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EM-Viertelfinale: Deutschland gegen Spanien – Effenberg gibt DFB-Elf Tipp

Im EM-Viertelfinale kommt es zum Kracher zwischen Deutschland und Spanien. Dabei muss die DFB-Elf einen großen Fehler unbedingt vermeiden. Freitag wartet ein echtes Highlight auf uns. Natürlich ist es schade, dass Deutschland und Spanien bereits im Viertelfinale aufeinandertreffen. Wir können uns aber trotzdem freuen – auch wenn es extrem schwierig wird. Denn man muss es offen sagen: Die individuelle Qualität ist bei den Spaniern ganz klar höher. Und ich bleibe dabei: Ich kann dieses Gerede von einer "B-Elf", mit der sie im letzten Gruppenspiel angetreten seien, nicht mehr hören. Spanien hat keine B-Elf. Wenn die übliche Startformation auf dem Platz steht, sitzen auf der Bank immer noch die Champions-League-Sieger Nacho und Joselu, ein Alejandro Grimaldo, der mit Leverkusen Deutscher Meister geworden ist, ein Dani Olmo, ein Ferran Torres, ein Mikel Oyarzabal – allein von diesen sechs wären drei oder vier Stammspieler in der DFB-Elf. Das soll mir also niemand erzählen, dass das eine B-Elf sein soll. Das ist einfach in jedem Bereich höchste Qualität. Wichtig auch: Spaniens Spielweise hat sich verändert in den vergangenen Jahren. Früher haben sie meist versucht, über das Zentrum oder das Umschaltspiel zu Chancen und dann zu Toren zu kommen. Das ist mittlerweile aber eine sehr gute Mischung, weg vom typischen spanischen Tiki-Taka. Sie wollen nicht mehr den Ball ins Tor tragen wie früher. Jetzt haben sie zwei Flügelspieler, die noch mal den Unterschied ausmachen: Lamine Yamal und Nico Williams. Yamal ist ein Jahrhunderttalent, ein wirkliches Wunderkind. Es macht einfach Spaß, ihm zuzuschauen. Und auch Williams hebt Spanien einfach auf ein anderes Level. Dazu dann ein Mittelfeld mit Rodri, mit Pedri, mit Fabián – solch eine Qualität auf diesen Positionen hat keine andere Mannschaft. Sie spielen mit bemerkenswert viel Selbstvertrauen und Ruhe. Im Achtelfinale gegen Georgien hat man es gesehen: Selbst so einen überraschenden und unglücklichen Rückstand durch ein Eigentor schütteln sie einfach ab, spielen in Ruhe weiter, geraten nicht in Panik. Das ist enorm stabil. Spaniens Nationaltrainer Luis de la Fuente hat dazu ein großes Plus: Er war auch schon im Jugendbereich als Nationaltrainer erfolgreich – und kennt seine Spieler bereits aus dieser Zeit. Das ist ein Megavorteil. Man sieht es ja: Auf dem Platz ist das pure Spielfreude – und auch die Ersatzspieler ziehen mit. Das ist ein echtes Team, und das ist de la Fuentes Verdienst. Das kann wieder ein Spanien werden, wie wir es bereits zwischen 2008 und 2012 gesehen haben. Damals gewannen sie drei große Turniere in Folge – und eine solche Ära könnte sich erneut entwickeln. Du musst die Spanier bearbeiten Ich bin aber trotzdem überzeugt, dass sie auch vor uns Respekt haben. Denn: unverwundbar ist Spanien nicht. Bundestrainer Julian Nagelsmann und seine Spieler sollten sich eine Partie ganz genau anschauen: das 3:0 der Spanier zum Auftakt gegen Kroatien. Denn das hätte gut und gerne auch 3:3 ausgehen können. Die Kroaten hatten eine Vielzahl an Chancen, haben sie nur nicht genutzt. Aus dieser Partie kann Nagelsmann viele Erkenntnisse ziehen. Du musst die Spanier bearbeiten, hier und da auch selbst die Spielkontrolle übernehmen. Denn wenn du ihnen nur hinterherläufst, wird das schwierig bis unmöglich. Das kostet zu viel Kraft, dann geht es der deutschen Mannschaft wie den Türken gegen Österreich, die zwar das 2:1 über die Zeit retten konnten, am Ende aber nur noch in den Seilen hingen. Das darf uns nicht passieren. Stattdessen sollte die deutsche Mannschaft versuchen, so viele Spielanteile wie möglich zu bekommen, die Partie an sich zu reißen. Besonders defensiv wird das natürlich eine Herausforderung. Yamal und Williams auf den Außenbahnen müssen gedoppelt werden. Es darf nicht zu Eins-gegen-eins-Situationen kommen, die deutschen Spieler müssen stets in der Überzahl sein. Das muss man aber erst einmal schaffen. Die Frage ist auch: Wie reagiert die DFB-Elf bei einem Ballverlust? In den ersten Spielen standen nämlich auch die Innenverteidiger Jonathan Tah und Antonio Rüdiger extrem hoch, zum Teil fünf, zehn Meter in der gegnerischen Hälfte. Das ist gegen Spanien enorm gefährlich, dann ist das ein Vabanquespiel. Das sollten sie auf keinen Fall machen. Deutschland wird nicht die absolute Spielkontrolle übernehmen können. Ich glaube, dass sie sich eher auf Stabilität und Kompaktheit konzentrieren werden, aber dann auch immer wieder nach Situationen suchen, schnell umzuschalten und zu kontern. Das Spiel muss so lange wie möglich offen gehalten werden. Wichtig auch: Die Fehler, die sich die deutsche Elf im Achtelfinale gegen Dänemark erlaubt hat, dürfen unter keinen Umständen wieder passieren. Denn ein Gegner wie Spanien bestraft die kleinsten Ungenauigkeiten sofort. Verdient hat sich England das Viertelfinale nicht Auch die weiteren Viertelfinalpartien sind hoch spannend: England bekommt es mit der Schweiz zu tun, die bisher wirklich ein großartiges Turnier spielt. Ich glaube, die Engländer wissen gar nicht so recht, wie sie es bis unter die letzten acht geschafft haben. Und: Verdient haben sie das eigentlich auch nicht, das muss man einfach sagen. Der Fußball, den sie spielen, ist null attraktiv – und natürlich kann ihnen das egal sein. Das glaube ich aber nicht. Die wollen der Welt schon zeigen, dass sie zu Recht die mit Abstand teuerste Mannschaft des Turniers sind. Es droht aber eine große Abrechnung. Alles außer dem EM-Titel ist zu wenig, dabei bleibt es auch nach den bisherigen Vorstellungen. Portugal gegen Frankreich klingt auf dem Papier zwar reizvoll – aber die Portugiesen sind für mich nicht gefestigt genug. Man darf nicht vergessen: Wenn Sloweniens Benjamin Šeško seine Chance in der Verlängerung genutzt hätte, wäre Portugal vermutlich ausgeschieden. Bei den Franzosen dagegen ist ein klarer Plan erkennbar, auch wenn das nicht spektakulär ist, was sie bisher geboten haben. Trotzdem ist da eine Stabilität vorhanden, die sie ihrem Gegner voraus haben. Da ist die Mannschaft von Didier Deschamps für mich im klaren Vorteil. Die Niederlande haben im Achtelfinale gegen Rumänien eine enorme Leistungssteigerung gezeigt. Gegen einen unangenehmen Gegner haben sie ein tolles Spiel gespielt, haben den Rumänen, die mich in der Vorrunde auch begeistert haben, keine Chance gelassen. Da haben die Niederländer ihre wahre Qualität gezeigt – und haben noch Luft nach oben. Mit der Türkei haben sie nun ein großes Stück Arbeit vor sich. Für Sabitzer tut es mir leid Ich muss es übrigens noch sagen: Das Aus Italiens hat mich nicht überrascht. Es war schon in der Gruppenphase zu erahnen, dass für den Titelverteidiger die Reise nicht weit geht. Dafür war die Mannschaft einfach nicht gut genug schon in der Gruppenphase – und sie hat auch nicht gezeigt, was Italien sonst immer ausgezeichnet hat: Stabilität, Zusammenhalt, starke Defensive. Stattdessen war viel auf Glück aufgebaut. Größer wird die Ernüchterung bei Belgien sein. Man ist sicherlich mit ganz anderen Erwartungen als einem Ausscheiden im Achtelfinale ins Turnier gegangen. Aber es war doch sehr bezeichnend, wie sich das Team gegen Frankreich präsentiert hat. Das war extrem defensiv, auch extrem destruktiv, im Spiel nach vorn ging kaum etwas – obwohl die Belgier gerade die Offensive auszeichnet. An Kevin de Bruyne hat man es am besten gesehen: Der hat eigentlich als defensiver Sechser im Mittelfeld spielen müssen – ganz anders als im Verein bei Manchester City . Das ist einfach nicht seine Rolle. Zwar hatte de Bruyne noch die eine Chance zum Tor, aber unterm Strich haben sie ihre eigentliche Stärke überhaupt nicht ausgespielt. Belgien wollte einfach nur verteidigen und entweder noch ein glückliches 1:0 erzielen oder es in die Verlängerung schaffen. Das war von Domenico Tedesco weder gut noch smart, alles nur auf Zufall aufzubauen. Österreich ist für mich die größte Enttäuschung des Achtelfinales. Ich will nicht in den Tenor einstimmen, die Mannschaft von Ralf Rangnick habe das Zeug zum Europameister gehabt, aber als Geheimfavorit konnte sie durchaus eingestuft werden. Die Österreicher haben schließlich schon im Vorfeld des Turniers viele Vorschusslorbeeren erhalten, auch wegen des Siegs gegen uns. Dann kam die starke Gruppenphase mit einer unglücklichen Auftaktniederlage gegen Frankreich und dem Sieg gegen die Niederlande, sie haben die Vorrunde als Gruppenerster abgeschlossen – da ist ein Aus im Achtelfinale gegen die Türkei zu wenig. Besonders für Marcel Sabitzer tut es mir leid. Das muss man sich mal vorstellen: Erst verliert er das Champions-League-Finale mit Borussia Dortmund , was ihm sehr wehgetan hat, wie er selbst sagte. Dann geht er mit neuer Energie in die EM, spielt eine wirklich gute Vorrunde – und verliert dann im Achtelfinale. Der Junge braucht jetzt wirklich erst einmal Zeit, um das alles zu verarbeiten. Ich sage das aus eigener Erfahrung: Als ich mit dem FC Bayern 1999 erst das Champions-League-Endspiel und danach auch noch das DFB-Pokalfinale verlor, da tut der Sommerurlaub weh, dann sind das keine schönen Wochen. Natürlich sind die Türken ein unangenehmer Gegner und vielleicht das Team mit der größten Kampfkraft im Turnier. Trotzdem ist das ein herber Schlag für unsere Nachbarn – gerade auch wegen des etwas leichteren möglichen Weges ins EM-Finale. Da werden sie sich mehr ausgerechnet haben. Ja, Österreich hat die zweite Halbzeit dominiert – aber da lagen sie auch schon 0:2 hinten und konnten das Spiel nicht mehr drehen. Ich bin mir aber sicher: Rangnick und die ganze Mannschaft werden ihre Lehren daraus ziehen und stärker zurückkommen.

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