Deutsche Schülerinnen und Schüler lernen laut einer Umfrage zu wenig über Geldanlage und Altersvorsorge. Nur ein Bruchteil gibt an, Finanzwissen vermittelt bekommen zu haben.
Deutsche Schulen bereiten ihre Abgänger kaum auf Herausforderungen der persönliche Geldanlage und Finanzplanung vor. Auch andere wirtschaftsnahe Themen kommen in der Schülerbildung deutlich zu kurz. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage des Civey-Instituts im Auftrag der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung, die Capital exklusiv vorliegt. Mehr als 79 Prozent der Befragten gaben an, sie hätten in der Schule zu wenig darüber gelernt, wie man finanzielle Entscheidungen trifft. Nur jeweils etwa acht Prozent hatten nach eigener Erinnerung im Unterricht mit Themen wie "Aktien und Anlagen" sowie "Steuerwissen" Berührung.
Die sehr deutlichen Ergebnisse der Umfrage legen nahe, dass sich in der ökonomischen Grundbildung der Deutschen nur wenig getan hat – obwohl die persönliche Geldanlage und Altersvorsorge stark an Bedeutung gewinnen. Seit Jahren weisen Politik und Experten darauf hin, dass die gesetzliche Rente in der Regel für ein Auskommen im Ruhestand nicht ausreicht. Allerdings scheint die Schulbildung die dadurch erforderlichen Grundkenntnisse in Finanzfragen nur unzureichend abzubilden.
Neben spezifischem Finanzwissen wird dem Thema Wirtschaft auch allgemein nach Ansicht der Befragten in der Schule nicht ausreichend Raum gegeben. Fast 78 Prozent gaben an, sie hätten im Unterricht "eindeutig zu wenig" oder "eher zu wenig" über wirtschaftliche Themen gelernt. Besonders stark werden die Defizite in der Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen wahrgenommen. Unter den im Unterricht behandelten Themen werden nur die "Inflation" sowie der Bereich "Zinsen und Zinseszins" in größerem Umfang genannt – also Aspekte, die im Fach Geschichte oder Mathematik behandelt werden.
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Insgesamt ergibt sich aus der Umfrage ein erkennbares Ost-West-Gefälle: In den Bundesländern auf dem Gebiet der früheren DDR sind deutlich mehr Menschen zufrieden mit ihrer ökonomischen Grundbildung oder geben an, sie hätten damit verwandte Themen im Unterricht ausreichend behandelt.
Der Unterschied zwischen den Geschlechtern spielte hingegen keine Rolle: Frauen und Männer nehmen die Lücken im an der Schule vermittelten Finanzwissen weitgehend gleich wahr. Für die Umfrage wurden Ende Dezember 2023 5000 Deutsche im Alter von über 18 Jahren befragt.