Von Jonas Labrenz und Philipp Neumayr
Heidelberg. Bei einer Kundgebung gegen die "Querdenken"-Bewegung hat die Polizei am Montagabend ein Zusammentreffen von Demonstranten und sogenannten Spaziergängern auf dem Marktplatz verhindert. Rund 70 Menschen waren dem Aufruf des Netzwerkes "Progressives Heidelberg" gefolgt und versammelten sich am frühen Abend vor dem Rathaus in der Altstadt. Ihre Absicht: Ein klares Zeichen setzen gegen "Querdenker" und gegen rechte Gruppen, die in der Bewegung aktiv seien.
Kurz nachdem sich die Demonstranten gegen 18.30 Uhr auf dem Marktplatz eingefunden hatten, positionierten sich drei Menschen im hinteren Teil der Kundgebung, unter ihnen Ulrich Becker von der Partei "Die Basis". Er und seine zwei Begleiter – ein Mann und eine Frau – hielten Schilder in die Luft. Darauf zu lesen war unter anderem folgender Spruch: "Wir sind gnädig: Ungeimpfte im Bus nach hinten, bei der Bahn in den Viehwaggon!" Schnell stellten sich ihnen Demonstranten der eigentlichen Kundgebung gegenüber und lieferten sich Wortgefechte mit den "Querdenkern".
Gegen 18.50 fuhren plötzlich mehrere Streifen- und Kastenwagen der Polizei vor und blockierten die Zugänge zum Marktplatz. Der Grund: Mindestens 400 "Spaziergänger" waren laut Polizei zu diesem Zeitpunkt in der Stadt unterwegs in Richtung Marktplatz. Viele von ihnen versuchten sowohl von der Hauptstraße im Westen als auch vom Kornmarkt im Osten kommend, auf den Marktplatz zu gelangen. Manche diskutierten minutenlang, teils lauthals, mit den Polizisten und brachten ihren Unmut darüber zum Ausdruck, den Platz nicht betreten zu dürfen. Ein Polizeisprecher erklärte das Vorgehen der Beamten später so: "Es ist klar, dass wir unterschiedliche Ansichten – bei aller Friedlichkeit auf beiden Seiten – nicht aufeinander prallen lassen wollen." Man habe "vor der Lage sein" müssen.
Auf der östlichen Seite des Marktplatzes positionierte sich unterdessen die Antifa und skandierte "Masken auf – Nazis raus" in Richtung der Menschen, die ohne Maske an den Polizei-Barrieren standen und offensichtlich zu den "Spaziergängern" gehörten. Um 19.25 Uhr wurde die Demonstration schließlich durch Versammlungsleiterin Penelope Frank aufgelöst. Zu diesem Zeitpunkt hatten die meisten "Spaziergänger" den Marktplatz bereits verlassen. Die Proteste waren auf beiden Seiten zu jeder Zeit friedlich geblieben.
Begonnen hatte die offiziell angemeldete Kundgebung von "Progressives Heidelberg" bereits um kurz nach 18 Uhr im Park am Bismarckplatz. Die Demonstranten hielten Abstand und trugen Masken. Sie hatten SPD- und Antifa-Flaggen dabei, eine Frau hielt ein Schild mit der Aufschrift "Lasst euch impfen!". Ein Redner der Antifaschistischen Initiative Heidelberg richtete das Wort an die "Spaziergänger": "Auch, wenn Sie es sich einreden, Sie sind in der Minderheit!".
Die Anhänger von "Querdenken" treffen sich regelmäßig am Bismarckplatz, um gegen die Corona-Maßnahmen von Bund und Land zu demonstrieren – ohne die Versammlungen vorab anzumelden.