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Weinsberg-Ausbruch: Die Flucht gelang in weniger als 30 Sekunden (Update)

Von Tatjana Bojic und Carsten Blaue

Weinsberg/Stuttgart. Gesundheitsminister Manfred Lucha musste sich erklären: Im Sozialausschuss gab der Grünen-Politiker Auskunft über den Ablauf des Ausbruchs von vier gefährlichen Männern aus dem geschlossenen Bereich der psychiatrischen Klinik in Weinsberg und über die dortigen Sicherheitsvorkehrungen. Auch das Krankenhaus selbst meldete sich zu Wort. Ein Flüchtiger war gefasst worden. Die drei anderen sind derweil noch immer auf freiem Fuß.

Laut Lucha arbeiten 30 Polizisten an dem Fall. Nichts habe im Vorfeld auf den Ausbruch aus dem Maßregelvollzug am Mittwoch vergangener Woche hingedeutet. Der Sozialminister betonte, dass im Maßregelvollzug die Therapie im Vordergrund stehe (siehe "Hintergrund"). Und ein Krankenhaus sei nun mal kein Gefängnis. Auf Antrag der Fraktionen von SPD und FDP musste er sich im Ausschuss äußern: "Eine Rehabilitation ohne jegliche Entweichungen und Ausbrüche wird einfach nicht zu realisieren sein", sagte Lucha. Weitere Sicherungsmaßnahmen seien in der Klinik trotzdem umgehend eingeleitet worden.

Diese verwahrte sich in einer Erklärung gegen den Eindruck, es gebe Sicherheitslücken. Die Sicherung der Patientinnen und Patienten im Maßregelvollzug sei umfassend – baulich, technisch und auch durch Therapieinhalte selbst. Zudem gebe es wie an jedem der vier anderen Standorte für Maßregelvollzug in Baden-Württemberg einen Sicherheitsbeauftragten vor Ort. Seit 2006 bestehe das Gebäude. Und trotz hoher Belegung sei zuvor niemand aus dem gesicherten Bereich ausgebrochen. Entsprechend wies die Klinik Berichte zurück, es komme regelmäßig zu Ausbrüchen. Und dennoch gelang den vier Männern die Flucht.

Nach Klinikangaben hätten diese am Mittwochabend gegen 22 Uhr "einen unbeobachteten Moment" genutzt, um durch ein Flurfenster zu fliehen. Lucha sagte im Ausschuss, anders als die Fenster in den Zimmern der Untergebrachten sei dieses nicht vergittert gewesen, und das werde sich jetzt ändern. "Mittels eines schweren Beistelltischs mit Metallplatte wurde die Panzerglasscheibe nach außen aus dem Rahmen gedrückt und flog auf ein Grundstück der Klinik", so der Minister. Die Männer hätten sich an drei verknoteten Leintüchern nacheinander abgeseilt. "Aus Videoaufzeichnungen ist ersichtlich, dass sich das innerhalb von weniger als 30 Sekunden abgespielt hat. Woraus geschlossen wird, dass unter den Beteiligten eine vorherige Planung und Absprache stattgefunden hat."

Laut Lucha reagierte das Krankenhaus mit dem Nachteinschluss der Patientinnen und Patienten. Diese durften keinen Besuch mehr empfangen und nicht telefonieren, um die Fahndung nicht zu behindern. Das Telefonverbot sei zwischenzeitlich aufgehoben worden – wegen Patientenrechten, so der Minister. Das Krankenhaus gab zudem Hintergründe zu den vier Ausbrechern preis. Diese hätten Straftaten im Zusammenhang mit Suchterkrankungen begangen, darunter Diebstahl, Handel mit Betäubungsmitteln, Körperverletzung, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Vollrausch. Unwahr sei die Mutmaßung in Medienberichten, einer der Männer sei wegen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden.

Einer der flüchtigen Ausbrecher sei vorläufig in der Klinik gewesen, da sein Gerichtsverfahren wegen des Verdachts auf versuchten Totschlag noch nicht abgeschlossen war. Für Gewaltdelikte war der Gefasste verurteilt worden. Er sei jetzt in einer anderen Einrichtung des Maßregelvollzugs untergebracht, hieß es.

Bei drei der Entwichenen hatten die Verantwortlichen ein Ende der Therapie angeregt. Wegen Aussichtslosigkeit auf einen Erfolg, welcher der Einsichtsfähigkeit und Kooperationsbereitschaft der Patienten bedürfe. Den Männern stand eine Rückführung ins Gefängnis bevor.

Update: Donnerstag, 30. September 2021, 19.40 Uhr


Psychiatrie-Ausbrecher nutzten unvergittertes Flurfenster

Stuttgart. (dpa) Die vier aus der geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg ausgebrochenen Männer haben für ihre Flucht ein Flurfenster genutzt, das nicht vergittert war. "Mittels eines schweren Beistelltischs mit Metallplatte wurde die Panzerglasscheibe nach außen aus dem Rahmen gedrückt und flog auf ein Grundstück der Klinik" erklärte Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) am Mittwoch in Stuttgart im Sozialausschuss des Landtags. Die Fenster in den Zimmern der Untergebrachten seien vergittert, nicht aber die Flurfenster. Dies werde jetzt geändert. Diesen Tagesordnungspunkt hatten die Fraktionen der FDP und der SPD beantragt.

Am Mittwochabend der vergangenen Woche waren aus einer geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg im Kreis Heilbronn vier Männer geflüchtet. Einer von ihnen wurde einen Tag später festgenommen. Die anderen drei - 24, 28 und 36 Jahre alt - sind noch auf der Flucht. Die Polizei sucht mit Hochdruck nach ihnen. 30 Beamte arbeiten an dem Fall.

Die Männer hätten sich an drei aneinander geknoteten Leintüchern nacheinander abgeseilt. "Aus Videoaufzeichnungen ist ersichtlich, dass sich das innerhalb von weniger als 30 Sekunden abgespielt hat. Woraus geschlossen wird, dass unter den Beteiligten eine vorherige Planung und Absprache stattgefunden hat." Bei drei Männern sei der Abbruch der Therapie wegen Aussichtslosigkeit bereits beantragt worden. Für einen sei der Abbruchbeschluss am nächsten Tag eingegangen. Dies bedeutet, dass den Männern eine Rückführung ins Gefängnis bevorstand. Es habe keine konkreten Hinweise auf Ausbruchspläne gegeben, sagte Lucha. Einer der Flüchtigen sei einen Tag nach dem Ausbruch gefasst worden, drei Männer seien noch flüchtig.

Die Sicherungsmaßnahmen in der Klinik seien umgehend eingeleitet worden, um weitere Ausbrüche zu vermeiden, so Lucha. So seien Übergabezeiten verschoben worden. Zudem werde das betroffene Fenster mit einer Außenstahlverstrebung verstärkt. "Es erfolgte Nachteinschluss, keine Besuche und keine Telefonate, um die Fahndung nicht zu behindern". Das Telefonverbot sei zwischenzeitlich aufgehoben worden wegen Patientenrechten.

Im Maßregelvollzug stehe die Therapie im Vordergrund. Ausbrüche aus der geschlossenen Abteilung seien verschwindend gering. "Eine Rehabilitation ohne jegliche Entweichungen und Ausbrüche wird demnach einfach nicht zu realisieren sein." Ziel der Behandlung ist laut Lucha, die Untergebrachten in die Gesellschaft einzugliedern und auf ein straffreies Leben vorzubereiten. Dafür gebe es stufenweise Lockerungen als Hauptinstrument, um die Therapieerfolge zu messen.

Jede Maßregelvollzugsklinik in Baden-Württemberg hat laut Lucha einen fest installierten Sicherheitsbeauftragten, der regelmäßig Rundgänge und Absprachen durchführt. Der Grünen-Politiker betonte wiederholt, dass der Maßregelvollzug ein Krankenhaus sei und nicht ein Gefängnis. Aus dem gesicherten Bereich habe es im vergangenen Jahr keine Ausbrüche gegeben, im Jahr 2019 seien es drei gewesen.

Update: Mittwoch, 29. September 2021, 15.47 Uhr


Polizei fahndet weiter nach drei Ausbrechern aus der Psychiatrie

Bei dem von einer Videokamera aufgenommenen Mann handelt es sich doch nicht um einen der Ausbrecher.

Heilbronn. (dpa-lsw) Die Polizei ist immer noch auf der Suche nach drei Männern, die aus einer geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg im Kreis Heilbronn geflüchtet sind. Es werde mit Hochdruck nach den Flüchtigen gefahndet, sagte ein Polizeisprecher am Montag. Es gebe zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung, auch bundesweit. Einer der ursprünglich vier Flüchtigen war am Donnerstagabend festgenommen worden.

Die vier Gefangenen waren am Mittwochabend aus einer geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg geflüchtet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn sollen sie in einem der oberen Stockwerke der Klinik ein Fenster hinausgedrückt und sich danach abgeseilt haben. Es gebe Hinweise auf eine gemeinsame Planung und Ausführung des Ausbruchs. Bei dem mittlerweile Festgenommenen soll es sich um einen 37 Jahre alten Mann handeln. Er sei nach konkreten Hinweisen auf seinen Aufenthaltsort festgenommen worden.

Update: Montag, 27. September 2021, 17.05 Uhr


Weiterhin werden drei der vier Ausbrecher gesucht

Heilbronn. (pol/rl) Die Polizei fahndet weiter nach drei der vier auf einer Klinikum am Weissenhof in Weinsberg geflohenen Personen. Am Sonntagmittag hieß es noch, dass einer der Geflohenen, Yousef Cherif, vor kurzem in der Stuttgarter Innenstadt gesichtet worden wäre. Die Polizei hatte dazu Fotos einer Überwachungskamera veröffentlicht.

Am Sonntagabend teilte die Kriminalpolizei Heilbronn mit, dass Beamte die Person angetroffen und überprüft hätten. Es handle sich bei dem Aufgenommenen nicht um den Gesuchten, hieß es.

Cristian Duga

> 36 Jahre alt
> 1,71 Meter groß
> wiegt etwa 57 Kilo
> südeuropäisches Erscheinungsbild
> Piercings an beiden Ohren
> diverse Tätowierungen
> braune, dunkle, kurze Haare




Mekail Ademi

> 28 Jahre alt
> 1,84 Meter groß
> 70 Kilo
> hagere Figur
> Hakennase
> Geheimratsecken
> braune Augen
> trägt einen Bart




Yousef Cherif 

> 24 Jahre
> 1,89 Meter
> 69 Kilo
> schlanke Figur
> nordafrikanisches Aussehen
> Piercings an beiden Ohren
> O-Beine
> mehrere Narben
> braune Augen
> schwarze, kurze, gelockte Haare.

Wer die abgebildeten Männer erkennt und weitere Hinweise auf deren Aufenthaltsort geben kann, sollten sich bei der Kriminalpolizei Heilbronn unter der Telefonnummer 07131/104-4444 melden.

Update: Sonntag, 26. September 2021, 21.15 Uhr


Zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung bei Ausbruch aus Psychiatrie

Heilbronn. (dpa) Nach der Flucht aus einer geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg  fahndet die Polizei nach eigenen Angaben weiterhin intensiv nach drei als gefährlich geltenden Flüchtigen. "Wir suchen mit Hochdruck nach den drei flüchtigen Männern. Den Hinweisen, die wir aus der Bevölkerung erhalten, gehen wir zeitnah nach", sagte ein Polizeisprecher am Samstag. Es gebe zahlreiche Hinweise von möglichen Zeugen.

Einer der ursprünglich vier Flüchtigen war am Donnerstagabend festgenommen worden, wie die Polizei in Heilbronn und die Staatsanwaltschaft Mosbach am Freitag mitgeteilt hatten.

Die vier Gefangenen waren am Mittwochabend aus einer geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg geflüchtet. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn sollen sie in einem der oberen Stockwerke der Klinik ein Fenster hinausgedrückt und sich danach abgeseilt haben. Es gebe Hinweise auf eine gemeinsame Planung und Ausführung des Ausbruchs. Bei dem mittlerweile Festgenommenen soll es sich um einen 37 Jahre alten Mann handeln. Er sei nach konkreten Hinweisen auf seinen Aufenthaltsort festgenommen worden.

Update: Samstag, 25. September 2021, 10.46 Uhr


Nach Flucht aus der Psychiatrie wurde einer der Männer festgenommen

Von Sebastian Schlenker und Carsten Blaue

Weinsberg. Nur knapp einen Tag lang dauerte die Flucht eines Mannes aus einer Psychiatrie im Kreis Heilbronn. Danach wurde er festgenommen. Von seinen drei als gefährlich geltenden Komplizen fehlt aber weiterhin jede Spur. Die Polizei fahndet mit Hochdruck nach ihnen.

Nach dem Ausbruch aus der geschlossenen Psychiatrie des Klinikums am Weissenhof in Weinsberg im Landkreis Heilbronn ist einer der vier Flüchtigen gefasst worden. Da die Polizei nach deren Angaben vom Freitag noch immer nach Mekail Ademi, Yousef Cherif und Cristian Duga sucht, muss es sich dabei um den 37 Jahre alten Benjamin N. handeln. Er sei nach konkreten Hinweisen auf den Aufenthaltsort noch am Donnerstagabend festgenommen worden, teilten Polizei Heilbronn und Staatsanwaltschaft Mosbach am Freitag mit.

Den vier Männern war am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station der Psychiatrie gelungen. Noch auf der Flucht ist Cristian Duga. Der 36-Jährige sieht nach Polizeiangaben südeuropäisch aus, ist gut 170 Zentimeter groß und wiegt etwa 57 Kilogramm. Er hat Piercings in beiden Ohren und diverse Tätowierungen, braune Augen sowie dunkle, kurze Haare. Zu seiner Kleidung machte die Polizei keine Angaben.

Ebenfalls gesucht wird nach dem 28-jährigen Mekail Ademi. Dieser misst knapp einsfünfundachtzig, wiegt etwa 70 Kilogramm und wird vom Polizeipräsidium Heilbronn als "hager" bezeichnet. Ademi habe eine Hakennase und "Geheimratsecken", hieß es. Er habe braune Augen und einen Bartansatz. Was er zum Zeitpunkt trug, ist unbekannt. Das gilt auch für den dritten Flüchtigen, Yousef Cherif. Laut der Polizeibeschreibung ist der 24-Jährige knapp 190 Zentimeter groß und bringt etwa 69 Kilogramm auf die Waage. Sein Aussehen beschreiben die Ermittler als "nordafrikanisch". Auch er hat Piercings in beiden Ohren. Weitere Merkmale seien seine O-Beine sowie mehrere Narben. Seine Augen sind braun, die schwarzen Haare kurz und gelockt.

Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Heilbronn sollen die vier Männer in einem der oberen Stockwerke der Klinik ein Fenster aufgedrückt und sich danach abgeseilt haben. Es gebe Hinweise, dass sie den Ausbruch auch gemeinsam geplant hätten. Daher werde unter anderem wegen gemeinschaftlich begangener Gefangenenmeuterei ermittelt. Auf RNZ-Anfrage machte das Klinikum am Weissenhof keine weiteren Angaben zur Sache und verwies auf die Ermittlungsbehörden. So blieb am Freitag auch offen, ob die Klinik nach dem Ausbruch ihre Sicherheitsvorkehrungen verschärft hat.

Die Suche nach den drei weiterhin Flüchtigen geht nach Angaben der Polizei unterdessen mit gleicher Intensität weiter. Man werte derzeit neue Erkenntnisse aus und halte den Fahndungsdruck aufrecht, hieß es am Freitagvormittag. Weitere Angaben zur Fahndung machten die Beamten aus "ermittlungstaktischen Gründen" vorerst nicht.

Laut Polizei gelten die Männer als gefährlich. Drei von ihnen sind rechtskräftig verurteilte Straftäter. Unklar war aber zunächst, warum sie im Maßregelvollzug untergebracht waren. Gegen den vierten Mann läuft laut einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Heilbronn aktuell ein Verfahren wegen versuchten Totschlags. Die Anklage gegen den Algerier sei im Juli erhoben worden.

Beim Maßregelvollzug geht es um die Unterbringung psychisch kranker oder suchtkranker Straftäter. Ziel ist der Schutz der Bevölkerung und eine Therapie der Patienten. Bei drei der vier geflüchteten Männer stand nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Stuttgart jedoch ein Abbruch der Therapie bevor.

Info: Die Kriminalpolizei Heilbronn nimmt Hinweise aus der Bevölkerung entgegen und ist rund um die Uhr erreichbar unter der Telefonnummer 07131/104-4444, E-Mail: HEILBRONN.KD@polizei.bwl.de

Update: Freitag, 24. September 2021, 19 Uhr


Nach Flucht aus Psychiatrie: Polizei fahndet noch nach Straftätern 

Weinsberg. (dpa) Vier aus der geschlossenen Psychiatrie in Weinsberg entkommene Männer sind weiterhin auf der Flucht. Man fahnde noch nach den Männern - drei von ihnen sind verurteilte Straftäter, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Heilbronn am Freitagmorgen.

Wie die Männer zwischen 24 und 37 Jahren am Mittwochabend aus der geschlossenen Station des Klinikums im Landkreis Heilbronn entkamen, ist weiter unklar. Die Polizei hat Fotos der Flüchtigen veröffentlicht (siehe unten) und hofft auf Hinweise aus der Bevölkerung.

Wer die Männer sehe, solle sich nicht in Gefahr begeben, sondern die Polizei rufen, hieß es.

Update: Freitag, 24. September 2021, 8.30 Uhr


Mehrere Straftäter flüchten aus geschlossener Klinik 

Die vier Männer gelten als gefährlich. Es gibt keine Hinweise auf Bewaffnung. Die Polizei gibt Personenbeschreibungen heraus.

Heilbronn. (pol/lyd/dpa) Es ist kurz vor 22 Uhr, als vier Männern am Mittwochabend die Flucht aus der geschlossenen Station des Klinikums am Weissenhof gelingt. Nach Polizeiangaben gelten sie als gefährlich, drei von ihnen sind rechtskräftig verurteilte Straftäter. "Wenn sie gesehen werden, sollten sich die Menschen nicht in unnötige Gefahr begeben, sondern die Polizei rufen", sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. Trotz Öffentlichkeitsfahndung, Einsatz eines Hubschraubers und zahlreichen Polizisten vor Ort fehlte bis zu diesem Zeitpunkt von den vier Flüchtigen aber jede Spur.

Wie die Männer aus der Psychiatrie in Weinsberg fliehen konnten, bleibt zunächst ebenso unklar wie die Frage, weshalb sie dort im Maßregelvollzug untergebracht waren. Man habe nach der Flucht "sofort" und "unverzüglich die Polizei eingeschaltet", teilte das Klinikum lediglich mit. Es würden "intensive Ermittlungen" zu den Details der Flucht geführt. Weitere Angaben wollte ein Sprecher des Klinikums zunächst unter Verweis auf die Ermittlungen nicht machen.

Beim Maßregelvollzug geht es nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Stuttgart um die Unterbringung psychisch kranker oder suchtkranker Straftäter. Ziel ist der Schutz der Bevölkerung und eine Therapie der Patienten. Bei drei der vier nun geflüchteten Männer habe aber ein Abbruch der Therapie bevorgestanden, teilte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag mit.

Gesundheitsminister Manfred Lucha (Grüne) hatte in der Vergangenheit gefordert, Straftäter in diesem Fall möglichst schnell in Gefängnissen unterzubringen: "Solche Delinquenten sind im Maßregelvollzug schwer zu handhaben", sagte er nach dem Ausbruch mehrerer Straftäter aus einer Klinik in Calw im April 2019.

Nach Angaben des Ministeriums beschäftigt sich deshalb eine Arbeitsgruppe von Bund und Ländern mit einer Änderung des betreffenden Paragrafen im Strafgesetzbuch. "Ihre Arbeit steht kurz vor dem Abschluss", sagte ein Ministeriumssprecher am Donnerstag.

Patienten in Psychiatrien gelingt es trotz Sicherheitsvorkehrungen der Kliniken immer wieder, aus geschlossenen Stationen zu fliehen. Im vergangenen Jahr gab es in Baden-Württemberg nach Angaben des Gesundheitsministeriums 47 solcher Fälle, bei 1252 Patienten landesweit sei das ein Anteil unter 4 Prozent. In allen Kliniken im Südwesten prüften Sicherheitsbeauftragte die Vorkehrungen gegen solche Fluchtversuche regelmäßig.

SPD und FDP wollen das Thema aber noch einmal im Landtag behandeln. Man habe beantragt, dass sich der Sozialausschuss am Mittwoch mit dem Vorfall befasse, hieß es in einer gemeinsamen Mitteilung. Minister Lucha müsse erklären, wie es zu der Flucht kommen konnte, sagte SPD-Abgeordneter Florian Wahl. Man wolle von Lucha wissen, "mit welchen konkreten Maßnahmen er dafür Sorge trägt, dass sich ein solcher Fall im Land nicht wiederholen kann", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der FDP, Jochen Haußmann.

Von den vier Männern aus der Psychiatrie in Weinsberg fehlte zunächst noch jede Spur. Es gebe zwar keine konkreten Hinweise darauf, dass die Flüchtigen bewaffnet seien, sagte ein Polizeisprecher. "Aber ausschließen können wir es natürlich nicht." Wer in der Region Heilbronn mit dem Auto unterwegs sei, solle deshalb keine Anhalter mitnehmen.

Hinweise aus der Bevölkerung zu den Flüchtigen im Alter von 24 bis 37 Jahren nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 07131/ 104-4444 entgegen. Das Landeskriminalamt veröffentlichte Fotos, Namen und Beschreibungen der Männer im Internet. Zwar seien dazu auch Hinweise eingegangen, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstagnachmittag. "Es liegen aber keine Hinweise vor, wo sich die Männer momentan aufhalten könnten."

Wer erkennt die beschriebenen Männer und kann weitere Hinweise auf den Aufenthaltsort geben?

> DUGA, Cristian: etwa 1,71 Meter groß, etwa 57 Kilogramm, 36 Jahre alt, Piercings im linken und rechten Ohr, diverse Tätowierungen, braune dunkle kurze Haare, Kleidung unbekannt.

> ADEMI, Mekail: etwa 1,84 Meter, etwa 70 kg, 28 Jahre alt, hager, Geheimratsecken, braune Augen, Bart, Kleidung unbekannt.

> CHERIF, Yousef: etwa 1,89 Meter, etwa 69 kg, 24 Jahre alt, schlank, Piercing im Ohr links und rechts, O-Beine, mehrere Narben, braune Augen, kurze schwarze gelockte Haare, Kleidung unbekannt.

Update: Donnerstag, 23. September 2021, 16.48 Uhr

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