Mit thermischen Batterien kann die Industrie ihren Energieverbrauch reduzieren. EnergyNest baut Anlagen dafür. Geschäftsführer Christian Thiel spricht über Sinn und Nutzen der Technologie – und warum Deutschland bei ihrem Einsatz hinterher hinkt.
Im Eiltempo bauen Deutschland und andere Länder ihre Energieversorgung um – und seit Wochen steht vor allem die Industrie im Fokus. Kann sie auch ohne billiges Gas aus Russland noch in Deutschland produzieren? Beim Umbau können thermische Batterien helfen, indem sie die überschüssige Energie bei industriellen Prozessen speichern – und diese zeitverzögert nutzbar machen. Ein Pionier auf dem Gebiet ist EnergyNest, das seit 2014 von Christian Thiel geführt wird. Das norwegische Unternehmen stellt thermische Batterien aus Karbonstahl und einem Spezialbeton her, die ähnlich wie Lego-Bausteine je nach Bedarf gestapelt werden können.
"Unser Speicher hilft industriellen Betrieben, Wärme zu elektrifizieren", sagt Thiel im Podcast "Die Stunde Null". Derzeit wird Wärme hauptsächlich durch fossile Brennstoffe erzeugt. "Wir können jetzt dem Industriebetrieb helfen, diese fossilen Brennvorgänge zu stoppen, den Speicher mit erneuerbarem Strom zu beschicken und dann direkt Dampf auszuspeichern", erklärt er.
Eine andere Anwendung der thermischen Batterien: "Wir können nicht genutzte Abwärme unserem Speicher zuführen, dort so lange parken, bis die Wärme wieder an einem anderen Prozessschritt gebraucht wird und dann direkt dorthin ausspeichern", so der Rostocker. STERN PAID 45_21 E-Mobilität Serie Teil 5 Wasserstoff 12.44
Diese Technologie könne ein wichtiger Baustein sein, um die deutschen CO2-Emissionen zu reduzieren, weil "25 Prozent der Treibhausgasemissionen in Deutschland aus industrieller Prozesswärme resultieren", sagt der Geschäftsführer. Da der Markt für Wärmespeicher boomt, wächst auch EnergyNest laut dem CEO "ganz massiv". Eine Herausforderung für das Unternehmen sei es allerdings, genügend qualifizierte Mitarbeiter zu finden.
Die Möglichkeiten der Technik würden in Deutschland noch nicht wirklich wahrgenommen, sagt Thiel: "Wir sehen, dass die Diskussion im europäischen Kontext sich langsam verschiebt. Aber in Deutschland ist man hier leider noch nicht aufgewacht, bzw. noch in einem Dornröschenschlaf." Der Manager versucht deshalb, sich mehr Gehör in der Politik zu schaffen. "Prozesswärme ist so ein Riesenthema, man kann nicht nicht darüber sprechen", sagt Thiel. "Das ist ein absolutes No Go."
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