Wir sagen: Danke! In diesem Jahr konnte die Stiftung stern Menschen in 19 Ländern helfen – darunter sind auch vor der Taliban geflüchtete Afghanen, die auf den Straßen Kabuls Kälte und Hunger ausgesetzt sind.
"Der Winter ist der wahre Feind." Der Satz fällt in einem schimmligen Zelt am Rand von Kabul. Doktor Murat, 62, nimmt die Brille von der Nase, und in seinem Gesicht ist alles zu sehen. Die vielen Stunden Arbeit. Die Müdigkeit. Sein unermüdlicher Einsatz. "Wenn es jetzt noch kälter wird, werden alle Probleme, mit denen wir bereits kämpfen, noch dramatischer. Den Menschen hier fehlt es an Unterbringung, Hygiene und Nahrung", sagt er.
Das war im Oktober 2021. stern-Nahostkorrespondent Jonas Breng war nach Afghanistan gereist, um sich zwei Monate nach der Machtübernahme durch die Taliban ein Bild von der Lage im Land zu machen. Dort traf er in einem Park in Kabul auf den Doktor, der mit Unterstützung der Stiftung stern medizinische Hilfe für die Menschen vor Ort organisiert.
In der mobilen Klinik verteilt Murat Medikamente an Menschen, die vor den Kämpfen und dem Vormarsch der Taliban geflüchtet sind und nun seit Monaten auf der Straße in Kabul leben. Ein kleiner Ausschnitt der Hungerkrise, die sich aktuell in Afghanistan abspielt.
In dem Camp, das Breng besuchte, hausten Hunderte von Flüchtlingen ohne Lebensmittelversorgung und fast ohne Toiletten. Ohne die Hilfe aus Deutschland, sagte der Doktor, gäbe es auch keinerlei medizinische Versorgung. Vor allem für die Kleinsten im Lager hätte das dramatische Folgen.
Einige, so erfuhr Jonas Breng, waren bereits gestorben. "Die Unterernährung und die Kälte in den Zelten schwächt das Immunsystem der Babys, danach werden sie krank und sterben an den Folgen", sagte Doktor Murat, der jeden Tag in seinem Zelt Diagnosen stellt und zumindest eine Notversorgung für die knapp 100 Menschen sicherstellt.
Nafas Gol, 30, und ihr Mann hockten mit ihrem zehn Tage alten Säugling unter einer Zeltplane. Die Kälte und die Schmerzen durch die Wunden der Geburt, sagte die junge Mutter, seien nachts so schlimm, dass sie keinen Schlaf finde. Seit dem Morgen hatte sie nur etwas Tee getrunken und ein winziges Stück Brot gegessen. Und das, obwohl sie ihr Kind stillte.
Geflohen waren sie im Sommer, nachdem ein Verwandter von einer Rakete der Taliban getötet worden war. "Wir haben nichts mehr, aber hier bekommen wir zumindest etwas Medizin für mich und mein Baby. Damit kommen wir hoffentlich durch den Winter", sagte Nafas Gol.