Viele lassen sich vom Gärtnern durch Vorurteile abschrecken. Ohne einen grünen Daumen sei das sinnlos. Alles Quatsch, sagt Judith Rakers.
Die ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin Judith Rakers (48) hat sich bereits seit einigen Jahren intensiv dem Thema Garten verschrieben. Seit 2022 betreibt sie zum Beispiel ihren erfolgreichen Podcast "Homefarming - Mach's Dir lecker zu Hause" und verfasste zudem drei Bücher, die sich ausschließlich um ihr liebstes Hobby drehen. Jetzt moderierte Rakers das Event "Zukunftsperspektiven Garten" der Firma Neudorff in Hamburg, wo Experten unter anderem auch über die Herausforderungen beim Gärtnern durch das veränderte Klima sprachen.
Rakers selbst stand am Rande der Veranstaltung Rede und Antwort und gab im Interview zahlreiche Tipps für Gärtner-Kolleginnen und -Kollegen - und natürlich für solche, die es noch werden wollen. Unter anderem verriet sie ihre persönlichen Tipps für alle Stadtmenschen mit Balkon. Außerdem erklärte sie, warum man zum Gärtnern überhaupt keinen grünen Daumen brauche und was beim Gemüsegarten am häufigsten über- und unterschätzt werde.
Judith Rakers: Über die Liebe zur Natur. Ich wollte raus aus der Stadt und morgens lieber Vogelgezwitscher hören statt Straßenlärm. Also habe ich ein Haus im Hamburger Umland gesucht und gefunden und zu diesem gehörte ein großer Garten. Dort habe ich dann erste Versuche mit dem Gemüseanbau gestartet und daraus ist eine so große Leidenschaft geworden, dass ich jetzt sogar Bücher darüber schreibe und ein Online-Magazin zum Homefarming herausgebe.
Rakers: Das Essen (lacht). Die eigene Ernte schmeckt einfach so unvergleichlich gut. Und in meinem Garten wachsen mittlerweile viele seltene Obst- und Gemüsesorten, die man im Supermarkt nicht findet. Und diese dann simpel, lecker und saisonal zu genießen, macht mir am meisten Spaß!
Rakers: Ich würde grundsätzlich raten, es auch auf dem Balkon mit Gemüseanbau zu probieren. Es gibt so viele Sorten, die hübsch und lecker zugleich sind und nicht viel Platz benötigen: Pflücksalat, Asiasalat, Buschtomaten, Mexikanische Minigurken, bunten Mangold, lustige blaue Erbsen und essbare Blumen kann ich für den Balkon besonders empfehlen. Selbst in der Wohnung vor einem hellen Fenster kann man Kräuter, Pflücksalat, Radieschen und sogar Kartoffeln anpflanzen.
Rakers: Ich bin der lebende Beweis dafür, dass man weder besonders viel Zeit noch einen grünen Daumen braucht. Alles ist erlernbar. Und man kann in jedem Alter anfangen.
Rakers: Erstens: Mit einfachem Gemüse anfangen und sich erst dann an das Gemüse wagen, das viel Pflege braucht und vorgezogen werden muss. Zweitens: Von Anfang an einen Schneckenzaun um das Beet setzen, damit die "Schleimis" erst gar nicht ins Beet kommen und dort Eier legen. Drittens: Nicht über den Maulwurf ärgern, sondern seine Hügel für das Befüllen von Kübeln und Töpfen nutzen.
Rakers: Pflücksalat, Radieschen, Erbsen.
Rakers: Ich habe eine komplette Mirabellen-Ernte verpasst, weil ich dachte, ich könnte auch noch nach dem Urlaub ernten. Aber das haben die Vögel anders gesehen und mir alles weggefressen.
Rakers: Der Zeitaufwand wird überschätzt und der Geschmack von eigenem Gemüse wird unterschätzt (lacht).
Rakers: Ich würde nur vollbiologischen Dünger einsetzen, da es auch ohne Chemie geht. Aber da möchte ich nicht missionarisch sein. Das muss jeder selbst für sich entscheiden.
Rakers: Ja, ich baue zum ersten Mal Bohnen an und ich probiere wieder neue Tomatensorten aus.
Rakers: Es ist sicher nur ein kleiner Schritt, aber wenn ihn jeder gehen würde, der einen eigenen Garten hat oder zumindest einen Balkon oder eine Terrasse, könnten wir schon einiges an CO2 sparen. Denn das Gemüse im eigenen Beet hat die kürzeste Lieferkette der Welt.
Rakers: Man kann hier versuchen, etwas vorzusorgen. Ich empfehle zum Beispiel das Aufstellen von Regentonnen. Selbst eine regensammelnde Gießkanne ist schon eine gute Idee. Das Beet im Sommer mulchen hilft auch bei Dürreperioden. Bei extremem Regen hilft ein lockerer Boden, der regelmäßig gegrubbert wird und nicht verdichtet ist. Und bei Sturm hilft gute Qualität - lieber in ein ordentliches Gewächshaus investieren, als zugucken, wie das preisgünstige Schlabberding in Einzelteilen davonfliegt.