Von Philomena Meyer
Heidelberg. Eltern in Baden-Württemberg können selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder nächste Woche für die letzten drei Tage vor den Weihnachtsferien in die Schule schicken wollen. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) möchte damit Eltern entgegenkommen, die die Kontakte vor den Feiertagen reduzieren wollen. Wie kommt das bei Eltern und Schülern an? Die RNZ hat sich in der Heidelberger Innenstadt umgehört.
Harry Hirsch, Vater von zwei Söhnen, findet es nicht gut, dass diese Entscheidung an die Eltern abgegeben wird. Die Schüler seien sowieso schon gestraft wegen des wenigen Unterrichts im letzten Jahr. Darum werden seine zwei Söhne auch nächste Woche in die Grundschule gehen. Dass sie aus Schatthausen kommen, einem "kleinen Dorf", spielt dabei auch eine Rolle – an der Schule seiner Kinder seien nur 70 Kinder, was natürlich auch nicht vor einer Infektion schütze, aber dennoch etwas anderes sei im Vergleich zu großen Heidelberger Schulen.
Sohn Luke ist mit der Entscheidung seiner Eltern glücklich. "Ich will in die Schule, weil es mir Spaß macht", meint der Erstklässler. Der Vater ergänzt: "Meine beiden Söhne gehen gerne in die Schule. Und die Kinder wollen miteinander spielen, das ist doch klar." Da Luke am Sonntag sieben Jahre alt wird, will er seinen Geburtstag in der Schule nachfeiern, darauf freut er sich schon.
Aber es gibt auch andere Meinungen: "Ich mag Homeschooling eh mehr", meint ein Sechstklässler des Kurfürst-Friedrich-Gymnasiums. Darum habe er mit seinen Eltern entschieden, nächste Woche nicht in die Schule zu gehen. Die Entscheidung liege aber nicht an Corona, sagt der Zwölfjährige. "Ich will einfach später aufstehen." Außerdem würde sowieso die Hälfte seiner Klasse zu Hause bleiben.
Auch an der Theodor-Heuss-Realschule wird geschätzt, dass nur die Hälfte bis ein Drittel der Schüler in die Schule kommen werden, so Schulleiterin Tanja Heßlein. Die Schlierbach-Grundschule teilte dagegen auf RNZ-Anfrage mit, dass nur sieben Schüler zu Hause bleiben werden.
Aber verpassen die Kinder überhaupt wichtigen Unterricht? Am Hölderlin-Gymnasium in der achten Klasse freuen sich zwei Schülerinnen schon auf die nächste Woche, da sie vor allem Spiele spielen und Filme sehen werden. "Und es ist schön, seine Freunde noch mal zu sehen, falls nach den Ferien doch ein Lockdown kommt", so die 13-Jährige. Ihre Klassenkameradin ist der gleichen Meinung. Sie fühle sich auch sicher in der Schule, denn die Mehrheit sei geimpft und der Rest teste sich regelmäßig.
Stephanie Winkelmann ist Mutter von zwei Schülerinnen und einem Sohn im Kindergarten. Die Schule ihrer ältesten Tochter macht verpflichtend Homeschooling, bei ihrer jüngeren Tochter Leni ist sie noch unentschlossen. Aber da das Weihnachtsfest mit den Großeltern in Gefahr sei, tendiere sie dazu, auch Leni zu Hause zu lassen. "Mir ist es egal, ob ich Homeschooling habe oder Präsenzunterricht", sagt die Elfjährige. Ihre Lehrer hätten eh angekündigt, dass vor allem gebastelt werde – also verpasse sie nichts. Der Mutter macht es nichts aus, die Kinder zu Hause zu haben, aber sie verstehe, dass berufstätige Eltern auf die Kinderbetreuung angewiesen sind. Sie persönlich hätte sich aber gewünscht, dass auch Lenis Schule ihr diese Entscheidung abgenommen hätte.