Bammental. (bmi) Kinderbetreuung – dieses Thema galt bei den Sitzungen des Gemeinderats über viele Jahre als ausgesprochen umstrittenes Thema. Nun, diese Zeiten scheinen tatsächlich der Vergangenheit anzugehören. "Wir können mit unseren Kapazitäten künftig allen Kindern einen Platz anbieten", schloss Hauptamtsleiter Christian Herrn seine einleitende Rede zur Kindergartenbedarfsplanung in der vergangenen Sitzung der Bürgervertreter. Niemand widersprach ihm und die Begründung für die zu den Vorjahren deutlich verbesserte Situation lieferte Herrn gleich dazu: "Durch die Eröffnung der neuen Kindertageseinrichtung am Wald kann sowohl im U 3- als auch im Ü 3-Bereich auf die verschiedenen Bedarfe reagiert werden."
In Zahlen ausgedrückt sieht das Ganze so aus: Bei den über Dreijährigen im Kindergarten war für das laufende Kindergartenjahr ein Bedarf von maximal 262 Kindern errechnet, aktuell sind 259 Plätze belegt. In den örtlichen Einrichtungen Regenbogen- und Waldorfkindergarten, "Kleine Helden", sowie der Kita am Wald stehen derzeit 295 Plätze zur Verfügung. Im Regenbogenkindergarten sind laut Sitzungsvorlage noch vereinzelt Plätze frei.
Für das kommende Kindergartenjahr 2022/23 wird mit einem Bedarf von 227 bis 239 Kindern gerechnet. Es gibt also einen Puffer, zumal in der neuen Kita im Sportzentrum zwei weitere Gruppen mit 40 Ganztagesplätzen möglich sind und somit auf insgesamt 335 verfügbare Plätze aufgestockt werden könnte.
Im Krippenbereich bei den unter Dreijährigen (U3) leben in Bammental zurzeit 103 Kinder zwischen dem ersten und dem dritten Lebensjahr – 23 weniger als im Vorjahr. Trotz nun aktuell 75 statt im Vorjahr 85 genehmigten Plätze ergibt sich eine Versorgungsquote von knapp 73 statt zuvor 67 Prozent. Bundesweit lag der Betreuungsbedarf zuletzt bei 64 Prozent, womit Bammental deutlich über dem Durchschnitt liegt, wie den Unterlagen zu entnehmen ist. Zudem bietet die Kita am Wald Spielraum für bis zu 30 weitere U 3-Plätze, womit auch auf die zuletzt deutlich angestiegene Bammentaler Geburtenzahl reagiert werden könnte. Und ein letztes Zahlenspiel: Die Betreuung von Bammentaler Kindern in anderen Orten und auswärtigen Kindern in Bammental halten sich in etwa die Waage.
All den guten Neuigkeiten zum Trotz: Ein bisschen Redebedarf zur Bedarfsplanung hatten die Räte dennoch. Wolfgang Müller (CDU/BV) war es, der eine Überbelegung im Regenbogenkindergarten andeutete: "Das wurde und wird seit langer Zeit kritisch gesehen und diskutiert. Hat die Gemeinde da reagiert und Kinder in die neue Kita umgesiedelt", wollte er wissen. Er verwies auf Beschwerden aus der Bevölkerung über spielende Kinder am Wendehammer nahe der in einer Sackgasse befindlichen Einrichtung.
"Dort ist und war noch nie ein Kind zu viel, es wird nur nach genehmigten Zahlen belegt", betonte Bürgermeister Holger Karl. Und dort werden auch immer draußen Kinder spielen. Auf die erneute Nachfrage von Rüdiger Heigl (SPD) zu einer Verlagerung von Kindern in die neue Kita am Sportplatz meinte der Rathauschef: "Wir müssen die Einrichtung erst einmal arbeiten lassen und eine langfristige Strategie entwickeln." Auf RNZ-Nachfrage erklärte Karl, dass es im Gemeinderat für den bisher reinen Ü 3-Regenbogenkindergarten Planspiele für die Ansiedlung einer U 3-Betreuung gebe, dies aber nur langfristig und gemeinsam mit der Einrichtung zu entwickeln sei.
Update: Mittwoch, 27. Oktober 2021, 20.51 Uhr
Die neue Kita soll die letzte sein
Von Anna Haasemann-Dunka
Bammental. Am Montag ist die erste Kindergruppe der neuen Bammentaler Kita am Wald in direkter Nachbarschaft zum Sportgelände des FC Bammental eingezogen. Kitaleiterin Anja Sittner sieht sich indes noch mit viel Einrichtungsarbeit konfrontiert. Ein Handwerker ist nach wie vor zugegen und setzt die letzten Leisten. Erst dann wird es möglich sein, die Schränke an ihren Platz zu stellen und einzurichten. Die Fertigstellung seiner Arbeit wird für die bereits anwesenden Erzieherinnen Startschuss für die weitere Aufbauarbeit in der neuen, von der SRH Schulen GmbH geführten Kita sein.
Die Gemeinde übergab das in Holzbauweise gestaltete Kita-Gebäude der SRH als Nutzerin ganz offiziell in ihre Hände. Neben Kitaleiterin Anja Sittner gekommen waren Geschäftsführer Tobias Böcker, kaufmännischer Leiter Stefan Medinger und Petra Kindsvater von der Bereichsleitung Jugendhilfe. Die Gemeinde vertraten Bürgermeister Holger Karl, Hauptamtsleiter Christian Herrn, Stellvertreterin Martha Kedzior, Rechnungsamtsleiterin Eva-Maria Rother-Arras und Bauamtsleiter Oliver Busch.
"Wow – was für ein Tag! Was für eine wirklich tolle Kindertagesstätte", ließ sich Böcker zu Beginn seiner Ausführungen überschwänglich vernehmen. Mit der inklusiven Kita in Bammental konnten die SRH Schulen den Gedanken einer Kitagründung endlich in die Tat umsetzen: "Es ist uns sehr wichtig, unser Leistungsspektrum auch für jüngere Kinder zu erweitern", sagte er. Auch wenn nicht immer alles reibungslos verlief, so sah er doch die Zusammenarbeit mit der Gemeinde von Vertrauen, partnerschaftlichem Miteinander und konstruktiver Zielorientierung geprägt. Dafür bedankte er sich bei dem Verwaltungsteam, aber auch bei den Architekten von ap88, insbesondere bei Friederike Winkler und Tim Reidy sowie den Mitarbeitern der SRH Schulen.
Bürgermeister Holger Karl sprach die Komplexität des Projekts für alle Beteiligten an und verwies darauf, dass noch einiges an Nacharbeit zu leisten sei. So hält die Kita mit insgesamt sechs Gruppenräumen eine Kapazität vor, die die Gemeinde nicht schon in einem halben Jahr ausgelastet sehen will. "Es soll unser letztes Kitaprojekt sein", machte der Bürgermeister deutlich. Baulich und inhaltlich sei die Kita am Wald noch nicht abgeschlossen. Die Außenanlage soll in den kommenden Wochen fertiggestellt werden. Insbesondere beim Thema Schulkindergarten freue man sich, wenn der Prozess zum Erfolg führt. "Das Ergebnis kann sich sehen lassen", befand er und zeigte sich beeindruckt von dem, was hier entstanden ist.
Der Kitabau nahm Zeit, Kraft und Energie aller Beteiligten verstärkt von 2019 an in Anspruch. Nach der Planung bedurfte es gleichzeitig der Abstimmung mit dem FC Bammental, dessen Vereinsheim dem Neubau weichen musste und daneben neugebaut ein neues Domizil fand. Dem Spatenstich folgte 2020 der Aufbau des Hauses in der Hoffnung, dass eine Inbetriebnahme noch im Frühjahr 2021 möglich sein würde. Mit Tatkraft wurde dann aber die Eröffnung ab September verfolgt.
Neun Kinder, eine bisher vom Familienzentrum betreute U 3-Gruppe, ist schon anwesend. Die Bienen sind ihr Namenspate und so findet sich am Eingang zu ihrem Gruppenraum auch ein Magnetband, das das Porträt einer Biene ziert. Den Bienen ab Oktober folgen werden mit den Igeln eine weitere Gruppe für unter Dreijährige und die Füchse als Kindergartengruppe für über Dreijährige.
Schritt für Schritt wird so die Kita am Wald wachsen. Derzeit sind fünf Erzieherinnen im Kindergarten beschäftigt. Ab Oktober kommen drei weitere dazu. Die rund 6,5 Millionen Euro an Kosten für die Kita teilen sich auf 4,9 Millionen an Bau- und 1,6 Millionen Euro an Nebenkosten auf. 1,2 Millionen Euro Zuschüsse erhält die Gemeinde aus dem Investitionspakt "Soziale Integration im Quartier" des Bundes.