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Porträt | Jenseits der Biographie

In ihrem Neuköllner Atelier schrieb Ewe Benbenek ihr Debüt „Tragödienbastard“. Dafür hat sie Deutschlands wichtigsten Dramatikpreis gewonnen. Ihr Drama versucht, außerhalb der abgetrampelten Erzählpfade eine Biographie zu umreißen
Jenseits der Biographie

Am Ende des Interviews mit Ewe Benbenek dämmert schon der Abend in das Fenster ihres kleinen Neuköllner Ateliers hinein. Die Schreibtischlampe döst, in einer bauchigen Vase stakt ein Bund rosa Nelken. Jetzt, nach dem Gespräch, essen wir noch die Sesamkringel, die sie extra für uns gekauft hat, dazu Feta und Oliven. Trinken Tee. Langsam entspannt sie sich. Ganz schön nervös sei sie heute wegen des Porträts gewesen, sagt sie. Wohl deshalb hatte sie die ersten Fragen so ausufernd beantwortet, essayartig über ihr Schreiben gesprochen, den Faden verloren, dann weiter komplexe Kreise gezogen und dabei abwechselnd einen Punkt an der Decke, der Wand oder auf dem Boden fixiert. In ihrem Kopf schien es zu rasen.

Nun also Durchatmen in diesem schlichten Zimmerchen, das erst seit zwei Monaten ihr Arbeitsort ist. Sie selbst wohnt auf der anderen Seite vom Kottbusser Damm, jeden Morgen habe sie ihren „walk“ hierher, der Ort gebe ihr ganz viel Kraft. Gemietet hat sie den Raum noch mit zwei anderen Frauen im Refugio, einem Modellprojekt der Berliner Stadtmission, wo sowohl Geflüchtete als eben auch Künstler:innen einen Ort zum Wohnen oder Arbeiten finden können. Hinter den vielen Türen in dem schulähnlichen Altbau sind die ganze Zeit über Musik, Gelächter und unterschiedliche Sprachen zu hören, an den Wänden hängen hier und da kleine Zettelchen, auf einem steht: „Glücklich allein ist die Seele, die liebt“. Dieser Ort passt zu ihr, irgendwie. Ihre Texte verhandeln ja auch den Preis des Ankommens in einer fremden Gesellschaft, die eingeschränkten Möglichkeiten der Verständigung und den „struggle“, den es bedeutet, sich unter dem Druck einer nicht-privilegierten Herkunft ein Leben aufzubauen.

Ein Zeugnissatz als Urteil

Die Autorin Ewe Benbenek war im Frühjahr die große Überraschungsgewinnerin des Mülheimer Dramatikpreises, mit dem jedes Jahr die wichtigste Uraufführung der Saison gekürt wird. Der mit 15.000 Euro dotierte Preis gilt als die bedeutendste Anerkennung des Schreibens für Gegenwartstheater, das es in Deutschland ohne sein subventioniertes Fördernetz von vielen Preisen dieser Art kaum gäbe. Die Autor:innen, die erfolgreich für die Bühne schreiben, sind an maximal zwei Händen abzuzählen und feste Größen im Kulturbetrieb. Da mutete es kurios, aber auch folgerichtig an, dass Ewe Benbenek ausgerechnet mit einem Stück namens Tragödienbastard an den so bekannten Namen wie Sibylle Berg, Rainald Goetz oder Rebekka Kricheldorf vorbeizog.

„Der Bastard“, wie Benbenek ihr Stück nennt, als sei es eine echte Person, erzählt, wenn man so will, genau das: Das Illegitime bahnt sich einen Weg in die Artikulation, in die Anerkennung, in das unbedingte Gesehen- und Gehört-werden-Wollen. Hier berichten die drei Stimmen A, B und C in rhythmisch drängenden, poetisch gefassten Texten teils chorisch, teils einzeln von den Eltern, die aus Polen nach Deutschland ausgewandert sind, um da zu arbeiten; von der Ankunft ohne Geld und ohne Sprache; von der Großmutter, die noch in Polen sitzt und immerfort von der versuchten Vergewaltigung eines deutschen Offiziers im Krieg erzählt; von dem Kind der Eltern, das in der Schule zu langsam ist; von dem Zeugnissatz, der wie ein prophetischer Urteilsspruch im weiteren Leben fortlebt: „Das Kind arbeitet gewissenhaft und genau, benötigt aber in der Regel mehr Zeit, mehr Zeit als vorgesehen und mehr Zeit als andere Kinder.“

Vor allem aber wirft der Text die Frage auf, ob es aus den abgetrampelten Erzählpfaden der Biografien mit sogenanntem Migrationshintergrund überhaupt ein Entrinnen geben kann. Wie kann ich von mir erzählen, fragt der „Bastard“, ohne dass ich mich erklären muss, ohne dass das Gegenüber sagt: „Was du sprichst, was du da sprichst, das verstehen wir nicht.“ Oder, wie kann ich von mir erzählen, ohne diese „schöne, migrantisch-authentische Story“ zu werden, die sich gut verkaufen lässt und deshalb Geld in die „Kulturkassen“ spült?

Wie vertrackt genau diese Fragen sind, zeigt interessanterweise sogar die Mülheimer Jurydiskussion selbst, in der die Juror:innen auch ganz „berührt“ sind von dem Text, mit dem die Autorin Benbenek sich „nackt“ mache. Regisseur und Juror Jakob Weiss sagt etwa, er sei ganz verstört gewesen von dem „Schmerz, der sich da herausschält“, und er schäme sich, dem Text anfänglich so „judgy“ gegenübergestanden zu haben, denn als er zu der Stelle mit dem langsamen Kind und dem Zeugnissatz gekommen war, also wirklich, hach!

Auch Ewe Benbenek ist als kleines Kind mit ihren Eltern von Polen nach Deutschland gekommen. Nach Niedersachsen in die Nähe von Osnabrück; eine Gegend, die sie wegen der vielen Viehmastbetriebe den „Schweinegürtel“ nennt (sie hat überhaupt viel Humor). In der Schule sei sie als Kind polnischer Arbeiter „eigentlich immer nur entmutigt, aber nie ermutigt“ worden. „Das ist ein riesiges bildungspolitisches Versagen.“ Nach dem Abitur komplette Orientierungslosigkeit und „null Plan“, welchen beruflichen Weg sie überhaupt einschlagen solle. Dann nahm sie das Geld von einem Sommerjob und kaufte „intuitiv“ ein Bahnticket nach Warschau, wo sie erst mal blieb und für eine deutschsprachige Zeitschrift arbeitete. Für die Ermutigung, die es in Deutschland nicht gegeben hatte, brauchte es dann erst einen Menschen aus ihrem Geburtsland: ihr damaliger Chefredakteur, der ihr in einem Gespräch sagte, dass alle in der Redaktion der Meinung seien, sie könne was, sie solle studieren und zwar Kulturwissenschaften an der deutsch-polnischen Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). „Was ich dann auch tat“, lacht sie und hat nun mit 35 Jahren eine beachtliche akademische Laufbahn hinter sich, mit Stationen an der Bauhaus-Universität Weimar, dem University College in London und der Universität Hamburg. Ihre Forschungsschwerpunkte sind postmigrantische Perspektiven auf Literatur und Gegenwartstheater.

Ewe Benbenek muss über die Frage, wie viel eigene Biografie in dem „Tragödienbastard“ steckt, natürlich lächeln. Sie nickt, als hätte sie die Frage erwartet, und da kommt sie ja auch schon. „Mich hat interessiert, was man mit Sprache machen kann“, sagt sie dazu, „für mich ist das Thema, wie Sprache sich einen Weg sucht, sich zu artikulieren. Insofern würde ich den ‚Bastard‘ nicht als autobiografisch bezeichnen. So ein Zeugnissatz besitzt ja eine Allgemeingültigkeit und sagt sehr viel aus über diese Institution.“

Sprache als Spielfeld

Hört man ihr so zu, wird deutlich, dass Ewe Benbenek mit ihrem Schreiben schon viel weiter ist, als biografische Spurensucherei es zulassen möchte. Kunstvoll hat sie mit Mitteln der Sprache die Rührung, den Schmerz hergestellt, erzeugt: Liest man im Tragödienbastard die Geschichte eines Einwandererkindes, ist man dem Text schon auf dem Leim gegangen, sieht man sich letztlich mit der eigenen beschränkten Wahrnehmung konfrontiert.

Am Anfang vom Stück stand, nicht umsonst, auch ein Vermittlungsproblem: sie hatte überlegt, wie sie ihren Studierenden die antike Tragödie näherbringen könne. Der Rhythmus der Tragödienverse und ihre Struktur habe sie interessiert und sie habe angefangen, dazu eigene Texte festzuhalten. Beim Drama-Forum der Grazer Kulturinitiative uniT, wo die Entstehung von dramatischen Texten durch intensive Workshops betreut wird, wurde das Schauspielhaus Wien auf den Text aufmerksam, das die Uraufführung im Herbst 2020 auch durch pandemiebedingte Absagen hindurch rettete. Es folgte der Fischer-Verlag, der Benbenek aufnahm, dann Mülheim und die Fachzeitschrift Theater heute, die sie 2021 zur „Besten Nachwuchsautorin des Jahres“ wählte. „Der Bastard ist einen sehr langen Weg gegangen“, sagt sie jetzt und blickt noch mit einiger Verwunderung auf die vielen Veränderungen in den letzten anderthalb Jahren zurück: „I mean, how unlikely was it, dass ich diesen Preis bekomme?“ (Ewe Benbenek verfällt ab und zu in schönstes Denglisch. Weniger als Attitüde, sondern weil sie Sprache einfach als Spielfeld begreift.)

Mit der unerwarteten Anerkennung im Rücken will sie nun versuchen, als freie Autorin zu leben, was für sie ein „großes Wagnis“ ist. Ihr nächstes Stück ist eigentlich so gut wie fertig. Juices handelt von verschiedenen Flüssigkeiten: Tränen, Badewasser, Reinigungsmittel. Von ihnen ausgehend wird erzählt; zum Beispiel die Geschichte der Migrantin, die die Badewanne putzen muss.

Draußen vor dem Fenster ist es jetzt dunkel. Der Tragödienbastard aber endet mit einem Leuchten: „Weil wir hier sind und nicht gehen werden, weil wir hier sind und ihr uns nicht mehr übersehen könnt, wenn wir die Nacht erhellen.“

Lesen Sie mehr in der aktuellen Ausgabe des Freitag.

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