehreinnahmen an den Fiskus. 2022 wurden nach Auskunft des Finanzministeriums rund 29,3 Millionen Euro an hinterzogenen Steuern aufgespürt, 2021 waren es fast 20 Millionen Euro. Das steuerliche Mehrergebnis unterliegt normalen Schwankungen.
In Thüringen befinden sich die Steuerfahndungsstellen zentralisiert in den Finanzämtern in Gera und in Gotha. Die dort beschäftigten 71 Mitarbeiter sollen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten aufdecken. 2023 prüften die Fahnder in 283 Fällen und leiteten 154 Strafverfahren ein. Diese werden von den Staatsanwaltschaften oder den Bußgeld- und Strafsachenstellen der Finanzbehörden geführt.
Im Zuge der Ermittlungen verhängten Gerichte im vergangenen Jahr gegen Steuersünder Freiheitsstrafen von insgesamt 24 Jahren und 9 Monaten. Zudem wurden Geldstrafen, Geldbußen und -auflagen in Höhe von rund einer Million Euro festgesetzt.
IT-Fachkräfte gesucht
Finanzministerin Heike Taubert (SPD) sieht die Thüringer Steuerfahndungsstellen grundsätzlich gut aufgestellt. Freie Dienstposten würden sukzessive nachbesetzt. Allerdings gestalte sich die Gewinnung von speziellen IT-Fachkräften schwierig. Auch würden grenzüberschreitende Sachverhalte insbesondere im Zusammenhang mit Umsatzsteuerbetrug zunehmen.
Die Arbeit der Steuerfahnder habe sich gewandelt, hieß es. Noch vor ein paar Jahren habe ein großer Anteil der Tätigkeit darin bestanden, Aktenordner oder andere Unterlagen in Papierform zu sichten und auszuwerten. Inzwischen spielten sich aufgrund der zunehmenden Digitalisierung viele Betrugsmodelle auch im Internet ab. Dafür seien entsprechende Technik und Wissen notwendig.
Neue Wege zur Gewinnung von Spezialisten
Bei Neubesetzungen von IT-Fahnder-Dienstposten würden daher auch Bewerber mit abgeschlossenem informationstechnischen Hochschulstudium oder einem Fachhochschulstudium auf dem Gebiet der Informatik oder Wirtschaftsinformatik zugelassen, hieß es. Durch Praktika und mithilfe von Vorträgen etwa an der Hochschule Mittweida sollen gezielt potenzielle Bewerber angesprochen und künftig entsprechende Fachkräfte gewonnen werden.