Sägender Sound bei völliger Laufruhe – bei Verbrennern schafft das nur ein Antrieb, dessen Name vollkommen unpassend wirkt: der Boxermotor. Wie kam er zu dieser Bezeichnung? Carl Benz nannte ihn 1896 "Contra-Motor" und baute ihn ein Jahr später in das Modell "Dos à Dos" ein. Richtig populär wurde der Antrieb erst einige Jahre später mit BMW , aber auch mit dem VW Käfer oder der Ente von Citroën. Und aus dem Contra-Motor wurde der Boxer. Aber warum? Das Gegeneinander der Kolben bringt Laufruhe Der Boxermotor bietet gegenüber anderen Motorkonzepten mehrere Vorteile. Dazu gehören die flache Bauweise, der niedrige Schwerpunkt und die gut ausbalancierten Massenkräfte. Das Grundprinzip: Zwei gegenüberliegende Kolben bewegen sich mit gleicher Geschwindigkeit auf einer Linie – ähnlich den Fäusten zweier Boxer, daher der Name. Durch seine Bauweise läuft der Boxer ruhig und vibrationsarm. Während ein Reihenmotor erst ab sechs Zylindern einen ruhigen und ausgeglichenen Lauf bietet, schafft dies ein Boxermotor bereits ab vier Zylindern. Bauartbedingt haben Boxermotoren keine Verbrauchs- oder Emissionsnachteile. Allerdings spielt das Konzept seine Vorteile nur bei gerader Zylinderzahl aus. Das derzeit populäre Downsizing auf drei Zylinder ist mit dem Boxerprinzip daher nicht realisierbar. Nur wenige setzen heute auf das Boxer-Prinzip Im Wesentlichen wird dieses Prinzip derzeit nur von zwei Automobilherstellern angewendet. Die doppelte Anzahl von Nockenwellen bzw. Zylinderköpfen macht den Motor teurer. Außerdem muss das Fahrzeugkonzept eng an den flachen, aber breiten Motor angepasst werden. Durch die Längslage kommt der Einsatz nur in Allrad- oder Hecktrieblern in Frage – ideal für Sportwagen wie Porsche oder Geländewagen wie Subaru.Bei beiden Herstellern hat das Motorprinzip Tradition, sie pflegen damit ihr Markenimage. Auch Motorräder "boxen" Für Motorräder gelten dieselben Vorteile wie für Autos: niedriger Schwerpunkt, kompakte Bauweise, Laufruhe, Durchzugsstärke und eine hohe Effizienz. 1920 entwickelte BMW einen 500-Kubik-Zweizylinder-Boxer mit 6,5 PS, der aber an einen kleinen Motorradhersteller verkauft wurde. Erst 1923 konzipierte BMW mit der R 32 sein erstes eigenes Motorrad mit dem Zweizylinder. Vor allem in der Motorrad-Anfangszeit hatten Motoren oft Kühlprobleme. Durch die im Wind stehenden Zylindern war Kühlluft ausreichend vorhanden. Auch fiel eine Reparatur leichter, da Schrauber direkt an den Ventiltrieb kamen. Bis auf eine kurze Unterbrechung zwischen 1945 und 1949 stellt BMW bis heute Boxer-Motorräder her. Bei den Autos zog die Motorrad-Technik hingegen nur als Übergangstechnologie ein: in die Modelle BMW 600 und 700. Nicht so bei Subaru. Der japanische Hersteller produziert seit 1966 Boxermotoren für Autos. Mit rund 1,2 Millionen verkauften Boxermotoren pro Jahr ist Subaru der größte Hersteller dieser Antriebsart. Durch die niedrige Bauhöhe erreicht Subaru einen niedrigen Schwerpunkt, der für eine ausgewogene Gewichtsverteilung weit hinter der Vorderachse sorgt. Vibrationen sind kaum spürbar, der niedrige Schwerpunkt sorgt für ein geringes Wankverhalten in Kurven und damit für ein sehr agiles Handling. Hinzu kommt ein gutes Crashverhalten. Bei einem Aufprall schiebt sich der flache Boxermotor unter die Fahrgastzelle. Im Vergleich zu ähnlichen Fahrzeugen fährt er sich sportlicher und komfortabler. Zumindest so lange, bis er ganz aus dem Verkehr gezogen wird – und wenn nicht von anderen Benzinern, dann irgendwann vom Elektroantrieb.