Sein Herzjubel vor dem "schwarzen" Fan-Block der Ungarn bei der EM 2021 ist unvergessen. Beim Wiedersehen fehlt Goretzka. Ihm droht jetzt beim FC Bayern ein bitteres Déjà-vu. Leon Goretzka dürfte beim zweiten EM-Gruppenspiel der deutschen Nationalelf gegen Ungarn heute Abend (ab 18 Uhr im Liveticker bei t-online) zwangsläufig von seinen Erinnerungen eingeholt werden. An einen Moment für die Ewigkeit, den der Nationalspieler mit seinem Tor und vor allem seinem anschließenden Jubel vor drei Jahren im Vorrundenduell mit dem gleichen Gegner schuf. Nachdem er bei der EM 2021 in der 84. Minute zum späten 2:2-Endstand getroffen hatte, feierte Goretzka das nämlich mit einem Herzjubel. Und zwar direkt vor dem feindseligen und in Teilen rechtsextremen "schwarzen" Fan-Block des Gegners. Eine unvergessene, mutige und starke Geste. Wiederholen können wird Goretzka diese Aktion beim Wiedersehen der beiden Teams bei der EM in Deutschland nun aber definitiv nicht. Der 29-Jährige wurde schließlich von Bundestrainer Julian Nagelsmann für das Heimturnier nicht nominiert. Dass dieser Traum für ihn jäh geplatzt ist, ist für Goretzka ein harter Rückschlag, den er jetzt verarbeiten muss. Selbst nachdem Aleksandar Pavlović seine Teilnahme an dem Turnier krankheitsbedingt noch kurzfristig absagen musste, wurde für den meinungsstarken Mittelfeldspieler kein Platz mehr im Team frei. Nagelsmann blieb bei seiner Entscheidung, Goretzka außen vorzulassen. Und holte stattdessen lieber Borussia Dortmunds Kapitän Emre Can unverhofft noch aus dem Urlaub in seinen EM-Kader. Nagelsmann-Entscheidung nimmt Goretzka mit Goretzka ist damit an einem Scheideweg angekommen und befindet sich an dem wohl schwierigsten Punkt seiner Karriere. Darüber reden konnte und wollte er bislang noch nicht. Auch eine entsprechende Interviewanfrage von t-online sagte er ab. Die Entscheidung des Bundestrainers gegen ihn nehme ihn noch zu sehr mit, hieß es in der Begründung. Deshalb sei es noch zu früh, um über die EM zu reden. Das für ihn persönlich so spezielle Ungarn-Spiel macht da keine Ausnahme. Anstatt als Protagonist am Sommermärchen mitschreiben zu dürfen, genießt Goretzka nun mehr oder weniger seine ungewollte Freizeit. Bei Instagram gab er zuletzt ein paar Einblicke, wie genau. Mal war er dort mit Bierdose und Kapitänsmütze an einem norwegischen Fjord zu sehen, mal unter Palmen. Und zuletzt nach einem Konzert von Herbert Grönemeyer in der gemeinsamen Heimatstadt Bochum auf einem Selfie mit dem deutschen Musikstar. Ohne Goretzka: Wer zeigt jetzt gegen Ungarn Herz? Aber wer zeigt jetzt im erneuten Duell der Nationalelf mit Ungarn Herz? Goretzka dürfte zumindest gefallen, dass die pink-lila Auswärtstrikots der DFB-Auswahl ausgerechnet gegen Ungarn EM-Premiere feiern. Auch wenn Goretzka selbst, der sich in der Vergangenheit wie kein Zweiter – unter anderem auch bei der WM in Katar – für eine bunte Gesellschaft starkgemacht hat, dabei außen vor ist. Kurios: Goretzka ist sogar einer der Stars im Werbeclip für das neue Trikot. Eigentlich ein sehr cleverer Marketing-Schachzug – Nagelsmann hatte aber nun mal andere sportliche Pläne. Es ist längst nicht der erste empfindliche Rückschlag, den Goretzka in der jüngeren Vergangenheit zu verkraften hat. Im Gegenteil. Auch beim FC Bayern war der Mittelfeldspieler schon vor der vergangenen Saison aufs Abstellgleis geraten. Sein damaliger Trainer Thomas Tuchel setzte zunächst nicht auf ihn und stellte sogar bereits öffentlich einen möglichen Abschied in den Raum. Goretzka drohen auch bei Bayern schwere Zeiten Goretzka erkämpfte sich seinen Platz mit guten Leistungen dann zwar zurück. Beim Saisonhöhepunkt, dem Halbfinalrückspiel in der Champions League bei Real Madrid , saß er dann aber trotzdem wieder auf der Bank. Tuchel wollte eigentlich lieber João Palhinha vom FC Fulham als "Holding Six", also defensivstarken, ballsicheren Sechser, nach München holen. Um den Portugiesen, dessen Verpflichtung für 67 Millionen Euro im vergangenen Sommer im letzten Moment des Transferfensters geplatzt war, bemüht sich der FC Bayern nun erneut. Trotz Tuchels Abschieds könnten unter dessen Nachfolger Vincent Kompany also auch beim Rekordmeister jetzt schwere Zeiten auf Goretzka zukommen. Es heißt, der FC Bayern wolle ihn trotz Vertrages bis 2026 loswerden. Nach der ersten titellosen Saison seit 2012 könnte Goretzka ein erstes prominentes Opfer des in München geplanten Umbruchs werden. Wie sich das anfühlt, das muss er gerade schon bei der EM und der Nationalelf auf ziemlich unangenehme Art und Weise erleben. Gut möglich, dass er beim FC Bayern schon bald ein bitteres Déjà-vu droht.