Erstmals hat eine Studie Catcalling in Deutschland untersucht – und festgestellt, dass 90 Prozent der Befragten in den vorangegangenen drei Monaten wegen ihres Aussehens bewertet wurden.
Sexuelle Belästigung durch Hinterherrufen, Nachpfeifen oder das Senden von unerwünschten sexuellen Bildern und Videos: Die meisten Menschen, insbesondere Frauen, sind schon einmal Opfer von Catcalling im öffentlichen Raum oder im Internet geworden. Zu diesem Ergebnis kam eine Onlinebefragung des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, deren Ergebnisse dem "Spiegel" vorliegen.
Erstmals für Deutschland hat sich eine Erhebung dem Phänomen Catcalling gewidmet. Von den 3908 Befragten – die meisten von ihnen Frauen – gaben gut 90 Prozent an, in den drei Monaten vor der Umfrage wegen ihres Aussehens bewertet worden zu sein. Mehr als die Hälfte von ihnen erlebte Beleidigungen aufgrund des Geschlechts, sexuelle Annäherungsversuche, sexistische Sprüche und anzügliche Bemerkungen. Interview Antonia Quell16.40
Auch wenn es dabei keinen physischen Kontakt gebe, dürfe Catcalling nicht verharmlost werden, sagt die Kriminologin Laura-Romina Goede, Mitautorin der Studie. Viele Befragte litten unter den Folgen. So sagte mehr als die Hälfte der Befragten, aufgrund von Erfahrungen mit Catcalling ängstlicher geworden zu sein. 40 Prozent gaben an, wegen Catcallings bestimmte Örtlichkeiten zu meiden. Und acht Prozent änderten nach eigenen Angaben ihren Kleidungsstil.
Catcalling ist hierzulande bislang weder ein eigener Straftatbestand noch eine Ordnungswidrigkeit. 84 Prozent der Befragten plädieren dafür, dass es künftig sanktioniert wird. Die meisten sind für eine Geldbuße oder -strafe.
Quellen: Spiegel, AFP