Der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments, SPD-Kanzlerkandidat und aktuelle Vorsitzende der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung Martin Schulz hat Moskau besucht und auf Einladung des Präsidenten des Instituts für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften Alexander Dynkin eine Rede zum aktuellen Stand und den Herausforderungen in den deutsch-russischen Beziehungen gehalten.
Im Anschluss sprach RT DE mit Schulz über das deutsch-russische Verhältnis und das Gleichgewicht zwischen den Interessen von Bündnissen wie EU und NATO sowie den nationalen Prioritäten Deutschlands. In Bezug auf die aktuelle Lage der deutsch-russischen Beziehungen sagte der Politiker, es gebe zurzeit sehr wenig Dialog. Man müsse ein gegenseitiges Interesse haben und das Gespräch sowohl zu den Themen intensivieren, bei denen die Seiten eine ähnliche Meinung teilen, als auch zu den Themen, bei denen es Kontroversen gibt.
Besonderen Wert legte Schulz auf die gemeinsamen Interessen in der Klimapolitik. Er betonte, die Herausforderungen, vor denen im Zusammenhang mit der Klimakrise sowohl Russland als auch Deutschland stehen, geben ebenfalls einen Impuls zum Dialog:
"Das betrifft uns alle. Das betrifft Russland insbesondere auch in der Energiepolitik. Uns – in der Energieversorgungssicherheit. Also wir haben eine Menge gemeinsamer Interessen."
Die Frage über eine Balance zwischen den europäischen und den deutschen nationalen Interessen fand der ehemalige Präsident des EU-Parlaments interessant und unterstrich, diese seien in Deutschland das Gleiche:
"Das deutsche nationale Interesse ist eine starke Europäische Union. Das ist ein starker europäischer Binnenmarkt."
Dies lässt sich Schulz zufolge sowohl wirtschaftlich als auch politisch erklären. Ein gemeinsam handelndes Europa könne viel mehr zur Stabilität der Welt beitragen, betonte der Politiker.
Bezüglich der Aufrufe des französischen Präsidenten Emmanuel Macron zu mehr Selbstständigkeit Europas im Hintergrund des Anstiegs der neuen Weltmächte sprach sich Schulz auch für eine eigene Rolle der EU und mehr Souveränität aus.
Mehr zum Thema - Markus Söder: "Nord Stream 2 als vernünftige Strategie zur Sicherung der Energieversorgung"