Paare ohne Kinder und Familien, die ein mittleres Einkommen zur Verfügung haben, sind von der Inflation besonders betroffen. Laut der Hans-Böckler-Stiftung mussten die Bevölkerungsgruppen 2021 prozentual besonders tief in die Tasche greifen.
Familien hatten es in den vergangenen zwei Jahren nicht leicht: Wegen der Corona-Krise blieben die Schulen immer wieder dicht, die Kinder mussten zu Hause bleiben. Dazu wurde auch aus dem Homeoffice gearbeitet oder die Eltern mussten den Spagat zwischen Arbeitsplatz und Kinderbetreuung hinbekommen.
Doch auch bei der zweiten großen Belastung 2021 sind es wieder die Familien der mittleren Einkommensgruppe, die es prozentual mit am stärksten trifft. Wie die Hans-Böckler-Stiftung in dem Inflationsmonitor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ermittelte, mussten Familien für einen durchschnittlichen Warenkorb im Dezember 2021 rund 5,5 Prozent mehr ausgeben. Auch bei Paaren mit mittlerem Einkommen lag die Teuerung bei 5,5 Prozent. Bei Familienhaushalten mit zwei Kindern und niedrigem Einkommen waren es 5,3, bei Familien mit höherem Einkommen 5,4 Prozent. Etwas weniger drastisch zeigte sich die Teuerung bei Singles mit hohem oder mittlerem Einkommen: Sie gaben 4,7 bzw. 5,0 Prozent im Dezember mehr aus. "Dagegen wiesen Alleinstehende mit niedrigem Einkommen die im Vergleich geringste haushaltsspezifische Teuerungsrate mit 4,4 Prozent auf", so die Stiftung zur Untersuchung.PAID Warum Kurzarbeit zur Steuerfalle werden kann_8.21 Uhr
Auch der Blick aufs ganze Jahr 2021 verändert die Belastungen nicht. "Während im deutschen Durchschnitt der Verbraucherpreisindex um 3,1 Prozent stieg, reichten die haushaltsspezifischen Raten von 2,6 Prozent bei Singles mit niedrigem Einkommen bis zu jeweils 3,3 Prozent bei Familien mit zwei Kindern und niedrigem beziehungsweise mittlerem Einkommen", heißt es in einer Mitteilung der Stiftung.5 Anzeichen, dass der Job krank macht_15.21
Die Experten erwarten zwar, dass sich die Inflation im Laufe des Jahres 2022 abschwächen wird, da ein Großteil des Preisanstiegs durch Corona-Effekte entstanden sei. Doch gerade für Haushalte mit kleineren und mittleren Einkommen bleibt die Lage schwierig, schließlich kaufen sie meist nur das Nötigste und haben keinen oder nur einen sehr eingeschränkten finanziellen Spielraum für Teuerungen. Obdachlos aus dem nichts 1445
Für den IMK Inflationsmonitor werden acht repräsentative Haushaltstypen betrachtet: Paarhaushalte mit zwei Kindern und niedrigem (2000-2600 Euro), mittlerem (3600-5000 Euro) und höherem (mehr als 5000 Euro) monatlichem Haushaltsnettoeinkommen. Bei den Singlehaushalten wird unterschieden in niedriges (unter 900 Euro), mittleres (1500-2000 Euro), höheres (2000-2600 Euro) und hohes (mehr als 5000 Euro) Haushaltsnettoeinkommen. Und bei Paarhaushalten ohne Kindern mit mittlerem Haushaltsnettoeinkommen wird eine Summe zwischen 3600 und 5000 Euro monatlich angenommen.
Dass Alleinerziehende oder Menschen mit geringem Einkommen aber weniger hart von den aktuellen Inflationsentwicklungen getroffen werden, dementiert Silke Tober, IMK-Expertin. Vielmehr werde die Inflation anhand von Warengruppen berechnet, die abseits von den steigenden Lebensmittelpreisen gar keine oder nur eine sehr untergeordnete Rolle für diese Einkommensschichten spielen. Kurz gesagt: Wenn Autos oder High-End-Technik teurer wird, trifft es diese Gruppe nicht, denn sie kann sie sich eh nicht leisten. Ruhrgebiet Wo in Deutschland die Armut wohnt_15.45
Anders sieht es die Expertin bei den aktuell sehr hohen Energiepreisen. "Gerade für Menschen mit geringem Einkommen stellen die aktuell hohen Energiepreise eine große Belastung dar. Das gilt selbst für Menschen in der Hartz-IV-Grundsicherung, da hier zwar die üblichen Heizkosten, nicht aber die Stromkosten vom Staat übernommen werden", so die Ökonomin. "Ein Zuschuss für Geringverdienende, insbesondere jene mit Kindern, ist daher in der aktuellen Situation eine sinnvolle verteilungspolitische Maßnahme."
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