Die Bad Homburger Jugendherberge war Turnier- und Übernachtungsort für die Deutsche Schulschachmeisterschaft der WK IV (ungefähr Klasse 5+6).
Vier Schüler aus dem Hettstedter Humboldt-Gymnasium hatten sich als Landesmeister von Sachsen-Anhalt für dieses Ereignis qualifizieren können und reisten in den Taunus nahe Frankfurt. Piero Heidenreich, Ben Zander, Leonas Kunth und Oskar Tapella spielten in drei Tagen 9 Runden Schnellschach und erreichten einen ausgezeichneten 17.Platz unter den 36 besten Schulteams Deutschlands. Alle vier sind Mitglied der Schachfreunde Hettstedt. Ein Blick in die Tabelle zeigt sofort, dass "Schulschach" allerorten wohl nur in engem Zusammenwirken mit dem Vereinsschach richtig gut gedeihen kann, denn die Mehrzahl der Teilnehmer hatte eine DWZ vorzuweisen.
Tabelle: https://www.deutsche-schachjugend.de/2024/dsm-wk-4/
Am Anreisetag bezog die Mannschaft samt Trainer ein wirklich winziges Zimmer. Eine Art Teambuilding- Bootcamp. Das erstaunlich gut klappte. Die Kinder zeigten sich tatsächlich sehr vernünftig aus eigenem Antrieb, wie man es selten erlebt. Zwar war der Betreuer recht wenig im Zimmer, aber es gab die permanente Gefahr, dass er jederzeit auftauchen könnte. Und die Drohung ist lt. Großmeister Nimzowitsch bekanntlich gefährlicher als die Ausführung . . .
Das Essen war manchmal etwas spartanisch in der Auswahl, aber dafür wohlschmeckend und reichlich. Der Veranstalter hatte einen Grillabend organisiert und mehrere kleine Ausflüge. Und so eroberte ein Bus voller junger Schachspieler das Römerkastell "Saalburg", welches originalgetreu wiederaufgebaut wurde. Die Eintrittspeise entsprechen dem Wohlstand im Frankfurter Speckgürtel, aber für die Schachspieler war es frei.
Sehr erfreulich war das Wirken des Schieri- und Org.- Teams im Turnier. Immer präsent, aber angemessen zurückhaltend. Auch wurden im Vorfeld die (völlig vernünftigen) Rahmen-Richtlinien für das Turnier versendet. Und so war die Betreuersitzung am Anreise-Abend dann auch von sensationeller Sachlichkeit geprägt.
(Bei fast allen bisherigen Deutschen Schulschach-Meisterschaften erlebte der Trainer diese Versammlungen als echte Folter, denn sie sind geprägt von bizarren Vorschlägen, die Turnierregeln oder gar die Schachregeln zu ändern. Und manche haarsträubende Dummheit wurde dann zur Abstimmung freigegeben, z.B. auch gern mal die ehrenamtlichen Betreuer spontan aus dem Spielsaal gesperrt etc.
In Bad Homburg aber hatte mit Simon Martin Claus offenbar ein Profi die Leitung - das entspannte ungemein. Und man nimmt ein winziges Zimmer viel leichter in Kauf, dass zudem am Abreisetag bis 8.15 Uhr zu räumen war. Und danach bis zum Mittag nur eine einzige Toilette für über 200 Leute verblieb).
Und so kehrten unsere vier Talente zufrieden zurück: Zum Team geschmiedet, resilient gegen Tücken der Beherbergung - und schachlich erfolgreich !
Unernst geplaudert: Ganz nebenbei sind wir jetzt Schulschach-Weltmeister von Mitteldeutschland. Denn es gelang uns, vor unseren Freunden aus Magdeburg und Leinefelde zu landen, den Hauptkonkurrenten in dieser selbst geschaffenen Kategorie. Aus verständlichen Gründen können wir Ost-Sachsen leider NICHT in dieses Gebiet "Mitteldeutschland" einbeziehen (Chemnitz Platz 7, Dresden Platz 16). Andernfalls könnten sich nämlich unsere polnischen Nachbarn besorgt fragen, wo wir dann Ostdeutschland verorten würden . . .