Eine lange Spur der Verwüstung hat "Beryl" auf seinem Weg durch die Karibik hinterlassen. Nun ist der Sturm an der US-Küste angekommen.
Hurrikan "Beryl" hat die US-Küste erreicht. Der Wirbelsturm traf am frühen Morgen (Ortszeit) mit Windgeschwindigkeiten von fast 130 Kilometern pro Stunde nahe der texanischen Ortschaft Matagorda auf Land, wie das US-Hurrikanzentrum (NHC) mitteilte. Meteorologen warnten vor lebensgefährlichen Überschwemmungen durch Sturmfluten entlang der Küste. Matagorda liegt rund 130 Kilometer südwestlich der Millionenstadt Houston.
In der betroffenen Region waren rund 270.000 Haushalte zeitweise ohne Strom, meldete die Webseite "Poweroutage.us". "Beryl" hatte sich über dem Meer zunächst zu einem Tropensturm abgeschwächt, war dann aber kurz vor seiner Ankunft in Texas erneut zum Hurrikan der niedrigsten Kategorie 1 hochgestuft worden - mit Windgeschwindigkeiten um die 120 Kilometer pro Stunde.
Texas wappnet sich
In den bedrohten Gebieten an der texanischen Küste haben manche Bewohner und Ladenbetreiber Medienberichten zufolge ihre Fenster mit Brettern verschlagen. Allerdings folgten demnach auch viele Menschen nicht dem Aufruf der Behörden, sich in Sicherheit zu bringen. Vizegouverneur Dan Patrick rief in 121 Countys den Notstand aus. Im Bezirk Refugio, wo rund 7000 Menschen leben, wurde eine Evakuierung angeordnet.
"Beryl" wird sich den Prognosen zufolge über Land wieder abschwächen und in nordöstlicher Richtung landeinwärts bewegen. Am späten Montag und Dienstag wird er über Osttexas sowie Arkansas ziehen.
Die Ausläufer machten sich zuvor schon mit starkem Regen, heftigem Wind und stürmischer See bemerkbar, wie örtliche Medien berichteten. In Teilen des Bundesstaates werden laut NHC Sturzfluten und Überschwemmungen erwartet. Für den oberen Teil der texanischen Küste und das Gebiet um die Metropole Houston warnten die Behörden vor möglichen Tornados.
Auch im Nordosten Mexikos ist mit starkem Regen und Wind zu rechnen.
"Beryl" hält die Menschen in der Region schon seit mehr als einer Woche in Atem, nachdem er Ende Juni im Atlantik entstanden war. Im Südosten der Karibik erreichte er zeitweilig die höchste Hurrikan-Stärke, Kategorie 5, also anhaltend mehr als 251 Kilometer pro Stunde. Er rauschte über mehrere Inseln der Kleinen Antillen hinweg, traf an der Ostküste der mexikanischen Halbinsel Yucatán aufs Festland, um dann durch den Golf von Mexiko weiterzuziehen.
Schäden in Mexiko und Verwüstung auf Karibikinseln
In Mexiko entwurzelte "Beryl" Bäume und warf Straßenschilder um. In weiten Teilen der viel besuchten Urlaubsregion zwischen Tulum und Cancún fiel der Strom aus.
In der Karibikregion kamen mindestens elf Menschen ums Leben, darunter auch drei in Venezuela. Auf einigen Eilanden der Inselstaaten Grenada sowie St. Vincent und die Grenadinen wurden den Regierungen zufolge mehr als 90 Prozent der Häuser beschädigt oder zerstört. Auch Jamaika erlebte mancherorts große Schäden und weitreichende Stromausfälle.
Klimawandel begünstigt starke Stürme wie "Beryl"
Noch nie war so früh in der atlantischen Hurrikan-Saison, die im Juni beginnt und ein halbes Jahr dauert, ein derart starker Sturm erfasst worden. Wärmeres Meereswasser im Zuge des Klimawandels macht starke Wirbelstürme wahrscheinlicher.
Die Stärke von Hurrikans wird nach einer von den Meteorologen Herbert Saffir und Robert Simpson entwickelten Skala bemessen: Ein Hurrikan der Kategorie 1 erreicht bis 153 Kilometern pro Stunde. Stufe 2 gilt bis Tempo 177, Stufe 3 bis 208 und Stufe 4 bis 251.
Verheerende Schäden drohen bei einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5, der mit einer Windgeschwindigkeit von mehr als 251 Kilometern pro Stunde rotiert. Oft gewinnen Wirbelstürme bei ihrem Zug über das Meer an Stärke. Über Land verlieren sie schnell ihre Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt.