Von Stefan Hagen
Angelbachtal/Rhein-Neckar. Digitale Impfstatuskontrolle am Eingang, Maskenpflicht während der gesamten Sitzung, große Abstände zwischen den Tischen in der Sonnenberghalle in Angelbachtal: Auch die letzte Kreistagssitzung in diesem Jahr stand ganz im Zeichen der Corona-Pandemie. Und nach der im vergangenen Jahr im Internet übertragenen und historisch kurzen Haushaltsverabschiedung erlebten die geimpften, genesenen oder getesteten Kreisräte nun wieder eine denkwürdige Sitzung zum Jahresabschluss.
Zum einen gab es quer durch alle Fraktionen donnernden Applaus für einen 25-Millionen-Euro-Zuschuss der Dietmar-Hopp-Stiftung für den Neubau eines Funktionsgebäudes der Sinsheimer GRN-Klinik. Zum anderen wurde nach emotionalen Beiträgen und einem farbenfrohen Protest vor der Halle doch noch ein Zeichen für die Vielfalt gesetzt. Mit einer Stimme Mehrheit stimmt der Kreistag für einen 30.000-Euro-Zuschuss für den Verein Plus, der queere Menschen berät. Zuvor war der Antrag im vorberatenden Ausschuss noch abgelehnt worden.
Und unter dem Tagesordnungspunkt "Abfallwirtschaft im Rhein-Neckar-Kreis" gab es eine vorweihnachtliche Gabe: Die Abfallgebühren werden in den kommenden zwei Jahren nicht erhöht. Lediglich die Gebühren für die Anlieferungen von Erdaushub, asbesthaltigen Abfällen und Mineralfaserabfällen werden angepasst. Damit, betonte Landrat Stefan Dallinger, wolle man in erster Linie "Mülltransporte" quer durchs Kreisgebiet unattraktiver machen.
Und es gibt noch mehr Neuigkeiten in Sachen Abfallentsorgung: Ab dem 1. Januar kommenden Jahres kann das Volumen der Grünen Tonne plus dem individuellen Bedarf gebührenfrei angepasst werden. Damit reagiert die AVR Kommunal AöR nach eigenen Angaben auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie, durch die sich das Abfallaufkommen und vor allem die Abfallströme deutlich verändert haben.
"Das veränderte Konsumverhalten der Bürgerinnen und Bürger mit einer deutlich gewachsenen Zahl an Onlinebestellungen führt seit Beginn der Pandemie zu einem enormen Anfall von Kartonagen bei privaten Haushalten", wird Vorständin Katja Deschner in einer Mitteilung des Unternehmens zitiert.
Daraus resultierend hätten auch die Beistellungen – etwa unzerkleinerte Kartons – neben den Abfallbehältern, insbesondere bei der Grünen Tonne plus, deutlich zugenommen. "Diese Beistellungen führen zu erschwerten Arbeitsbedingungen für unsere Müllwerker durch zusätzliches Tragen, Heben und Abräumen der neben den Behältern abgestellten Abfälle", betont Deschner. Die AVR gehe davon aus, dass sich das Aufkommen an Kartonagen auch nach der Pandemie nicht wieder verringern werde. Um der Entwicklung der veränderten Abfallströme Rechnung zu tragen, sollen die Bürgerinnen und Bürger des Rhein-Neckar-Kreises die Möglichkeit erhalten, sich gebührenfrei zusätzliches Behältervolumen der "Grünen Tonne plus" zu bestellen.
"Damit soll allen ein ausreichendes Behältervolumen zur Verfügung stehen und dadurch ein Anreiz geschaffen werden, auf Beistellungen zu verzichten", sagt Deschner.
Info: Zusätzliches Behältervolumen kann direkt bei der AVR Kommunal AöR bestellt werden. Per E-Mail an haushalt@avr-kommunal.de, telefonisch unter 07261/931202 oder online.