Nehme ich das Auto, die Öffis oder das Rad? Diese Frage beantworten die Bewohner europäischer Städte ganz unterschiedlich. In Berlin gibt es ein großes Problem. Die Europäische Kommission hat eine umfangreiche Studie publiziert. Es geht um Lebensqualität in europäischen Städten, insgesamt landet Berlin im Mittelfeld. Hier sind die Menschen im europäischen Vergleich besonders zufrieden mit Kulturangeboten und Erholungsmöglichkeiten im Grünen. Unter anderem Schulen, die mangelnde Sauberkeit der Stadt und bezahlbarer Wohnraum sind hingegen drängende Probleme. Die Studie erlaubt es, viele einzelne Felder zu vergleichen, auf die Politiker Einfluss nehmen können. Auch zum Verkehr haben die Forscher Interessantes herausgefunden: In keiner anderen deutschen Stadt, die Teil der Studie war, fahren die Menschen weniger Auto als in Berlin – und in keiner anderen nutzen sie so intensiv den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Im Europa-Vergleich sieht es hingegen etwas anders aus. Autoverkehr in Berlin: Die Pariser fahren deutlich weniger Überbordender Autoverkehr bedeutet Staus, Gestank, Lärm, Zeitverlust auf verstopften Straßen und viel grauer Asphalt im Stadtbild. Ein Zusammenhang von der Autonutzung zur allgemeinen Lebensqualität ist nicht von der Hand zu weisen. Denn insgesamt am wohlsten fühlen sich laut der Befragung die Menschen in Zürich, wo an einem für sie typischen Tag noch weniger Menschen als in Berlin ins Auto steigen. 40 Prozent sind es in Berlin, 35 Prozent in Zürich. Die Bewohner von Palermo hingegen, die insgesamt am unglücklichsten mit ihrer Stadt sind, fahren extrem viel Auto. Am wenigsten gebraucht werden Autos in Stockholm (28 Prozent fahren normalerweise täglich) und Paris (31 Prozent). Radverkehr und ÖPNV: Berlin hat Luft nach oben Das Rad ist in Berlin für viele allerdings immer noch keine Alternative, auf die sie gerne und oft zurückgreifen: Lediglich 17 Prozent fahren (fast) täglich. Im Vergleich zur europäischen Spitze ist noch viel Luft nach oben. Zwei niederländische Städte führen die Top 10 an: Groningen (46 Prozent) und Amsterdam (39 Prozent). Aber auch in Deutschland ist mehr möglich, wie Hamburg und Leipzig (beide 21 Prozent) beweisen. Der ÖPNV wird in Prag (71 Prozent) und Paris (62 Prozent) am intensivsten genutzt. Auch hier kann Berlin (48 Prozent) also noch eine Menge aufholen. Die größte ÖPNV-Schwachstelle aus Sicht der Berliner ist dabei ganz klar die Verlässlichkeit. Hier befindet sich die deutsche Hauptstadt deutlich unterhalb des europäischen Durchschnitts. Lebensqualität in europäischen Städten: Zentrale Ergebnisse Die Umfrage zur Lebensqualität in europäischen Städten im Jahr 2023 wurde von der Europäischen Kommission in Auftrag gegeben. Insgesamt führten Forscher Interviews mit 71.153 Menschen in 83 europäischen Städten. Neben Menschen aus Mitgliedstaaten der Europäischen Union wurden auch Bewohner anderer Länder wie der Türkei , Norwegens, Großbritanniens oder der Schweiz befragt. Tendenziell zeigten sich die Bewohner kleinerer Städte zufriedener. Diese Städte werden als sicherer, sauberer und ruhiger wahrgenommen als die großen Metropolen. Insbesondere Familien mit kleinen Kindern und ältere Menschen fühlen sich dort wohler. Die fünf bei ihren Einwohnern beliebtesten Städte sind Zürich (97 Prozent Zufriedenheitsscore), Kopenhagen (96 Prozent), Groningen (96 Prozent), Danzig (95 Prozent) und Leipzig (95 Prozent). Die unbeliebtesten sind Palermo (62 Prozent), Athen (65 Prozent), Istanbul (65 Prozent), Tirana (66 Prozent) und Neapel (66 Prozent). Die deutschen Städte hinter Leipzig kamen auf diese Werte: Rostock 94 Prozent, Hamburg und München 92 Prozent, Dortmund 91 Prozent, Essen 90 Prozent, Berlin 86 Prozent. Durchschnitt aller 83 Städte: 87 Prozent.