Hunderte Strom- und Gasversorger erhöhen zum Jahreswechsel ihre Preise. Manche verdoppeln sie sogar. Unsere Karten und Tabellen zeigen, wer wie stark betroffen ist.
Schon seit Monaten steigen die Energiepreise für private Verbraucher. Zum Jahresende schwillt die Preiserhöhungswelle für Gas und Strom nun nochmal gewaltig an. Mehr als 400 der rund 700 Gasversorger haben aktuell die Preise erhöht oder dies zu Dezember oder Januar angekündigt, wie die Vergleichsportale Verivox und Check24 berichten. Beim Strom melden rund 200 Grundversorger Preiserhöhungen.
Am 20. November läuft die Frist ab, bis zu der Versorger Erhöhungen zum Jahreswechsel melden müssen. Eine Übersicht über alle bisher bekannten Preiserhöhungen der Grundversorger finden Sie hier für Gas und hier für Strom. "Wir erleben aktuell ein Preischaos im Energiemarkt. Hunderte Anbieter erhöhen die Preise drastisch. Dies führt im kommenden Jahr nicht selten zu Mehrkosten von mehr als Tausend Euro", sagt Arik Meyer, Chef des Wechseldienstes Switchup. Warentest Stromvergleichsportale_18.30
Vor allem Gas-Kunden sollten sich die Briefe ihrer Versorger derzeit lieber genau angucken. Denn die angekündigten Erhöhungen sind zum Teil massiv. Bei einzelnen Gasversorgern verdoppeln sich die Preise gar. Im Schnitt wird Gas für 2,7 Millionen Haushalte rund 25 Prozent teurer, berichtet Check24. Verivox zählt für die gesamte zweite Jahreshälfte sogar 3,9 Millionen betroffene Haushalte, deren Gaspreis im Schnitt um 21 Prozent steigt. Ein Haushalt mit 20.000 Kilowattstunden Jahresverbrauch zahlt so 305 Euro mehr im Jahr für Gas, in der Check24-Rechnung sind es sogar 369 Euro.
Etwas moderater fällt die Preiserhöhungswelle beim Strom aus, der allerdings schon auf einem Rekordniveau steht. Die angekündigten Preiserhöhungen treffen rund 1,5 Millionen Haushalte und liegen im Schnitt bei sieben bis neun Prozent. Ein Durchschnittshaushalt muss dadurch etwa 100 bis 150 Euro mehr im Jahr für Strom bezahlen. 21 Stromgrundversorger senken die Preise dagegen sogar zum Jahreswechsel leicht. Dann sinkt auch die EEG-Umlage, was die Strompreise zumindest etwas entlastet.
Frappierend ist derzeit die Gas-Knappheit in Europa, die Gasspeicher sind deutlich leerer als üblich um diese Jahreszeit. Das liegt zum einen an einer zuletzt gestiegenen Nachfrage durch eine aus der Corona-Krise erwachende Wirtschaft. Vor allem aber stockt der Nachschub, was auch an politischen Spannungen mit Hauptlieferant Russland liegt. Zusätzlich treibt die CO2-Abgabe den Gaspreis, die zum Januar 2022 von 25 auf 30 Euro je Tonne steigt.
Besonders stark fallen die Gaspreiserhöhungen laut einer Bundesländer-Auswertung von Verivox für Kunden im Norden Deutschlands aus. In Mecklenburg-Vorpommern betrugen die Preiserhöhungen der Gasgrundversorger im Schnitt 40 Prozent, in Hamburg 30 Prozent. Auch in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt sind die Preiserhöhungen überdurchschnittlich.
Quelle: Verivox; Preise für Haushalte mit 20.000 kWh Jahresverbrauch; Stand 18.11.2021
Quelle: Verivox; Preise für Haushalte mit 4000 kWh Jahresverbrauch; Stand 18.11.2021
Ganz hilflos sind Verbraucher der Preiserhöhungswelle aber nicht ausgeliefert. Wer ein Schreiben mit der Ankündigung einer Preiserhöhung bekommt, hat ein Recht auf Sonderkündigung und kann wechseln. Vergleichsportale helfen dabei, einen günstigeren Strom- oder Gasanbieter zu finden. Am meisten sparen können Kunden, die noch nie gewechselt haben, und deshalb noch in der vergleichsweise teuren Grundversorgung stecken. Sie können auch ohne Preiserhöhung jederzeit wechseln.
Die Stiftung Warentest hat neben den klassischen Vergleichsportalen kürzlich auch alternative Wechseldienste wie Wechselpilot oder Switchup getestet. (Mehr dazu lesen Sie hier.)