Im Spiel gegen das DFB-Team brachte Marc Cucurella Fußball-Deutschland gegen sich auf. Im Halbfinale wurde er deshalb ausgepfiffen. Sein Trainer bewertete das überraschend. Aus München berichtet Julian Buhl Nach dem 2:1-Sieg im Halbfinale gegen Turnierfavorit Frankreich ließen die Spanier vor der Fankurve ihrer Landsleute ihren Einzug ins Endspiel der Europameisterschaft feiern. Sie jubelten und tanzten. Mittendrin dabei: Marc Cucurella. Er ballte noch einmal beide Fäuste Richtung Tribüne und wollte sich dann eigentlich schon auf den Weg Richtung Kabine machen. Nach einem Hinweis eines Fotografen kehrte der 25-Jährige dann aber noch einmal um. Um ein Haar hätte der Spieler mit der auffälligen Wuschelfrisur das Siegerfoto verpasst, für das seine Mannschaftskameraden gerade noch auf dem Rasen der Münchner Arena posierten. Da durfte Cucurella aber freilich nicht fehlen. Er hatte schließlich auch am Erfolg gegen Frankreich wieder entscheidenden Anteil. Unter – vor allem für ihn persönlich – sehr speziellen Bedingungen lieferte er erneut eine überzeugende Leistung ab. Cucurella bekam in der Münchner Arena nämlich während der gesamten 90 Minuten immer wieder den Unmut der vielen mutmaßlich deutschen Zuschauer zu spüren. Schon als sein Name bei der Mannschaftsaufstellung vom Stadionsprecher vorgelesen wurde, gab es Pfiffe und Buhrufe von der Tribüne. Während des Spiels waren die dann auch bei ausnahmslos jedem Ballkontakt des Linksverteidigers zu hören und wurden immer lauter. Die Unmutsbekundungen waren eindeutig den Fanblöcken zuzuordnen, die nahezu komplett mit Zuschauern besetzt waren, die das weiße oder pinke DFB-Trikot trugen. Ihre Meinung zählt: Olympia 2024 – für welche Sportarten und Athleten schlägt Ihr Herz? "Ich weiß nicht, warum er ausgepfiffen wurde" Warum? Der Spanier hatte im Viertelfinale der spanischen Elf gegen Deutschland in der Verlängerung einen Torschuss von Jamal Musiala im Strafraum an die Hand bekommen und damit den Ball abgelenkt. Der englische Schiedsrichter Anthony Taylor entschied sich aber gegen einen möglichen Strafstoß. Spanien gewann das Spiel durch ein Tor von Mikel Merino in der 119. Minute mit 2:1 nach Verlängerung und zog damit ins Halbfinale ein. Angesprochen auf die um ihn entstandene Debatte, sagte Cucurella im ZDF : "Für mich ist das egal. Wir müssen konzentriert bleiben. Wenn darüber gesprochen wird, ist das Teil des Spiels." Die spanischen Fans hingegen reagierten auf die Pfiffe und feierten ihren Spieler mehrmals lautstark und demonstrativ mit "Cucurella"-Sprechchören. "Ich weiß nicht, warum er ausgepfiffen wurde", sagte Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente hinterher auf der Pressekonferenz. "Das Einzige, was sie damit gemacht haben, ist, ihn noch mehr zu motivieren. Er ist ein Profi und weiß mit Druck umzugehen." Die Menschen, die gepfiffen hätten, hätten weder den Sport noch das Land repräsentiert. Im Gegenteil, so de la Fuente: "Deutschland war ein außergewöhnlicher Gastgeber." Cucurella wollte Handspiel unbedingt vermeiden Cucurella war all der Trubel um ihn auf dem Spielfeld so gut wie gar nicht anzumerken. Nur beim zwischenzeitlichen 0:1 durch Randal Kolo Muani machte er keine allzu gute Figur, als er in der Nähe stand, den ehemaligen Frankfurter aber nicht am Kopfball hindern konnte. Ansonsten lieferte er aber eine gute Leistung ab und half erfolgreich dabei, die hochkarätig besetzte französische Offensive zu stoppen. Auffällig war noch eine Szene in der 52. Spielminute: Als er eine Flanke von Ousmane Dembélé blocken wollte, verschränkte er dabei beide Arme hinter seinem Rücken. Einen möglichen Handelfmeter und die Diskussionen darüber wollte er offenbar kein zweites Mal riskieren.