Der Nominierungsparteitag der Republikaner steht kurz bevor. Doch wer Vizepräsident von Donald Trump werden könnte, ist weiter offen. Ein Überblick über die aussichtsreichsten Kandidaten. Donald Trump lässt sich weiter nicht in die Karten schauen. "Ich habe noch keine finale Entscheidung getroffen. Aber ich habe einige Ideen, wo wir hinwollen", sagte der Ex-Präsident bei einem Interview mit dem Nachrichtensender Fox am Montag auf die Frage, wer sein Vizepräsident werden solle, falls er im November erneut ins Weiße Haus einziehen sollte. Klarheit muss spätestens in der kommenden Woche herrschen: Dann sollen Trump und sein "Running Mate" auf dem Nominierungsparteitag in Milwaukee offiziell zu den Kandidaten der Präsidentschaftswahl gewählt werden. Für den Posten kursieren einige Namen, die immer wieder fallen. t-online gibt eine Übersicht: J.D. Vance, Senator von Ohio Der 39-Jährige hat eine bemerkenswerte politische Kehrwende hinter sich. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahl 2016 wurde Vance als Buchautor berühmt, als er seine eigene von Armut geprägte Kindheit im sogenannten "Rust Belt" im amerikanischen Nordosten verarbeitete. Die Region galt bis dahin als traditionelles Kernland der Demokraten. Trump allerdings konnte bei der Wahl überraschend viele Stimmen in der Region einfahren. Der dortige Erfolg galt als mitentscheidend für seinen Triumph über Hillary Clinton . Die "New York Times" schrieb nach Trumps Sieg, Vances Werk sei eines der Bücher, das seinen überraschenden Sieg erkläre. Gleichzeitig präsentierte sich Vance öffentlich als scharfer Kritiker von Donald Trump und nannte ihn unter anderem "amerikanischer Hitler". Davon ist heute allerdings nichts mehr zu spüren: 2022 wurde Vance für die Republikaner in Ohio zum Senator gewählt – und das als überzeugter Unterstützer von Trumps Politik. Vances starke Identifikation mit Trumps "Make American Great Again"-Bewegung könnte allerdings auch ein Hinderungsgrund sein, ihn zum Vizepräsidenten zu machen: Vance spricht wie Trump die nahezu gleiche Wählerschaft an. Marco Rubio, Senator in Florida Der 53-Jährige ist ein weiterer Politiker, der vor wenigen Jahren noch ein entschiedener Gegner Trumps war. 2016 bewarb sich Rubio ebenfalls um das Amt des Präsidentschaftskandidaten und lieferte sich über Wochen Schimpfduelle mit dem späteren US-Präsidenten. Für Rubio sprechen jedoch gleich mehrere Dinge: Zum einen ist er aufgrund seiner vorherigen Präsidentschaftsambitionen schon einem breiten Publikum in den USA bekannt. Seine kubanischen Wurzel könnten zudem dafür bewirken, dass Trump bei der hispanischen Bevölkerung mehr Stimmen einfährt. Als führender Republikaner im Geheimdienstausschuss des Senats bringt er außenpolitische Expertise mit. Er könnte dadurch auch ein Kandidat für das Außenministerium sein. Allerdings könnte es bei Rubio ein ganz praktisches Problem geben – zumindest in Bezug auf eine mögliche Vizepräsidentschaft: Der Senator lebt wie Trump in Florida . Die Wahlleute Floridas dürfen aber laut Verfassung nicht für zwei Kandidaten aus demselben Staat stimmen. Da der Staat bei der Wahl erwartungsgemäß allerdings über den Sieg mitentscheiden könnte, müsste entweder Trump oder Rubio wohl in den nächsten Monaten umziehen. Trump könnte zudem einen etwas weniger ambitionierten Kandidaten favorisieren, mit dem er öffentlich nicht um Aufmerksamkeit buhlen müsste. Doug Burgum, Gouverneur von North Dakota Der 67-Jährige brachte sich 2023 selbst als möglichen Präsidentschaftskandidaten ins Spiel – und damit auch als Konkurrent von Trump. Der Multimillionär zog sich aber relativ schnell wieder zurück und avancierte anschließend zum Unterstützer und loyalen Mitstreiter Trumps. Aus Trumps Umfeld ist zu vernehmen, dass diesem Burgums Hintergrund als erfolgreicher Software-Unternehmer gefällt und er ihn als verlässlich einschätzt. Insgesamt ist Burgum allerdings noch ziemlich unbekannt. Außerdem hilft er nicht unmittelbar dabei, aufgrund eines etwaigen Heimvorteils einen der umkämpften "Swing States" zu erobern: North Dakota gilt ohnehin als Hochburg der Republikaner. Burgum hat indes eines der strengsten Abtreibungsgesetzte der USA in Kraft gesetzt. Das verträgt sich einerseits nicht ganz mit Trumps weniger strikter Haltung bei dem Thema. Andererseits könnte es erzkonservative Wähler am rechten Rand beruhigen, denen Trump hier viel zu lax agiert. Tim Scott, Senator in South Carolina Der 58-Jährige hatte sich eigentlich selbst um die Präsidentschaftskandidatur beworben. Doch schon im November begrub er seine Ambitionen und reihte sich fortan treu hinter Trump ein. Strategisch wäre ein Einsatz Scotts als Vize aus Sicht vieler Trump-Berater aufgrund seiner Hauptfarbe sinnvoll. Sie dringen darauf, einen Schwarzen oder eine Frau als Vize aufzustellen, um mehr vergleichsweise moderat gesonnene Wähler zu erreichen. Scott tritt zudem deutlich zurückhaltender als Trump auf, was als Kontrastprogramm funktionieren könnte. Auch genießt er einen Ruf als formidabler Wahlspenden-Sammler und thematisiert häufig seinen Glauben. Elise Stefanik, Abgeordnete für New York Die 40-Jährige ist die einzige Frau, die öffentlich im engeren Kreis der Kandidaten genannt wird. Stefanik ist eine weitere glühende Anhängerin Trumps und eine aufstrebende Politikerin in der Republikanischen Partei. Sie gehörte zu den 147 Kongressmitgliedern, die am 6. Januar 2021 dagegen stimmten, den Wahlsieg von Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl gegen Trump offiziell zu bestätigen. An dem Tag stürmte ein wütender Mob von Trump-Anhängern das Kapitol. Bekannt wurde Stefanik einer breiteren Öffentlichkeit im Dezember: Da hatte sie die Präsidentinnen dreier Eliteuniversitäten zu Antisemitismus im Zuge pro-palästinensischer Proteste an den Hochschulen ins Kreuzfeuer genommen. Ben Carson, ehemaliger Minister für Wohnungsbau Der 72-Jährige war im Präsidentschaftswahlkampf 2016 noch ein Gegner Trumps. Später holte ihn Trump als Präsident in sein Kabinett als Minister für Wohnungsbau und Stadtentwicklung. Im Gegensatz zu vielen anderen Ministern hielt sich Carson bis zur Abwahl Trumps in seinem Amt. Der pensionierte Neurochirurg ist durch seine längere politische Laufbahn ein bekanntes Gesicht in den USA. Er stammt zudem aus dem Bundesstaat Michigan , der einer der entscheidenden im Wahlkampf werden dürfte. Gegenüber Trump gilt Carson als absolut loyal, gleichzeitig jedoch nicht als großer Redner. Als "Einpeitscher" dürfte Carson also nicht gedacht sein, aber das war Trumps Vizepräsident Mike Pence auch nicht. Byron Donalds, Abgeordneter für Florida Der 45-jährige Abgeordnete im Repräsentantenhaus aus Florida kommt aus der rechtskonservativen Tea-Party-Bewegung. Wie Stefanik stimmte auch er am 6. Januar 2021 im Kongress gegen eine Bestätigung von Bidens Wahlsieg. Im Februar hatte Trump erklärt, dass Donalds auf seiner Liste potenzieller Vizekandidaten stehe. Donalds hat seitdem bei etlichen Gelegenheiten die Falschinformation verbreitet, Joe Biden sei nicht der gewählte Präsident der USA. Auch unterstützte er bereits zu einem frühen Zeitpunkt der Vorwahlen Trump und stellte sich damit auch gegen seinen Widersacher Ron DeSantis, der wie Donalds aus Florida stammt. Zum jetzigen Zeitpunkt könnte Donalds Nominierung allerdings zu früh kommen, da er in der breiten Öffentlichkeit noch recht unbekannt ist. Weitere Namen Neben den genannten Kandidaten kursieren weitere Namen, denen allerdings kaum Chancen eingeräumt werden: Dazu gehört etwa der ehemalige Fox-Moderator Tucker Carlson, die ultrakonservative Verschwörungsanhängerin Marjorie Taylor Greene oder der ehemalige US-Außenminister Mike Pompeo. Auch Trumps ehemalige Gegenkandidaten im Vorwahlkampf, Nikki Haley und Ron DeSantis, fallen als Namen. Nicht ausgeschlossen ist allerdings, dass Trump am Ende jemanden aus dem Hut zaubert, dessen Name bislang nicht auf dem Radar auftauchte.