Von Paul Körner
Dielheim. "Alle Jahre wieder kommt das Christuskind, auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind." In diesem Liedtext erinnert sich die Christenheit an die Geburt Jesu vor über 2000 Jahren in Bethlehem, wo Engel mit der frohen Botschaft "Freuet Euch" die Ankunft des Sohnes Gottes auf Erden verkündeten. Wie kein anderes Fest berührt Weihnachten seither die Herzen der Menschen in besonderer Art und Weise, ob gläubig oder nicht.
Das Fest der Liebe übt seit eh und je eine Strahlkraft aus, dessen Zauber sich kaum jemand entziehen kann, am wenigsten die Kinder. Viele Lichter und Kerzen öffnen bereits schon in der Vorweihnachtszeit die Herzen der Menschen. Eine Welle der Hilfsbereitschaft mit großherzigen Spenden ist in dieser Zeit unverkennbar. Die Besorgung von freudebringenden Geschenken zum Fest gehört ebenso zum adventlichen Ritual, wie der außerordentlich populäre Brauch des Aufstellens und Schmückens von Weihnachts- oder Christbäumen.
Auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands wurde dieser Brauch schon im Jahre 1527 in einer Akte der Mainzer Herrscher erwähnt. Dort ist ein Eintrag von "die Weiennachts baum" im Hübnerwald zu Stockstadt am Main vorhanden. In einer Lohnabrechnung der freien Reichsstadt Gengenbach von 1576 wird wiederum erwähnt, dass der Förster "ime Strohbach" einen "Wiehnachtsbaum uf die Ratsstuben" gebracht habe.
Eine weitaus längere Tradition ist allerdings den Weihnachtskrippen zuzuschreiben. Aufgestellt als bildhafte Symbole der Geburt Jesu, die den Menschen in früheren Zeiten nur vom Wort her überliefert wurde. So soll der Legende nach die echte Futterkrippe aus Bethlehem schon im Jahre 360 nach Italien in die Kirche "Santa Maria Maggiore" in Rom gekommen sein, mit vermeintlichen Krippenresten. Die Idee zu einer der ersten Weihnachtskrippen hatte jedoch der Heilige Franz von Assisi. Dieser hielt im Jahre 1223 in der italienischen Stadt Greccio eine Krippenfeier mit lebenden Tieren ab. So kann Italien durchaus als Wiege der Weihnachtskrippen bezeichnet werden. Die spätere Verbreitung in ganz Europa ist jedoch den Jesuiten zu verdanken. Im Jahre 1562 wurde die erste Krippe nördlich der Alpen, genauer in Prag, erwähnt. Obwohl zu Beginn des 19. Jahrhunderts ein Krippenverbot durch Bischöfe und Landesherren in den Kirchen verhängt wurde, ging der Siegeszug der Weihnachtskrippen unvermindert weiter.
Parallel zum Verbot, das allerdings nur 25 Jahre bestand, gewannen die Hauskrippen immer mehr an Bedeutung. Im süddeutschen Raum gründeten sich sogar Krippenbauvereine und die Darstellung der Menschwerdung Gottes wurde fortan immer bild- und figurenreicher – auch in der äußeren Gestaltung. So kennt man heute nach der Szenerie gebaute Höhlenkrippen, Landschaftskrippen orientalische Krippen, Ruinenkrippen,Tempelkrippen oder auch Wurzelkrippen.
In der Dielheimer Pfarrkirche "St. Cyriak" zeigt sich seit nunmehr zehn Jahren eine weitere Variation in Form einer Stallkrippe. Auf Betreiben des damaligen Pfarrers, Heribert Leider, entstand eine Stallkrippe, nach biblischer Überlieferung die authentischste Darstellung der Geburt Jesu Christi.
Einfach und schlicht, so wie der Sohn Gottes in die Welt kam, wurde sie von den mittlerweile verstorbenen Gemeindemitgliedern Heinrich und Rudolf Klettner mit viel Liebe zum Detail gebaut. Ebenso bekleidete Alma Laier die biblischen Protagonisten im Stall mit schönen Stoffen.
Beim Betrachten der Szene kommt einem dabei unweigerlich die dritte Strophe von "Ihr Kinderlein kommet" in den Sinn: "Da liegt es das Kindlein auf Heu und auf Stroh, Maria und Josef betrachten es froh. Die redlichen Hirten knien betend davor, hoch oben schwebt jubelnd der Engelein Chor."
Zwar ist in der Dielheimer Krippe nur der Verkündigungsengel zu sehen, aber der helle Stern von Bethlehem zeigt den Hirten auf dem Felde den selben Weg zum Neugeborenen, wie den drei Weisen aus dem Morgenlande, die durch den weiten Fußweg bedingt erst später kamen, um mit allerlei Gaben dem Kind zu huldigen und es anzubeten.