Mehr als 90 Jahre ist das Kölner Ford-Werk alt, damals feierten der Oberbürgermeister Konrad Adenauer und Autoikone Henry Ford die Standorteröffnung. Die Gegenwart sieht düster aus: Der Mutterkonzern zückt den Rotstift - mal wieder.
Der US-Autobauer Ford will in Köln und Aachen im großen Stil Stellen abbauen. Aus Kostengründen sollen in knapp drei Jahren 2300 Jobs wegfallen, wie das Unternehmen am Dienstag in Köln mitteilte. Neben der Verwaltung ist die Entwicklungsabteilung stark betroffen, hier sollen 1700 Arbeitsplätze gestrichen werden. Nach Angaben des Betriebsrats sind in diesem Bereich derzeit noch rund 3600 Menschen tätig - dies inklusive des kleinen, ebenfalls betroffenen Forschungszentrums in Aachen. Die für das Europageschäft wichtige Produktentwicklung wird also etwa um die Hälfte schrumpfen. In anderen Staaten Europas wird das Personal ebenfalls reduziert.
"Das sind sehr schwierige Entscheidungen", sagte Ford-Deutschlandchef Martin Sander. Nach seiner Darstellung ist das aber nötig, um eine wettbewerbsfähige Kostenstruktur hinzubekommen und "den Weg in eine nachhaltig profitable Zukunft zu ebnen". Es müsse Veränderungen geben, sagte der Manager und betonte, dass Ford eine gute Perspektive habe. "Wird sind bereit, um in den Wettbewerb zu treten, und um uns in Europa durchzusetzen."
Der Betriebsrat hatte die Kürzungspläne im Januar bekanntgegeben und damals befürchtet, dass sogar 3200 Jobs wegfallen könnten. Nun waren die Arbeitnehmervertreter erleichtert, dass sich diese schlimmsten Befürchtungen nicht bewahrheiteten. Nach intensiven Gesprächen mit dem Management gab der Ford-Betriebsrat am Dienstag eine Vereinbarung bekannt, der zufolge betriebsbedingte Kündigungen bei Ford in Deutschland bis Ende 2032 ausgeschlossen sind. "Das bedeutet Planungssicherheit für Tausende von Beschäftigten mit ihren Familien", hieß es in einem Statement der Arbeitnehmervertretung.
Der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Benjamin Gruschka zeigte sich erleichtert, dass das Schlimmste verhindert worden sei. "Wir hätten gerne noch mehr Arbeitsplätze in unserer Produktentwicklung gesichert, denn sie steht am Anfang der Wertschöpfungskette", sagte der Arbeitnehmervertreter. "Immerhin konnten wir jetzt 900 gute, qualifizierte Arbeitsplätze und wichtige Kompetenzen für die Zukunft unserer Produktentwicklung sichern, die in der ursprünglichen Planung des Unternehmens weggefallen wären."
Gruschka betonte, dass die hiesige Produktentwicklung der Vereinbarung zufolge "zukunftsfähig gehalten werden und weiter in der Lage sein [soll], komplette Fahrzeuge zu entwickeln". Zudem solle sie auch Aufgaben im Bereich globaler Hard- und Software übernehmen. "Der Schwerpunkt wird dabei auf dem europäischen Absatzmarkt liegen, dessen Besonderheiten den amerikanischen Entwicklern häufig fremd sind", sagte Gruschka. Ford-Manager Sander bewertete die Vereinbarung mit der Arbeitnehmerseite als "eine gute Basis", um "gemeinsam eine erfolgreiche Zukunft für unser Geschäft in Europa aufbauen zu können".
Auch Großbritannien ist von den Sparplänen betroffen, dort fallen 1000 Jobs in der Produktentwicklung weg und 300 in der Verwaltung. In anderen Teilen Europas fallen weitere 200 Stellen dem Rotstift zum Opfer, so dass bis Ende 2025 insgesamt 3800 Arbeitsplätze entfallen.
Ford ist im Umbruch, der Autokonzern schwenkte relativ spät auf Elektrokurs ein. In diesem Jahr sollen die ersten in Europa hergestellten reinen Ford-Elektroautos in Köln vom Band rollen, das Verbrennermodell Fiesta wird hingegen eingestellt. Für die Elektroproduktion investiert Ford zwar einen Milliardenbetrag in Köln, mit den nun bekanntgewordenen Plänen verliert die Domstadt als Ford-Entwicklungsstandort aber an Bedeutung.