In China hat sich die Führung am Montag zum sogenannten Dritten Plenum versammelt, um die Weichen für die Wirtschaftspolitik des Landes in den kommenden Jahren zu stellen. Das Treffen findet hinter verschlossenen Türen in Peking statt. Kurz zuvor veröffentlichte die Statistikbehörde enttäuschende Zahlen für das zweite Quartal von April bis Juni: Demnach wuchs die Wirtschaft in den drei Monaten nur um 4,7 Prozent.
Das ist die niedrigste Wachstumsrate seit Anfang 2023. Das "Umfeld" sei "verflochten und komplex", erklärte die Statistikbehörde. Die Nachfrage im Inland bleibe unzureichend und die Basis für eine gesunde wirtschaftliche Erholung müsse weiterhin gestärkt werden. Der Einzelhandelsumsatz legte im Juni laut der Behörde im Juni nur um zwei Prozent zu. Im Mai waren es noch 3,7 Prozent gewesen.
Im ersten Quartal war das chinesische Bruttoinlandsprodukt um 5,3 Prozent gewachsen. Von der Finanzagentur Bloomberg befragte Analysten hatten für das zweite Quartal mit einem Wachstum von 5,1 Prozent gerechnet.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt leidet unter einer Immobilienkrise, rückläufigem Konsum und einer alternden Bevölkerung. Hinzu kommen Handelsstreitigkeiten mit westlichen Ländern.
Das Dritte Plenum leitet Staatschef Xi Jinping. Er legte zu Beginn des viertägigen Treffens einen "Tätigkeitsbericht" vor, wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Xi habe zudem einen Beschlussentwurf des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei zur weiteren umfassenden Vertiefung der Reformen und der weitergehenden Modernisierung Chinas erläutert. Der Staatschef hatte kürzlich "bedeutende" Reformen angekündigt.
Beobachter erwarten allerdings eine nur "bescheidene" Änderung der Politik, um die Hightech-Produktion anzukurbeln sowie Wohnungsbau und Haushalte zu unterstützen, wie etwa Harry Murphy Cruise von Moody's Analytics sagte. Die Zeitung der Kommunistischen Partei hatte vergangene Woche gewarnt, bei den Reformen des Dritten Plenums gehe es "nicht um einen Richtungswechsel". China-Experte Ting Lu von Nomura rechnet mit einer Diskussion über "große, langfristige Ideen und Strukturreformen" statt "kurzfristiger politischer Anpassungen".