"Das Filmfest der Herzen", wie es eine Redner nannte, ist eröffnet. Zur Opening Night kam trotz Fußball-Konkurrenz viel Filmprominenz.
Das 41. Filmfest München wurde am Samstag (29. Juni) offiziell eröffnet. Zur Opening Night waren mehr als 1.500 geladene Gäste auf das Gelände "Gasteig HP8" - benannt nach der Adresse Hans-Preißinger-Straße 8 im Münchner Stadtteil Sendling - gekommen. Vor Ort erlebten sie einen erfrischenden Neustart, für den seit diesem Jahr der Festivalleiter und Künstlerische Co-Leiter Christoph Gröner sowie die Künstlerische Co-Leiterin Julia Weigl verantwortlich sind.
"Wir sind natürlich aufgeregt, aber vor allem freuen wir uns, weil es für uns im Prinzip ja gestern schon losgegangen ist, mit 5000 jungen Menschen am Museum Brandhorst, einem Kino-Screening und Panelveranstaltungen", sagte Weigl der Nachrichtenagentur spot on news über den Warm-up-Freitag. "Es war also eine Art Soft-Start für uns - und jetzt kann es so richtig losgehen", strahlte sie auf dem roten Teppich.
Voller Vorfreude waren auch die vielen prominenten Premierengäste, darunter "Tatort"-Star Lisa Bitter (40), "Eberhoferkrimi"-Antiheld Daniel Christensen (45), Michaela May (72), Janina Uhse (34), Lara Mandoki (34), Rosalie Thomass (36), Walter Sittler (71), Sunnyi Melles (65), Heio von Stetten (63), Suzanne von Borsody (66), Hannes Jaenicke (64) und Stephanie Krogmann (38), Nikolai Kinski (47), Marie Theres Relin (58) oder Dieter Landuris (62).
Eine besonders positive Erscheinung auf dem in Wahrheit türkisfarbenen Teppich war Schauspielerin Christine Neubauer (62). In ihrem figurbetonten schwarzen Einteiler demonstrierte sie, wie gut es ihr geht. Das lag unter anderem an den hohen Temperaturen einer Tropennacht. "Ich blühe bei höheren Temperaturen auf. Mir geht es einfach generell bei Hitze besser, Kälte vertrage ich dagegen nicht so gut. Insofern werde ich einen Teufel tun und heute über die Temperaturen jammern", freute sie sich. Ein weiterer Grund für ihre gute Laune: "Ich bin zum ersten Mal im neuen Gasteig und finde es sensationell hier", schwärmte sie von dem Ausweichquartier für das Kulturzentrum Gasteig. Und dann ist da natürlich noch ein gewisses Heimatgefühl. "Das Filmfest München erinnert mich immer auch an meine Anfänge. Ich war lange nicht hier und jetzt bin ich zufälligerweise gerade in der Stadt und darf es miterleben. Das freut mich sehr", so die gebürtige Münchnerin und Wahl-Mallorquinerin.
Bestens gelaunt war auch "Das Boot"-Star Rick Okon (35): "Ich freue mich, weil es wirklich eine sehr schöne und sehr familiäre Veranstaltung ist. Es ist Sommer, die Leute sind gut drauf. Ich freue mich auf viele Kolleginnen und Kollegen, die ich lange nicht gesehen habe, und auf eine schöne Feier", sagte er. Einen gewissen Konflikt mit dem nahezu zeitlich ausgetragenen EM-Achtelfinalspiel Deutschland gegen Dänemark gab er auf Nachfrage dann aber schon auch zu. "Ganz klares Ja. Vielleicht muss ich zwischendrin mal kurz auf Toilette", lachte er. "Aber ich bin schon gekommen, um den Film anzusehen, auf den freu ich mich auch sehr."
Kollegin Aylin Tezel (40), die mit Okon Teil des Dortmunder "Tatort"-Teams war, nahm die Sache mit dem Fußballspiel indes ganz locker: "Ich persönlich bin da gar nicht im Konflikt", lachte sie. "Ich habe aber schon von mehreren Kolleginnen und Kollegen gehört, dass sie ihre Handys dabeihaben und das Fußballspiel heimlich mitschauen werden." Das Filmfest an sich lobte die Schauspielerin in den höchsten Tönen: "Ich freue mich besonders darüber, dass es ein Sommerfest ist. Sehr entspannt, sehr angenehme Atmosphäre." Weitere Pluspunkte: "Dass man Filme schauen und zwischendurch zur Abkühlung in die Isar springen kann, dass man auf Kolleginnen und Kollegen trifft und gemeinsam Filme feiern kann."
Multitalent Marie Nasemann (35) war ebenfalls froh, dabei zu sein: "Ich freue mich am meisten auf München selbst", sagte die Wahl-Berlinerin, die zum Filmfest in ihre Heimat gereist war. Inhaltlich war sie besonders gespannt "auf die ganzen Paneldiskussionen, die im Amerikahaus stattfinden werden, etwa zum Thema KI oder 'Humor im Film'". Sie selbst spricht bereits am heutigen Sonntag über "mentale Gesundheit in der Filmbranche". Einen Filmfest-Fußball-Interessenkonflikt spürte sie nicht. "Ich gucke die Deutschlandspiele gern, aber in den nächsten paar Tagen verpasse ich da nichts, denke ich", sagte sie.
Auch Festival-Chefin Weigl machte sich keine Sorgen: "Für uns ist tatsächlich Kino unser Fußball", lachte sie und fügte pragmatisch hinzu: "Man hat ja auch die letzte halbe Stunde und kann dann noch kurz reingucken und hoffentlich Deutschland beim Gewinnen zuschauen - und vielleicht heißt es am Ende ja auch 'Zwei zu eins'", womit sie auf den Eröffnungsfilm anspielte, der im Anschluss an den Red Carpet im Konzertsaal Isarphilharmonie gezeigt wurde. Ein "Zwei zu eins" wurde es beim Fußballspiel zwar bekanntlich nicht, aber ein umso erfreulicheres "Zwei zu null".
Eine der beiden diesjährigen Preisträgerinnen ließ sich auch schon am Eröffnungsabend blicken. Die US-Schauspielerin und zweifache Oscarpreisträgerin Jessica Lange (75, "Tootsie", "Operation Blue Sky") schaute für eine Stippvisite auf dem roten Teppich vorbei. Am Sonntag bekommt sie ihren Preis.
Die britische Schauspielerin Kate Winslet (48, "Der Vorleser"), der andere große und Oscar-prämierte Hollywoodstar, der in diesem Jahr mit dem Filmfest-München-Preis ausgezeichnet wird, war offenbar noch nicht in der Stadt. Red-Carpet-Thema war sie natürlich trotzdem. Die Gäste der offiziellen Eröffnungsveranstaltung waren sich einig:
"Mit ihr verbinde ich natürlich 'Titanic', aber auch ganz viele andere tolle Filme. Sie soll aber auch privat eine sehr sympathische Frau sein", sagte Rick Okon. Aylin Tezel schwärmte: "Sie wird für mich immer die Hauptdarstellerin des Jahrhundertfilms 'Titanic' sein. Dieser Film hat Geschichte geschrieben. Ich gucke aber auch wahnsinnig gern all ihre anderen Projekte. Sie steht immer für Qualität und spannende Inhalte und ist einfach eine sehr inspirierende Frau."
Und Festival-Organisatorin Weigl ergänzte: "Ich bin als Teenagerin mit Kate Winslet aufgewachsen. Sie war eine meiner ersten Heldinnen, weil sie auch nach 'Titanic' sehr viele Frauenrollen gespielt hat, die auch für Emanzipation, Selbstbewusstsein und ein Schönheitsbild stehen, das wir auf der großen Leinwand auch sehen wollen. Deshalb ist sie für mich eine ganz besondere Schauspielerin."
Der Eröffnungsfilm der völlig überwältigten Regisseurin und Drehbuchautorin Natja Brunckhorst (57), die als Teenagerin in der Titelrolle des Drogendramas "Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo" (1981) berühmt wurde, kam sehr gut an. Die deutsch-deutsche Ensemblekomödie "Zwei zu eins" ist inspiriert von wahren Begebenheiten, die im Abspann aufgelistet werden. Das verlieh den unterhaltsamen Film, der im Hochsommer des Jahres 1990 in einer abgehängten Noch-DDR-Region spielt, eine absurde Ernsthaftigkeit.
Denn Maren (Sandra Hüller, 46), Robert (Max Riemelt, 40) und Volker (Ronald Zehrfeld, 47) finden in einem alten Schacht die heimlich eingelagerten Geldscheine der DDR. Weil die Umtauschfrist fast abgelaufen ist, sind die Millionen inzwischen eigentlich wertlos. Trotzdem schmuggeln sie zusammen mit einem, der die Stollen gut kennt, säckeweise Scheine nach draußen. Mit Hilfe der kompletten, ebenfalls ziemlich desillusionierten Nachbarschaft finden sie einen Weg, die DDR-Scheine doch nicht zu Geld zu machen...
In weiteren Rollen sind Ursula Werner (80), Peter Kurth (67), Uwe Preuss (63) und viele mehr zu sehen. Fast alle waren für die Filmvorführung nach München gereist. Die große Publikumspremiere beim Filmfest München findet am 1. Juli im Deutschen Theater statt. Dann soll auch Sandra Hüller vor Ort sein.
Alles in allem brachte es Dr. Florian Herrmann, bayerischer Staatsminister für Bundesangelegenheiten und Medien, zur Freude der Gäste im Saal so auf den Punkt: "Natürlich gibt es Cannes, die Berlinale und viele mehr, aber das eigentliche Filmfest der Herzen ist München."