Von Christoph Moll
Region Heidelberg. Es ist ein Prachtexemplar. Sage und schreibe 12,50 Meter misst die stattliche Nordmanntanne auf dem Rathausplatz in Wiesenbach. Nirgendwo anders in der Region rund um Heidelberg wurde ein so großer Weihnachtsbaum aufgestellt. Damit geht dieser "Titel" in diesem Jahr erstmals nach Wiesenbach, das nun an der "Christbaumspitze" liegt. 2018 und 2020 stand der größte Christbaum der Region noch in Meckesheim, 2019 in Dossenheim.
In der Region rund um Heidelberg stellen die Orte mindestens einen stattlichen Baum auf, der stets genau gemustert wird: Ist er gerade gewachsen? Schön beleuchtet? Und vor allem: Ist er groß genug? Das wollte auch die RNZ wissen und fragte bei den Kommunen nach, wie hoch die aufgestellten Christbäume sind.
In Wiesenbach hat die Gemeinde lediglich einen Baum aufgestellt, wie Bauhofleiter Hubert Habel berichtet. Doch dieser kann sich sehen lassen. Die Nordmanntanne stamme vom "Forst Baden-Württemberg" aus Schwarzach im Neckar-Odenwald-Kreis. Von dort sei er mit Unterstützung zweier Firmen und dem Bauhof geholt und dann in Wiesenbach aufgestellt worden, so Habel. Die Lichterkette um den Baum ist rund 227 Meter lang und hat 270 Birnchen. Der Baum sei als sehr schön gelobt worden, betont der Leiter des Bauhofs.
Neben Dossenheim und Leimen landet Nußloch dieses Jahr mit zwölf Metern auf Platz zwei. Der Baum auf dem dortigen Lindenplatz ist 5,20 Meter höher als sein Vorgänger. Gemeindesprecherin Lisa Herrmann berichtet, dass das Rathaus dieses Jahr einen Aufruf gestartet und Bürger gebeten habe, Bäume zu spenden. Dies sei ein voller Erfolg gewesen. So sei auch der Zwölf-Meter-Baum am Lindenplatz von einem Bürger gespendet und vom kommunalen Bauhof "auf Nußlocher Gemarkung" gefällt worden. Diesen lassen 1800 Lämpchen an einer 180 Meter langen Kette erstrahlen, wobei jedes fünfte Licht blinkt.
Für "Titelverteidiger" Meckesheim reichte es trotz eines Rückgangs um zwei auf elf Meter noch zu Platz fünf. Noch deutlicher geschrumpft im Vergleich zum vergangenen Jahr sind die Tannen in Sandhausen und Gaiberg – nämlich um vier und 4,50 Meter. Beide bringen es nun noch auf acht Meter, was nur für Platz zehn reicht. Der Baum auf dem Lège-Cap-Ferret-Platz in Sandhausen wurde von einer örtlichen Familie gespendet. Gemeindesprecher Jochen Denker betont, dass dieser schön gewachsen sei: "Bisher haben wir keine negativen Rückmeldungen erhalten, dass der Weihnachtsbaum zu klein sei."
"Etwas mickrig" hingegen findet Bürgermeisterin Petra Müller-Vogel den gleich großen Baum in der Gaiberger Ortsmitte. "Im Dunkeln sieht er aber mit der Beleuchtung gut aus", meint sie. Die Nordmanntanne stammt – wie der Wiesenbacher Baum – aus Schwarzach. Bei der Bestellung sei nur garantiert gewesen, dass der Baum mindestens acht Meter groß sei. "2020 hatten wir mit zwölf Metern eben Glück", so Müller-Vogel.
Traditionell der kleinste Baum steht wieder mit 3,50 Meter in Wilhelmsfeld – wie schon seit Beginn der Aufzeichnung der Christbaumhöhen in der Region in der RNZ vor vier Jahren. Bürgermeister Christoph Oeldorf hatte schon im vergangenen Jahr betont, dass sich die Gemeinde nicht an einem Wettbewerb um den größten Baum beteiligen wolle. Da die Gemeinde keine schönen Nadelbäume im Wald habe, müsse der Christbaum gekauft werden. Und das Geld für einen großen Baum wolle man sinnvoller verwenden – vor allem in Corona-Zeiten. Die Gemeinde verwies aber darauf, dass der Christbaum immer der höchste der Region ist, da das Dorf rund 400 Meter hoch liegt.
Den letzten Platz teilt sich Wilhelmsfeld 2021 mit Mauer. Der dortige Rückgang um zwei Meter hat einen besonderen Grund, wie Bürgermeister John Ehret erklärt. In den vergangenen Jahren sei stets am Heid’schen Haus für den dortigen Weihnachtsmarkt ein großer Christbaum aufgestellt worden. Doch dann kam Corona. "Da die Tanne dort relativ versteckt und nicht exponiert steht sowie nach Rücksprache mit dem Bauhof der Aufwand nicht im Verhältnis steht, habe ich entschieden, dort ohne Weihnachtsmarkt keine Tanne mehr zu stellen", so Ehret. "Es gab in der Bevölkerung keine einzige Rückfrage zu dieser Entscheidung – es wurde offenbar dort auch keine Tanne vermisst." Auch gebe es kaum noch Baumspenden, weil immer weniger Tannen in örtlichen Gärten wachsen würden. Eine am Rathaus vor wenigen Jahren gepflanzte Tanne sei inzwischen stattlich genug und könne als Weihnachtsbaum dienen. Die Gemeinde werde den Wettbewerb um den größten Baum "mit dem unschlagbaren Argument der Nachhaltigkeit in den nächsten Jahren locker aussitzen", so Ehret.
Wie hoch der größte Neckargemünder Baum ist, teilte die Stadt trotz mehrfacher Nachfrage der RNZ nicht mit. Inoffiziell der größte Weihnachtsbaum mit 15 bis 20 Meter steht am Friedhof in Neckarsteinach. Dieser wurde aber nicht extra aufgestellt, sondern ist fest gewachsen. Im Schnitt sind die Bäume dieses Jahr mit 8,96 Meter um 26 Zentimeter kleiner als 2020.