Von Timo Teufert
Walldorf. Wo heute in den Pausen noch Fußball gespielt wird, soll schon bald die neue Mensa der Waldschule stehen. So sieht es zumindest der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs zur Erweiterung von Wald- und Sambugaschule im Walldorfer Nordosten vor, der bei der Jurysitzung am 2. Dezember gekürt wurde. Der Siegerentwurf stammt vom Büro "Baur und Latsch Architekten" aus München, die mit dem Landschaftsarchitekten Andreas Kicherer von "OK Landschaft" zusammenarbeiten. Mitte der Woche stellten Bürgermeister Matthias Renschler, Erster Beigeordneter Otto Steinmann und Stadtbaumeister Andreas Tisch die Ergebnisse des Wettbewerbs vor, die nun im Rathaus ausgestellt sind.
Insgesamt 16 Arbeiten lagen der Jury unter dem Vorsitz von Professor Jörg Aldinger aus Stuttgart und Sachpreisrichtern aus dem Gemeinderat und Fachpreisrichter aus der Architekten- und Landschaftsarchitektenschaft vor. "Die anspruchsvolle Planungsaufgabe hatten die Büros auf unterschiedliche Weise gelöst. Im Zuge der Beratungen wurde die Komplexität der Aufgabe mit den notwendigen funktionalen und räumlichen Beziehungen zum Bestand der Waldschule deutlich", heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Nach intensiven Beratungen habe die Jury drei Arbeiten in die engere Wahl genommen, diese intensiv diskutiert und mit den Preisen versehen.
Der erste Preis des Wettbewerbs ging an das Büro "Baur und Latsch Architekten": "Die Arbeit überzeugt durch ihre städtebauliche Setzung mit gut proportionierten Bauteilen, die den Bestand sensibel ergänzen", heißt es von der Jury. Der neue Grundschulpavillon im Zugangsbereich werde mit dem Bestand verschränkt, sodass der bestehende Zugangsweg weitgehend erhalten bleibe. "Der Schulhof wird als großer zusammenhängender Platzraum begriffen, in den die Mensa als ,Herz’ des Gesamtgefüges neu verortet wird", so die Verwaltung. Der Speisesaal der Mensa öffne sich an drei Seiten mit transparenten Fassaden zum Schulhof und trete somit in einen Dialog mit der Campusmitte. Das eröffne vielfältige Nutzungsmöglichkeiten für die Schulgemeinschaft und gebe auch einen wichtigen Impuls für die Neugestaltung der Freiräume der Anlage.
Die ergänzenden Funktionsräume werden im Norden an das Hauptgebäude angebaut und von der Aula her angebunden. "Die Aufgliederung des Raumprogramms in Mensa und Verwaltung vermeidet großflächige Eingriffe in den umgebenden Baumbestand und minimiert den Fußabdruck der Neubaumaßnahmen", so die Jury. Der neue Schulpavillon lehne sich an die Organisationsstruktur an die bestehenden Pavillons an.
Das Büro "Tusker Ströhle" erhielt mit W+S Wiedemann und Schweizer Landschaftsarchitektur aus Stuttgart den zweiten Preis. "Sie platzieren die Mensa und ergänzenden Räume über einen L-förmigen Anbau im Norden des Hauptgebäudes. Dabei werden die neuen Freiräume geschickt verzahnt", so die Verwaltung. Der Grundschulpavillon besetzt ebenso wie beim ersten Platz die freie Lücke im Südwesten.
Mit dem dritten Preis wurde die Arbeit von "Kohlmayer Oberst"-Architekten in Planungsgemeinschaft mit Landschaftsarchitekt Markus Herthneck aus Stuttgart ausgezeichnet. Wie beim zweiten Platz wird die Mensa auf der Nordseite des Hauptgebäudes angeschlossen. "Um diesen neuen Funktionen großzügiger anzudienen, wird vorgeschlagen, im Zugangsbereich des Hauptgebäudes bestehende Raume zu verlagern, um so ein großzügigeres Entree zu bekommen", heißt es in der Mitteilung der Stadt. Der Anbau auf der Nordseite mit den weiteren Funktionsbereichen ist dabei zweigeschossig angelegt. Östlich des neuen Mensagebäudes wird der Freiraum zum bestehenden Tiefhof nördlich des Werkpavillons über eine neue Landschaftstreppe verbunden. "Der neue Schulpavillon sitzt bei dieser Arbeit ebenfalls im Zugangsbereich, ist jedoch bezogen auf die Außenklassen etwas zu nah am Bestand", so die Mitteilung.
Als Empfehlung hat das Preisgericht dem Gemeinderat einstimmig die mit dem ersten Preis ausgezeichnete Arbeit zur weiteren Bearbeitung empfohlen. Ob der verbleibende Platz auf dem Schulhof für die knapp 400 Schüler von Grund-, Werkreal- und Sambugaschule ausreicht, ist noch nicht endgültig geklärt. Deshalb legt der Juryvorsitzende Aldinger dem Gemeinderat nahe, "das große Potenzial zur Weiterentwicklung und Qualitätssteigerung bei den Freianlagen mit einer Überplanung zu heben und im Rahmen der Baumaßnahme ebenfalls anzugehen", heißt es in der Mitteilung.
Bürgermeister Matthias Renschler betonte, dass mit dem Ergebnis des Wettbewerbs eine gute planerische Grundlage für ein adäquates, zukunftsorientiertes und schul- und schülergerechtes bauliches Angebot vorliege. Mit der Erweiterung der Waldschule soll eine sinnvolle Ergänzung insbesondere für Waldschule und Sambugaschule im Sinne des Ganztagesangebots erfolgen.
Lorenz Kachler, der Schulleiter der Waldschule, sagte: "Ich finde alle drei Entwürfe sehr gut und insbesondere die ersten beiden sehr gelungen." Beide seien aus seiner Sicht umsetzbar, auch wenn er sich persönlich für die Mensa einen anderen Standort gewünscht hätte: "Ich hätte wegen des Schulhofes die Lösung im Nordbereich präferiert." Doch das Preisgericht habe eine demokratische Entscheidung getroffen, die es nun zu respektieren gelte. Beim Siegerentwurf müsse man nun die Schulhoforganisation anpassen und neue Spiel- und Ruhebereiche schaffen. Und er sei froh, dass nun ein Vorschlag auf dem Tisch liege: "Es ist die Ergänzung unserer Schule, nach der wir uns so lange gesehnt haben." Kachler betonte, dass insbesondere die Mensa im Ganztagesbetrieb eine herausragende Rolle spiele, da hinter der Mittagspause ein pädagogisches Konzept stehe, in dem die Schule als ganzheitlicher Lebensraum gesehen werde.
Bislang findet das Essen in der Waldschule in einem sehr beengten Rahmen statt, durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation noch einmal zugespitzt: "Wir können im Moment den Ganztagesbetrieb nicht so durchführen, wie wir ihn kennen", sagte Kachler. Im Grundschulbereich nehmen 80 bis 90 Prozent der Schüler das Ganztagesangebot wahr. Und auch für die Schüler der Werkrealschule sollen neue Räume geschaffen werden: "Es soll eine Schüler-Lounge geben, das ist eine echte Aufwertung", so Kachler.
Auch der zusätzlich Pavillon werde dringend gebraucht: "Auch wenn die Schule groß aussieht, sind wir bei den Räumen am Anschlag", sagte Kachler. Zum einen sei die Sambugaschule hinzugekommen, zum anderen brauche man als Inklusionsschule entsprechende Differenzierungsräume.
Manfred Wolf, der Vorsitzende des Elternbeirates, wollte gegenüber der RNZ den Entwurf noch nicht kommentieren: "Wir haben vom Elternbeirat einen Arbeitskreis Bau gegründet und die Mitglieder werden den Siegerentwurf nun diskutieren", so Wolf. Dem Ergebnis wolle er nicht vorgreifen, freue sich aber auf die Pläne. Auch er betonte, dass es gut sei, dass man nun endlich tiefer in die Erweiterung der Schule einsteige: "Dafür haben Schule und Elternvertreter seit Langem gekämpft", erklärte Wolf.
Die Vergabe der Architektenleistung durch den Gemeinderat ist nach Angaben der Stadtverwaltung für die Februar-Sitzung vorgesehen. Stadtbaumeister Andreas Tisch machte deutlich, dass nach der Beauftragung der Architekten die Planung umgehend fortgeführt werden soll, um das Projekt schnellstmöglich fortzusetzen.