Riesige Kahlflächen rund um den Brocken schockieren seit Jahren Wanderer und Anwohner im Harz. Doch für Politik und Forstwirte vor Ort ist das Waldsterben auch eine Chance.
Erstmals seit mehreren Jahren haben Waldbesitzer im Landkreis Harz (Sachsen-Anhalt) wieder einen Rückgang der Kahlflächen gemeldet. Demnach sei die Größe der Kahlflächen um etwa 5.500 Hektar auf aktuell rund 14.800 Hektar geschrumpft, teilte der Landkreis Harz nach einer Sitzung des Krisenstabes Wald mit. In den Vorjahren wurden jeweils mehr als 20.000 Hektar Kahlflächen gemeldet, was in etwa 26 Prozent der Waldflächen im Landkreis Harz entspricht. Nach Jahren der Tristesse rege sich wieder ganz zartes Grün, sagte Landrat Thomas Balcerwoski (CDU). Die Daten gehen zurück auf eine Abfrage des Harzer Umweltamtes bei 27 größeren Waldbesitzern. Nach dem mehrjährigen, großflächigen Fichtensterben komme dem Harz ein Zusammenspiel von aktiver Wiederaufforstung und Naturverjüngung zu Gute, erklärte der Landrat.
Wälder werden umgebaut
"Wir sind aus forstlicher Sicht noch lange nicht am Ziel", sagte Wolfhardt Paul vom Landesforstbetrieb. Derzeit werde vor allem auf Laubbäume gesetzt. Die große Mischung streue das Risiko. So sollen heimische Birken, Eichen und Ebereschen, aber auch aus Nordamerika stammende Baumarten wie Douglasie, Küstentanne und Roteiche angepflanzt werden. Die Experten wollen zudem Buche, Fichte und Ahorn zurück in den Harz bringen. Innerhalb der kommenden zehn Jahre sollen jährlich rund 1.000 Hektar aufgeforstet werden. Bei einer Pflanzaktion nahe Ilsenburg wurden den Angaben zufolge im vergangenen Jahr auf einem Hektar rund 7.000 Bäume gepflanzt.
Trockenheit und Schädlinge setzen den Bäumen zu
Trotz der Erfolge setze die Trockenheit den Bäumen weiter zu, erklärte Landrat Balcerwoski. Weitere Probleme verursachten Schädlinge. Im Landkreis Mansfeld-Südharz setze etwa der zweipunktige Eichenprachtkäfer den durch die Trockenjahre gestressten Bäumen extrem zu. Auch die Zahl der Feuerwehreinsätze in den Harzer Wäldern habe sich erhöht: von 100 im Jahr 2022 auf 151 Einsätze im Jahr 2023.