Deutschland gegen Spanien ist das Spiel, auf das die halbe Fußballwelt am Freitag schaut. Doch wie blickt eigentlich der deutsche Gegner auf die Partie? Die heiße Phase hat begonnen: Deutschland trifft bei der Heim-EM im Viertelfinale auf den Topfavoriten. Spanien fordert die DFB-Elf am heutigen Freitagabend (ab 18 Uhr im Liveticker bei t-online) in Stuttgart heraus. So siegessicher wie vor den Spielen gegen Schottland, Ungarn, die Schweiz und Dänemark sind die Fans der Nationalelf aber nicht. Nur 47,1 Prozent der t-online-User gaben bei einer Umfrage an, dass Deutschland gewinnt (Stand Freitagvormittag). 42,2 Prozent tippten auf Spanien, 10,6 Prozent wollten sich nicht festlegen. Auch einige Experten erwarten ein enges Duell. MagentaTV-Experte Michael Ballack rechnet mit einem "absoluten Klassiker". "Es wird ein Spiel auf Messers Schneide, der Kopf spielt da eine Rolle", so der "Capitano". t-online-Kolumnist Stefan Effenberg sieht sogar Vorteile bei den Gegnern. "Man muss es offen sagen: Die individuelle Qualität ist bei den Spaniern ganz klar höher", erklärte er ( die komplette Kolumne lesen Sie hier ). Doch wie blickt die spanische Öffentlichkeit auf das Spiel? t-online hat bei mehreren Journalisten nachgefragt – und ein gemischtes Bild erhalten. Deutschland – das andere Deutschland Mit drei Siegen aus vier Spielen und mehreren überzeugenden Auftritten wird der deutschen Mannschaft auch in Spanien Respekt gezollt, erklärt Alejandro Diago von "OneFootball". "Die Mannschaft hat sich wieder gefunden und die Fans zurückgewonnen. Vor einem Jahr hat Deutschland noch völlig ideenlos gespielt, aber die Ankunft von Julian Nagelsmann und die Rückkehr von Toni Kroos haben das Bild vollkommen verändert. Das ist ein anderes Deutschland." Guille González von "Relevo" ist sich sicher: "Deutschland ist neben Spanien der Topfavorit. Nagelsmann hat eine junge Generation aus Spielern wie Wirtz und Musiala erfolgreich mit Erfahrenen wie İlkay Gündoğan und Toni Kroos kombiniert." Angesprochen auf Letzteren ergänzt González: "Kroos ist der Schlüssel für Deutschland, Europameister zu werden. Nagelsmanns Revolution braucht seine Ruhe und Präsenz." Iván Martín von "OkDiario" zeigt sich von der starken Entwicklung der DFB-Elf wenig überrascht: "Deutschland ist immer Deutschland. Es gab zwar auch schlechte Phasen, aber die Deutschen sind immer gefährlich. Sie spielen zu Hause und werden es Spanien sehr schwer machen." Spanien – eine ansteckende Chemie Erst ein Gegentor hat Spanien bei der EM kassiert, dazu gleich neun geschossen. Besonders elektrisierend ist das Duo auf den offensiven Flügeln: Lamine Yamal und Nico Williams. Der erst 16 Jahre alte Yamal gilt als "Wunderkind", Nico Williams (21 Jahre) hat es auf den Wunschzettel einiger Topklubs geschafft. "Nicos Geschwindigkeit und Lamines Technik sind ein Segen für Spanien", erklärt Alejandro Diago. "Die beiden sind sowohl auf als auch neben dem Spielfeld ein einzigartiges Team. Ihre Chemie ist ansteckend für den Rest des Teams. Sie können den Unterschied ausmachen." Von einer "Goldenen Generation" will Diago aber noch nicht sprechen. "Dafür ist es noch zu früh. Vielen Spielern fehlt noch die Erfahrung auf internationalem Niveau, aber sie lassen einen auf jeden Fall von einer guten Zukunft träumen", erklärt er. Vor dem Duell gegen Deutschland wurden Yamal und Williams mehrfach mit "Wusiala" verglichen, dem Duo aus Jamal Musiala und Florian Wirtz. Guille González ist überzeugt: "Der Vergleich passt. Beide Duos stehen für eine hoffnungsvolle Zukunft ihrer Länder. Sie stehen für den Fußball von der Straße, für einen Fußball, der die Zuschauer von den Sitzen reißt. Deutschland und Spanien haben das gebraucht." Gleichzeitig sieht González ein anderes Duo als ähnlich wichtig für das spanische Team an: die Außenverteidiger. "Marc Cucurella und Dani Carvajal, über die selten geredet wird, geben Yamal und Williams die Sicherheit auf den Flügeln. Dieses Füreinander, diese Einheit ist die Stärke Spaniens." Das direkte Duell Dass es schon im Viertelfinale zum Aufeinandertreffen beider Teams kommt, ist für manchen Beobachter ein vorgezogenes Finale. Nicht aber für Iván Martín: "Es kommen dann noch Frankreich oder Portugal, ehe das Endspiel kommt. Es ist zu früh, um so etwas zu sagen." Guille González sieht das etwas anders: "Das sind die beiden Topfavoriten der EM. Wir werden am Freitag Zeugen von dem, was das Finale sein sollte. Die beiden schönsten Spielstile, die mutigsten Ansätze, die größte Vielseitigkeit." Er ist sich sicher: "Der Europameister wird in diesem Spiel gefunden. Deutschland und Spanien sind der Hauptgrund, diese EM zu schauen." Alejandro Diago nimmt die Zwischenposition ein. "Es wird sehr schwer, weil im Halbfinale Frankreich oder Portugal auf den Gewinner warten. Daher ist es schwer, über den Gewinner zu reden. Aber ich bin sicher: Wer auch immer das Spiel in Stuttgart gewinnt, wird einen Schub bekommen und mit großem Selbstvertrauen durch den Rest des Turniers marschieren."
