Von Tillmann Bauer
Heidelberg. Cristiano Ronaldo wurde in Lissabon gesichtet. In den Sozialen Medien war am Montagmorgen ein kurzer Videoclip aufgetaucht, in dem der Superstar mit schwarzem Rucksack auf dem Rücken durch die berühmte Altstadt schlenderte. Doch Fehlalarm, kein CR7: Es war "nur" Andy Schmid (oder AS2) – der Schweizer erlaubte sich bei der Sightseeingtour einen kleinen Spaß, zog sich eine Ronaldo-Maske aus Pappe über’s Gesicht und posierte mit dem so typischen Ronaldo-Jubel: "Siuuu!" Bei Instagram schrieb Schmid: "Wenn du in Portugal bist …"
Viele lustige Reaktionen gab’s. Na ja, da war die Stimmung noch gut – wenige Stunden später war für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen Tristesse angesagt: Im Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde zur EHF European League verlor der Bundesligist am späten Dienstagabend auswärts bei Benfica Lissabon mit 28:33 (13:18). Das Hinspiel in Heidelberg endete vergangene Woche noch 31:31-Unentschieden.
Nun ist also die Katastrophe eingetreten. Die Löwen spielen in diesem Jahr nicht europäisch – die Pleite bedeutet das erstmalige Verpassen des internationalen Wettbewerbs seit dem Aufstieg der SG Kronau/Östringen 2005 in die Bundesliga.
Lichter aus in Lissabon.
"Was wir gezeigt haben", sagte Trainer Klaus Gärtner, "war in allen Bereichen nicht genug."
Eigentlich war’s wie im Hinspiel. Hinten trafen für Lisboa Petar Djordjic und Lazar Kukic aus der zweiten Reihe wie sie wollten, vorne gab’s Fehlwürfe und technische Fehler im Minutentakt.
Schmid sah die Parallelen: "Es war ein Spiegelbild. Wir verwerfen gute Chancen wie am Fließband." Die Portugiesen, die permanent vom lautstarken Gesang ihrer Fans unterstützt wurden, waren heiß – sie zogen schnell auf 9:4 (13.) davon, die Begegnung (und die Europa-Quali) entglitt den Löwen schon da. Trainer Gärtner versuchte alles: Im linken Rückraum durften sich erst Lukas Nilsson, dann Philipp Ahouansou und kurz darauf Juri Knorr versuchen. Nun ja, wenn’s für den ersten Abschnitt, in dem Andreas Palicka und Nikolas Katsigiannis schon wieder 18 (!) Mal hinter sich greifen mussten, einen Lichtblick gab, dann war es der junge Nationalspieler. Knorr leistete sich zwar auch zu Beginn einen Abspielfehler, machte dann aber Dampf, traf selbst das Tor oder holte Strafwürfe raus.
Ganz chancenlos war man also nicht. Im zweiten Abschnitt hatten sich die Löwen zweimal bei eigener Überzahl auf zwei Tore herangekämpft (18:20/42. Minute und 22:24/49.), verfielen dann aber, anstatt die Partie zu drehen, direkt wieder in alte Muster – insgesamt 18 Fehlwürfe leisteten sich die Badener in der ganzen Begegnung.
Gärtner meinte dazu: "In den entscheidenden Momenten hatten wir nicht das Nervenkostüm, um das Spiel zu drehen." Die Quittung gab’s hinterher.
Ach ja, zurück zu CR7. Ronaldo ist mittlerweile 36 Jahre alt (oder jung?) und wagt es trotzdem nicht einmal, ans Karriereende zu denken.
Was Andy Schmid – 38 Jahre – bald in der Schweiz macht, nachdem er die Löwen im Sommer verlassen wird, ist noch nicht bekannt.
Dass er sich nach all den Erfolgen nun in einem Qualifikationsspiel (wahrscheinlich für immer) von der europäischen Bühne verabschiedet, ist traurig. Da hilft auch kein lustiges Instagram-Video.
Lissabon: Garcia 1, Borges 1, Djordjic 7, Kukic 4, Rahmel 6/3, Källmann 6, Moreira 1, Moraes 4, Grigoras 2.
Löwen: Ahouansou 2, Knorr 6, Schmid 4, Kohlbacher 4, Nilsson 1, Gensheimer 5/2, Helander 1, Groetzki 2, Lagergren 2.
Strafminuten: Grigoras 2, Garcia 2, Borges (Rot) – Kohlbacher 2, Abutovic 4, Groetzki 2.
Stenogramm: 3:1 (5.), 7:4 (10.), 9:5 (15.), 11:6 (20.), 15:9 (25.), 18:13 (Halbzeit), 19:15 (35.), 20:17 (40.), 23:19 (45.), 25:22 (50.), 28:25 (55.), 33:28 (Ende).